Lob und Dank für die Präsentation der Anthologie der russlanddeutschen Literatur in Tjumen

Am 12. Dezember fand in Tjumen das Netzwerkprojekt „Litera@tour.de“ als eine der Veranstaltungen im Rahmen des Kreuzjahres deutschen Sprache und Literatur in Russland und der russischen Sprache und Literatur in Deutschland statt.

Am 12. Dezember fand in Tjumen das Netzwerkprojekt „Litera@tour.de“ als eine der Veranstaltungen im Rahmen des Kreuzjahres deutschen Sprache und Literatur in Russland und der russischen Sprache und Literatur in Deutschland statt. Wie im Vorfeld bereits berichtet wurde, wird das Projekt auf Initiative des Internationalen Verbands der deutschen Kultur (IVDK) durchgeführt und nun in der Bibliothek der Staatlichen Universität Tjumen vorgestellt.


An der Veranstaltung nahm der Schriftsteller, Dichter, Regisseur, Komponist, Künstlerischer Leiter des Tanztheaters „Ljaplen“, Mitglied der Künstlervereinigung der Russlanddeutschen (KVRD) und Träger des Ehrenabzeichens des Kulturministeriums der Russischen Föderation „Für Leistungen im Bereich der Kultur“ Arnold Reinik teil und stellte die Anthologie der russlanddeutschen Literatur „Der misstrauischen Sonne“ gemeinsam mit den Schriftstellern und Mitbeitragenden der Anthologie, Alexander Schuklin und Galina Danilina vor.

Die Redaktion des Informationsportals RusDeutsch hat nun eine Rückmeldung zu der Veranstaltung erhalten:

„Man könnte diese Begegnung am ehesten mit einem euphorischen Ausbruch vergleichen. Allgemein wird angenommen, dass die Lektüre von Poesie an einem ruhigen und abgeschiedenen Ort, auf einem gemütlichen Sofa, eingelullt in eine warme Decke mit einer Tasse Kaffee assoziiert wird. Ungefähr so stellte ich mir auch das Treffen mit Arnold Reinik vor. Während sich das Publikum allmählich zusammenfand, entdeckte ich einen Mann in kleiner Entfernung auf einem Stuhl sitzen. Er wirkte ganz ruhig und es schien so, als ob er nichts von dem bemerkte, was sich um ihn herum abspielte. Nur der konzentrierte Ausdruck in seinen Augen ließen seine innerliche Anspannung und Aufregung erahnen. Als der Vortrag begann, schien alles wie geplant zu laufen: Fakten, biographische Fragmente, Auszüge aus Gedichten berühmter russlanddeutscher Schriftsteller und Dichter.

Die Anthologie beiseite gelegt, trat Arnold Reinik irgendwann plötzlich in die Mitte des Saals und es begann das Unerwartete: Mit sehr lauter und geübter Stimme trug Arnold Reinik einen Monolog über Stille vor. Ich hätte nie gedacht, dass man über Stille so kurzweilig und tiefgründig sprechen konnte. Und dass Stille so viel denjenigen mitteilen kann, die imstande sind, ihr zu lauschen. Bereits die ersten Zeilen seines Gedichts „Es wohnt in Frauen eine heilige Stille...“ («Есть в женщинах святая тишина...») lösten in uns allen ein Gefühl seltsamer Verbundenheit und spirituellen Nachdenkens aus...nachdem wir uns wieder der Realität verbunden fühlten, schienen fast anderthalb Stunden vorbeigegangen zu sein...

Zum Abschluss unseres Treffens erzählte uns Arnold Reinik, dass für ihn die Lektüre von Poesie und deren Lesung auf Konzerten eine Reinigung des Gewissens darstelle, und wir alle fühlten uns von der edlen Wirkung seiner Worte tief berührt: „Ich lege das Gedicht in meine Hand und umschließe es mit drei Fingern, so, als ob ich betete, und läutere mein Gewissen mit dem Gebet“ («я стих сложу тремя перстами, как молюсь, и совесть той молитвою почищу») und „mein Gewissen trocknet wie das gereinigte Hemd im Wind“ («и сохнет моя совесть, постираной рубашкой на ветру»...).

Allerdings finde ich es bedauerlich, dass solche Begegnungen mit Schriftstellern, die auf so wundervoll lebendige Art und Weise den Inhalt ihrer Werke wiedergeben können, selten zustande kommen. Die Poesie sollte genauso wie die Musik und Malerei Bestandteil unseres täglichen Lebens sein, uns auf Schritt und Tritt begleiten und uns zu verstehen helfen, was um uns herum geschieht, „die richtige Wahl jeden Augenblick zu treffen“, „die heilige Stille in sich zu hören“, „behutsam auf seine Schutzengel zu achten“, und stets „die warmen Hände seiner Mutter und ihren liebenden Blick in Erinnerung zu behalten“.

Ich möchte meinen größten Dank für die Organisation dieses Treffens zum Ausdruck bringen und auch dafür danken, dass sich die Organisatoren damit dem Erhalt wertvoller Schriften in Anthologien und Sammlungen russlanddeutscher Dichter und Schriftsteller widmen. Vollauf zufrieden mit dem Abend kann ich mit Zuversicht sagen, dass wir Russlanddeutschen etwas haben, worauf wir stolz sein können und wovon wir unseren Freunden und auch Widersachern erzählen können.“


Übersetzt aus dem Russischen. Hier finden Sie den russichsprachigen Beitrag.

Pressedienst IVDK
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Früher zum Thema:

„Litera@tour.de“: Eine literarische Tournee durch Russland
09.12.2014

Im Rahmen des Kreuzjahres der deutschen Sprache und Literatur in Russland und der russischen Sprache und Literatur in Deutschland organisierte der Internationale Verband der deutschen Kultur gemeinsam mit dem Literaturklub „Die Welt im Wort“ und mit Unterstützung der Deutschen Botschaft in Moskau das russlandweite Netzwerkprojekt „Litera@tour.de“. Im Laufe des Jahres fanden in zehn Regionen Russlands literarische Veranstaltungen wie Lesungen und Autorentreffen statt, die die Popularisierung und Förderung der russlanddeutschen Literatur zum Ziel hatten. Zur Teilnahme am Projekt eingeladen waren Schriftsteller, Dichter, Literaturkritiker und -wissenschaftler, Übersetzer, Journalisten, gesellschaftliche Aktivisten, Politiker, Unternehmer, Mitglieder regionaler gesellschaftlicher Organisationen der Russlanddeutschen sowie alle interessierten Leser.

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