„Es kam ein gutes Echo zurück”: Karin von Berg, Leiterin der Deutschen Schule, verlässt Moskau nach acht Jahren

Am 5. Juni verabschiedet sich Karin von Berg als Leiterin der Deutschen Schule Moskau. Unter ihr bekam die Schule das Siegel „Exzellente Auslandsschule“ verliehen. Weggefährten stellen ihr ein hervorragendes Abschlusszeugnis aus und würdigen ihre Verdienste (Moskauer Deutsche Zeitung, Ausgabe Nr. 11 (402), Juni 2015). 

Am 5. Juni verabschiedet sich Karin von Berg als Leiterin der Deutschen Schule Moskau. Unter ihr bekam die Schule das Siegel „Exzellente Auslandsschule“ verliehen. Weggefährten stellen ihr ein hervorragendes Abschlusszeugnis aus und würdigen ihre Verdienste (Moskauer Deutsche Zeitung, Ausgabe Nr. 11 (402), Juni 2015).

Nach acht Jahren als Schulleiterin an der Deutschen Schule verlässt Karin von Berg Moskau. Sie hat die maximal mögliche Verweildauer einer Direktorin an einer Auslandsschule erreicht. Ihren zunächst sechsjährigen Vertrag hatte sie 2013 um zwei Jahre verlängert. Ende Juli wird sie Moskau verlassen. Bis dahin steht aber noch sehr viel Arbeit an, bis sie die Leitung an ihren Nachfolger übergeben kann. Zwischenstand der ungelesenen Mails: 439.

Ihren Abschluss wird sie bereits am 5. Juni gemeinsam mit den Abiturienten feiern. Das hat sie sich so gewünscht. „Als die jetzigen Abiturienten in die Sekundarstufe kamen, bin ich an die Schule gekommen. Ich habe sie nun acht Jahre bis zum Abitur begleitet. Ich mag solche Zahlenspiele“, sagt sie im Berliner Dialekt. „Es gibt für mich außerdem keinen besseren Ort, als den Abschied in Verbindung mit dem Schulabschluss, also dem Ziel dieser Schule, zu feiern.“

„Ich hinterlasse eine sehr gut entwickelte deutsche Schule. In allen Bereichen entspricht sie den geforderten Standards für eine deutsche Schule. In vielen Fällen geht sie darüber hinaus. Das ist Fakt. Das haben wir hier als Team geschafft“, sagt von Berg. Aber stimmt auch, was von Berg als Resümee ihrer Zeit als Schulleiterin zieht? Werner-Dieter Klucke hatte zunächst als Elternteil, dann als Kulturreferent der Deutschen Botschaft Moskau viel mit ihr zu tun. Er stellt ihr ein exzellentes Zeugnis aus: „Frau von Berg hat Klasse, ist fachkompetent und im Umgang mit Menschen toll. Betragensnote: exzellent! Sie gäbe sicher auch eine gute Diplomatin ab.“ Sie habe besonders im Umgang mit der „schwierigen Spezies“ Eltern, der er selbst auch angehöre, ein gutes Händchen bewiesen. Ihr sei es zudem gelungen, ein Netzwerk auch außerhalb der Schule aufzubauen. Das habe zum Beispiel dazu geführt, dass es nun Zusatzprojekte für Schüler gebe, die von der Wirtschaft gefördert würden – etwa Schülerpraktika in der 9. Klasse. „Karin von Berg hat immer wieder interessante Gäste in die Schule geholt – zum Beispiel Bundestagsabgeordnete oder den in Moskau spielenden deutschen Fußballer Kevin Kuranyi (siehe Foto von 2012). Gesellschaftliches Engagement: Note eins“, sagt Klucke vergnügt.

Besonders müsse man betonen, dass sie an der Deutschen Schule Moskau nicht nur Pädagogin, sondern auch Bauleiterin, Verwalterin und Managerin gewesen sei. Auch das Wirtschaftsunternehmen „Deutsche Schule“ und den angeschlossenen Kindergarten habe sie hervorragend geleitet. Es sei zudem auch ihr Verdienst, dass die Schule 2010 das Prädikat „Exzellente Auslandsschule“ erhalten habe und wohl im nächsten Jahr verteidigen werde. Auch Heinrich Steinhauer, langjähriges Vorstandsmitglied des Trägervereins der Schule, kann das bestätigen: „Ich gebe ihr nur die besten Noten. Sie ist eine wahre Powerfrau. Ich habe selten jemanden gesehen, der sich so bedingungslos der Sache verpflichtet.“

Sie habe es geschafft, aus dem Kollegium der Lehrer, meist eher Einzelkämpfer, ein Team zu formen. Zudem habe sie eingeführt, dass Prozesse schriftlich dokumentiert werden. „Das ist besonders aufgrund der hohen Fluktuation der Lehrer und Schüler, wie das bei Botschaftsschulen normal ist, sehr wichtig.“ Im Durchschnitt bleiben Lehrer nur etwa drei Jahre an einer Auslandsschule. Der Mehraufwand habe im Kollegium teilweise für Widerstand gesorgt. Angeeckt sei sie sonst höchstens damit, dass sie anderen das gleiche Engagement abverlangt habe, wie sich selbst. Steinhauer ist voll des Lobes für die Schulleiterin. Er wird auch beim Abschied die Laudatio halten.

„Ich bin traurig, Moskau zu verlassen, aber auch stolz, wie das alles abgelaufen ist“, blickt die Berlinerin auf ihre Moskauer Zeit zurück. Für die Zukunft, würde sich Karin von Berg darüber freuen, wieder an eine Auslandsschule entsandt zu werden – gern in Osteuropa. Doch zunächst muss sie zurück nach Berlin. Als Beamte wurde sie damals von ihrem Bundesland nach Moskau geschickt. Momentan sucht sie eine „herausfordernde Tätigkeit“.

„Im Vorwort des nächsten Jahrbuchs der Deutschen Schule wird stehen: „Ich hätte nie geglaubt, dass ich so ein Russlandversteher werden könnte. Ich beziehe das auf Land und Leute, wie sie hier leben. Ich habe in den Wald hineingerufen und es kam ein gutes Echo zurück. Das bleibt für mich Russland.“

Simon Schütt
Moskauer Deutsche Zeitung, Ausgabe Nr. 11 (402), Juni 2015

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