Deutsch, Traditionen, Musik und anderes mehr

Einige Eltern, deren Kinder den Kindergarten Nr. 28 in Jarowoje der Altairegion besuchen, wundern sich nicht, wenn ihre Kleinen zu Hause nicht nur Russisch sprechen, sondern auch einfache Redewendungen in Deutsch gebrauchen oder zu den Festen neben russischen auch deutsche Lieder singen sowie Gedichte in deutscher Sprache rezitieren. Schon zwei Jahre lernen die Kleinen in diesem Kindergarten Deutsch mit der Kindergartenleiterin Jelena Lobatsch. Die meisten dieser Kinder stammen aus russlanddeutschen Familien. Der Sprachkurs, der neben dem Deutschunterricht zahlreiche andere Veranstaltungen und Projekte vorsieht, ist dank der Unterstützung des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur (IVDK) möglich (Zeitung für Dich, Ausgabe Nr. 5 (3750), Mai 2015). 

Einige Eltern, deren Kinder den Kindergarten Nr. 28 in Jarowoje der Altairegion besuchen, wundern sich nicht, wenn ihre Kleinen zu Hause nicht nur Russisch sprechen, sondern auch einfache Redewendungen in Deutsch gebrauchen oder zu den Festen neben russischen auch deutsche Lieder singen sowie Gedichte in deutscher Sprache rezitieren. Schon zwei Jahre lernen die Kleinen in diesem Kindergarten Deutsch mit der Kindergartenleiterin Jelena Lobatsch. Die meisten dieser Kinder stammen aus russlanddeutschen Familien. Der Sprachkurs, der neben dem Deutschunterricht zahlreiche andere Veranstaltungen und Projekte vorsieht, ist dank der Unterstützung des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur (IVDK) möglich (Zeitung für Dich, Ausgabe Nr. 5 (3750), Mai 2015).

Die kleinen Lerner warten auf jeden Deutschunterricht mit Ungeduld. Sie wissen, hier können sie irgendwelche spannende Abenteuer erleben. Entweder passiert etwas mit dem Hase Hans, oder braucht Maus Micki ihre Hilfe. Jedes Mal wird den Kindern irgendwelche spielerische Situation vorgeschlagen, in der sie unmerkbar und locker etwas Neues aus der deutschen Sprache lernen. So wird ihnen spielerisch mittels Lieder und Bewegungsspielen beigebracht, wie man einander begrüßt und wie man sich verabschiedet, wie man kurz sich und seine Familie vorstellt, Farben und Spielzeuge nennt, das Wetter in verschiedenen Jahreszeiten mit einfachen Worten beschreibt, Gegenstände, Obst und Gemüse wie Tiere kurz charakterisiert.

„Die Sprache widerspiegelt die Kultur eines beliebigen Volkes. Darin liegt sein Erbe“, sagt die Kindergartenleiterin Jelena Lobatsch. „Es ist sehr gut, dass die russlanddeutschen Kinder solche Möglichkeit haben, die Sprache und Kultur ihrer Vorfahren kennen zu lernen. Dabei setzen wir uns nicht zum Ziel, dass unsere Zöglinge gleichmäßig zwei Sprachen sprechen können. Wir verstehen, dass dazu spezielle Verhältnisse geschaffen werden sollen. Die Kinder können nur dann zweisprachig werden, wenn sie stets zwei Sprachen sprechen, auch in der Familie. Sprechen die Eltern kein Deutsch zu Hause, so können die Kleinen diese Sprache nicht einwandfrei im Kindergarten beherrschen.“ So oder anders erzählt jedes Kind seinen Eltern zu Hause, was im Kindergarten Interessantes passiert. Unter anderem demonstriert es alles, was man im Deutschunterricht lernte. Da können die Eltern auch nicht gleichgültig bleiben. So oder anders sind sie gezwungen, Deutsch mit ihren Kindern zu lernen.

„Aber die Eltern werden in den Lernprozess nicht nur als passive Beobachter miteingezogen. Das Kollektiv unseres Kindergartens organisiert auch viele Veranstaltungen für die ganzen Familien“, schildert Jelena Wassiljewna. Sehr interessant wurde im April dieses Jahres beispielsweise das Osterfest „Kartoffelsalat“ für die russlanddeutschen Familien durchgeführt. Kurz vor dem Fest versammelten sich die Mütter nach der Arbeit im Kindergarten in der „Osterhasenwerkstatt“, um Osterhasen zu nähen. Die Osterhasen sind verschiedenartig gelungen, sind aber alle lustig und nett. Diese von Müttern gefertigten Osterhäschen waren dann aktive Teilnehmer dieser Veranstaltung, die den Kleinen Ostereier und Süßigkeiten brachten. Auf dem Fest selbst erfüllten große wie kleine Familienmitglieder verschiedene Aufgaben. Sie beantworteten Fragen über Ostertraditionen, aus der Geschichte der Russlanddeutschen, versuchten musikalische Werke der deutschen Komponisten zu erkennen, kleideten Puppen in deutsche Nationaltrachten und tauschten Rezepte der traditionellen Gerichte der russlanddeutschen Küche aus. In einer lustigen sportlichen Stafette stellte Groß und Klein mit gleichem Vergnügen Schnelligkeit und Fertigkeit auf Probe. Für alle Aufgaben wurden die Teilnehmer mit einer Zutat des deutschen Kartoffelsalats belohnt. Anschließend wurden alle Zutaten gemischt. Der Salat war fertig. Ihn probierten alle mit Spaß während der gemeinsamen Teerunde.

Das war nicht das einzige Projekt, das während dieses Schuljahres in der Sprachgruppe des Kindergartens realisiert wurde. Es gab noch das Weihnachtsfest und das Märchenkaleidoskop. Im Letzteren machten sich die Kinder mit deutschen Märchen bekannt und inszenierten einige davon. Besonders stolz ist man in diesem Kindergarten auf die Arbeitsgemeinschaft „Lustiges Orchester“. Extra für dieses Orchester wurden ungewöhnliche Musikinstrumente gekauft. Unter der Leitung von Larissa Schekera lernten die kleinen Musiker solche Instrumente wie Xylophon, Metallophon, Chimes, Tamburin und Maracas spielen. Die Auftritte dieses Lärmorchesters sind im Kindergarten sehr populär. Die kleinen Artisten führen Polkas und Walzer von den bekannten deutschen Komponisten Strauß, Mozart, Schubert und Schumann aus. Außerdem machen sie sich mit der musikalischen deutschen Folklore bekannt.

In diesem Kindergarten lernen nicht nur die Kleinen, sondern auch die Pädagogen selbst. „Um erfolgreich die Kinder zu lehren, muss sich auch der Lehrer
stets weiterbilden, neue Unterrichtsmethoden einsetzen und mit der Zeit Schritt halten“, meint Jelena Lobatsch. Deswegen versäumt die Deutschlehrerin
selten die Möglichkeit, ihre pädagogische Meisterschaft zu vervollkommnen. Sie nimmt aktiv an zentralen Fortbildungsseminaren teil. Daneben ist Jelena Lobatsch Multiplikatorin der Spracharbeit in der Altairegion und moderiert selbst die regionalen Seminare für die Lehrkräfte der deutschen Kulturzentren.

Im Mai vorigen Jahres beteiligte sich Jelena sogar am Seminar „Deutsch im Kindergarten und in der Unterstufe. Zweisprachige Erziehung“ in Berlin. Somit hatte sie das Glück, praktisch zu erleben, wie die Kleinen im Berliner Kindergarten namens Tom Sawyer Englisch und Deutsch lernen, wie man hier solche Verhältnisse schuf, dass die Kinder gezwungen sind, in beiden Sprachen im gleichen Umfang zu verkehren.

Während des theoretischen Blocks machten sich die Seminarteilnehmer mit theoretischen Aspekten des vollen Versinkens in das Sprachmilieu bekannt, besprachen, welche persönlichen und professionellen Eigenschaften ein Lehrer haben muss. Daneben besuchten sie auch eine Englischstunde, die auch mit vollem Versenken ins Sprachmilieu durchgeführt wurde. Diese Erlebnisse in Berlin inspirierten die Lehrerin zu neuen Ideen.

So beteiligte sich die Kindergärtnerin zusammen mit den Kindern am Wettbewerb „Abenteuer von Schrumdi“, der vom IVDK ausgeschrieben wurde. Die kleinen Deutschfreunde machten sich mit Jelena Lobatsch und der Lehrerin für bildende Kunst Nina Gudkowa zuerst mit den spannenden Geschichten der lustigen Märchengestalt Schrumdi bekannt. Dann malten sie nach dem Inhalt dieser Geschichten Zeichnungen und fertigten ein Buch an. Dieses Buch belegte in diesem Wettbewerb den zweiten Platz.

„Die beste Belohnung für unser Kollektiv sind nicht nur die Siege unserer Zöglinge in verschiedenen Wettbewerben, sondern auch ihr und ihrer Eltern Interesse für die deutsche Kultur und Sprache“, so Jelena Lobatsch. „Wenn die Eltern nach den Veranstaltungen sagen, dass sie sich wie nach Deutschland versetzt fühlten, heißt es für uns, dass dieses Projekt gelungen ist.“

Eine kleine Insel der deutschen Sprache und Kultur zu schaffen, das ist neben anderem auch das Ziel des Kollektivs des Jarowojer Kindergartens Nr.28. „Wir sind sicher, dass unsere Arbeit dazu beitragen kann, die kulturellen und Bildungsbedürfnisse der Russlanddeutschen zu decken und ihr kulturelles Erbe wie nationale Besonderheiten aufzubewahren. Hoffentlich weckt sie auch das Interesse für deutsche Sprache nicht nur unter den Russlanddeutschen. “

Text: Swetlana Demkina
Fotos: Kindergarten-Archiv
Zeitung für Dich, Ausgabe Nr. 5 (3750), Mai 2015

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