Ansprache des Präsidenten der FNKA der Russlanddeutschen zum Gedenk- und Trauertag

Jedes Jahr am 28. August gedenken alle Russlanddeutschen ihren Vätern und Großvätern, die im Jahre 1941 ungerechtfertigterweise der Kollaboration mit Hitler-Deutschland beschuldigt und in Arbeitslager nach Sibirien und Kasachstan deportiert wurden. Für die Sowjetdeutschen wurde dieser Tag zu einem tragischen Meilenstein, der das Schicksal des deutschen Volks für immer verändern sollte. 

Jedes Jahr am 28. August gedenken alle Russlanddeutschen ihren Vätern und Großvätern, die im Jahre 1941 ungerechtfertigterweise der Kollaboration mit Hitler-Deutschland beschuldigt und in Arbeitslager nach Sibirien und Kasachstan deportiert wurden. Für die Sowjetdeutschen wurde dieser Tag zu einem tragischen Meilenstein, der das Schicksal des deutschen Volks für immer verändern sollte.

Ansprache des Präsidenten der FNKA der Russlanddeutschen und Mitglieds des Präsidiumsrates für Internationale Beziehungen beim Präsidenten der Russischen Föderation, Heinrich Martens zum Gedenk- und Trauertag:

Liebe Freunde!

In diesem Jahr sind es 74 Jahre seit dem Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR, welches die Wolgadeutschen der Spionage und Sabotage beschuldigte. Auf dieser Grundlage wurde befohlen, alle Wolgadeutschen nach Sibirien und Kasachstan zu deportieren und die autonome Republik der Sowjetdeutschen in kürzester Zeit aufzulösen. Bald nach der Deportation der Wolgadeutschen folgte die Deportation der Russlanddeutschen aus anderen Regionen des europäischen Teils des Landes.

In den Kriegsjahren fielen den Deportationen und Repressionen auf nationaler Grundlage viele Vertreter anderer Völker der Sowjetunion zum Opfer.

An diesem Tag gedenken wir denjenigen, die die Strapazen der Arbeitsarmee leider nicht überlebten und all denjenigen, die diesen Schicksalsschlag trotz aller Erniedrigungen, Entbehrungen und Not überwanden. Wir gedenken unseren Vätern und Großvätern, die die schwierigsten Prüfungen des Lebens überstanden und uns das historische Gedächtnis und die Zuversicht gaben, dass unser Volk nicht verschwinden wird.

Im August 1990 unterzeichnete der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow den Erlass „Über die Wiederherstellung der Rechte aller Opfer politischer Repressionen im Zeitraum 1920-1950“. Leider wurde vieles, was die unterdrückten Völker, einschließlich die Russlanddeutschen, erwarteten, bis heute nicht umgesetzt.

Heute, ein Vierteljahrhundert später, setzen wir viele Hoffnungen auf die von der Regierung der Russischen Föderation angenommenen Konzeption der Staatlichen Politik zum Gedenken der Opfer politischer Repressionen, deren besondere Aufgabe es ist, Bedingungen für den freien Zugang zu Archivmaterial und Gedenkstätten zu schaffen, die kulturellen Werte der unterdrückten Völker der Russischen Föderation zu erhalten und zu fördern sowie Bildungs- und Aufklärungsprogramme hinsichtlich politischer Repressionen zu initiieren. Derzeit werden auf staatlicher und zivilgesellschaftlicher Ebene Maßnahmen in die Wege geleitet, die die Erhaltung des historischen Gedächtnisses, die Aufrechterhaltung internationalen Friedens und Verständnisses und die Erziehung der Jugend im Geiste der Toleranz und gegenseitigen Respekts fördern sollen.

Wir Bürgerinnen und Bürger der Russischen Föderation müssen gemeinsam unser historisches Gedächtnis bewahren, um die Fehler der Vergangenheit in Zukunft zu vermeiden.

Wir erinnern uns.

Mit freundlichen Grüßen,

Präsident der FNKA der Russlanddeutschen,
Mitglied des Präsidiumsrates für Internationale Beziehungen beim Präsidenten der Russischen Föderation,

Heinrich Martens

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