Mit viel Anlauf zum Smalltalk: Russischlernen in Deutschland: Schüler sprechen über Erfahrungen im Unterricht und außerhalb


Russisch ist an deutschen Schulen mit mehr als 100 000 Lernenden die fünftbeliebteste Fremdsprache. Wie wird sie von den Schülern angenommen? Dazu hat die MDZ mit den Zwölftklässlern Catharina Wendtland und Morris Scheithauer vom Samuel-von-Pufendorf-Gymnasium im sächsischen Flöha gesprochen, den diesjährigen Siegern des bundesweiten Sprachwettbewerbs „Spielend Russisch lernen“ (Moskauer Deutsche Zeitung, Ausgabe Nr. 22 (413), November 2015). 

Russisch ist an deutschen Schulen mit mehr als 100 000 Lernenden die fünftbeliebteste Fremdsprache. Wie wird sie von den Schülern angenommen? Dazu hat die MDZ mit den Zwölftklässlern Catharina Wendtland und Morris Scheithauer vom Samuel-von-Pufendorf-Gymnasium im sächsischen Flöha gesprochen, den diesjährigen Siegern des bundesweiten Sprachwettbewerbs „Spielend Russisch lernen“ (Moskauer Deutsche Zeitung, Ausgabe Nr. 22 (413), November 2015).

Wie lange habt ihr schon Russisch in der Schule?

Catharina: Ich seit der sechsten Klasse. Wir konnten zwischen Russisch und Französisch als zweite Fremdsprache wählen. Zu Russisch hatte ich schon eine gewisse Verbindung. Mein Vater spricht die Sprache fließend, er hat in Russland promoviert. Wir haben immer mal russischen Besuch zu Hause. Ich wollte schon als kleines Kind gern verstehen, worüber sich mein Vater mit seinen Geschäftspartnern auf Russisch unterhielt.
Morris: Ich lerne Französisch. (Anm. d. Red: Bei „Spielend Russisch lernen“ treten jeweils ein „Russisch-Könner“ und ein „Russisch-Nichtkönner“ als Team an.) Das war damals für mich als Sechsklässler eher eine Bauchentscheidung. Oft sind die russische und andere slawische Sprachen ja noch mit negativen Ressentiments konnotiert, sowohl was die Erlernbarkeit als auch die Ästhetik betrifft. Mittlerweile halte ich viele dieser Vorurteile für unbegründet.

Wie würdet ihr euer Verhältnis zur russischen Sprache beschreiben? Als herzlich? Pragmatisch? Kühl?

Catharina: Als sehr aufgeschlossen. Wobei ich ehrlich sagen muss, dass sich in meinem Russisch-Kurs die Begeisterung in Grenzen hält. Aber das liegt an jedem selbst.
Morris: Ich habe bei „Spielend Russisch lernen“ die Erkenntnis gewonnen, dass Russisch mit all seinen Facetten eine absolut lohnende Sprache ist. Auf mittlere Sicht möchte ich mich etwas eingehender damit beschäftigen.

Deutsche tun sich meist schwer mit dem Russischen. Was gefällt daran, was weniger?

Catharina: Besonders schwierig sind auf jeden Fall die Grammatik und die vielen, vielen Ausnahmen. Aber wenn man die Sprache beherrscht, hat sie einen ganz besonderen, sehr interessanten Klang.

Wie wird Russisch an eurer Schule unterrichtet?

Catharina: Dafür stehen drei Stunden pro Woche zur Verfügung. Bis zur zehnten Klasse haben wir viel Grammatik gelernt, inzwischen müssen wir uns zu bestimmten Thematiken zusammenhängend äußern können. Ich persönlich würde mir den Unterricht etwas praxisorientierter wünschen, denn ich traue mir bisher nicht zu, einen Smalltalk auf Russisch zu beginnen.

Morris: Generell sollte der Sprachunterricht mehr Begeisterung, Neugierde und Faszination der Schüler wecken. Im 21. Jahrhundert gibt es unzählige moderne Lernmethoden, die das Eintauchen in eine andere Sprache ermöglichen. Ich bedaure, dass man sich das an den Schulen nicht zunutze macht.

Wird im Unterricht auch ein modernes Russlandbild vermittelt?

Catharina: Wir haben uns schon viel mit Landeskunde beschäftigt und natürlich auch mit Moskau und St. Petersburg als modernen Großstädten. Über aktuelle Politik und Putin wird nicht geredet.
Morris: Wenn überhaupt ein Russlandbild in der Schule vermittelt wird, dann nur im Russischunterricht. Ansonsten haben wir lediglich kurz die Oktoberrevolution und die Transformation Russlands in den 90er Jahren tangiert.

Kommt man außerhalb der Schule spontan mit Russisch in Berührung?

Catharina: Praktisch nie. Einmal haben wir in Familie ein Stück Russland erkundet und waren in St. Petersburg. Die Reise hat mir sehr gefallen. Als Belohnung für den Sieg bei „Spielend Russisch lernen“ fahren Morris und ich im Frühjahr für acht Tage nach Moskau und St. Petersburg. Ich bin gespannt auf die neuen Eindrücke.

Beim Bundescup „Spielend Russisch lernen“, der vom Deutsch- Russischen Forum und der Stiftung Russkij Mir veranstaltet wird, habt ihr euch gegen 5000 Schüler aus mehr als 200 anderen Schulen durchgesetzt. Das Finale fand Anfang November mit 16 Teams aus elf Bundesländern im Europa-Park Rust statt. Stolz auf den Sieg?

Morris: Ja. Dass wir aus dem kleinen Flöha Konkurrenz aus Wolfsburg oder Göttingen bezwungen haben, ist fantastisch und für unsere Schule etwas Besonderes. Entsprechend wurde es von den Lehrern gewürdigt. Das Finale war ein einzigartiges Wochenende voller Freude und neuer Kontakte.

Das Interview führte Tino Künzel.
Moskauer Deutsche Zeitung

Rubriken: Wettbewerbe, Ausschreibungen