Zum 110. Einweihungsjubiläum der Peter- und Paulkirche in Moskau


Auf dem Iwanowo Hügel, im Herzen der Moskauer Altstadt, befindet sich die lutherische Kathedrale der Heiligen Apostel Petrus und Paulus. Zahlreiche Touristen - Besucher aus nahen und fernen Ländern - sind überrascht, wenn sie ein europäisches Gebäude im neugotischen Stil unter den vielen orthodoxen Kirchen, die den alten Stadtteil Moskaus schmücken, erblicken. Mit ihren strengen und harmonischen Proportionen, den Grünflächen mit Blumenbeeten und Bänken lenkt sie alle Aufmerksamkeit auf sich. Wie ist diese Kirche im Herzen der russischen Hauptstadt entstanden?

Die ersten Lutheraner unten den eingeladenen Handwerkern, Ärzten und Kaufleuten aus Nordwesteuropa erschienen in Moskau in den letzten Jahren der Herrschaft von Wasilij (1524-1533). Die Kirchengemeinde entstand jedoch später, im Zeitraum zwischen 1560 und 1565, und erst im Jahr 1576 wurde am Ufer des Flusses Jausa, im deutschen Viertel der Stadt, zwischen 1560 und 1565 eine kleine Holzkirche zu Ehren des Erzengels St. Michael gebaut. Im Jahr 1694 legte der mit den Europäern sympathisierende Zar Peter I. den Grundstein für die Kirche zu Ehren der Heiligen Apostel Petrus und Paulus, die in seiner Gegenwart am 3. April 1695 eingeweiht wurde. Die neue Kirche bestand bis 1812 und wurde im Großen Brand von Moskau zerstört.

Im Jahre 1817 erwarb die Gemeinde das Anwesen der Familie Lopuchin in der Nähe der Pokrowka, in der Straße "Starosadskij Pereulok". Mit den finanziellen Mitteln, die der König von Preußen Friedrich Wilhelm III. mit der Unterstützung des Zaren Alexander I. bereitstellte, wurde im Juni des darauffolgenden Jahres das Anwesen zu einer Kirche umgebaut (den Wiederaufbau der Kuppel und des Kreuzes miteinschließend). Am 18. August 1819 wurde die Kirche eingeweiht. Im Februar 1837 erklang darin die erste lutherische Kirchenorgel. Als in der Mitte des Jahrhunderts die Zahl der Gemeindemitglieder die sechs Millionen Marke überschritt, beschloss man, die Kirche gemäß der Baupläne des Architekten A. Mainhardt im neugotischen Stil zu rekonstruieren; im Januar 1862 wurden die Umbauarbeiten abgeschlossen. Im Jahre 1892 erhielt die Gemeinde eine neue 42-Register-Orgel von der bekannten deutschen Firma "E. F. Walcker" und wurde bald zum besten Konzertinstrument in Moskau. Die lutherische Kirche spielte nicht nur eine wichtige Rolle im religiösen, sondern auch im musikalischen Leben der Hauptstadt - in ihr fanden Konzerte russischer und internationaler Musiker sowie Komponisten statt.

Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts zählte die Peter- und Paul-Kirche 17.000 Mitglieder (darunter 14.000 Deutsche, 2000 Letten, 600 Esten, 150 Finnen und Schweden). Die Gottesdienste wurden nicht nur in deutscher, sondern auch in lettischer und estnischer Sprache abgehalten. Aufgrund der zunehmenden Anzahl der Gemeindemitglieder entstand bald die Frage nach der baulichen Erweiterung der Kirche. Am 5. Dezember 1905 wurde die vergrößerte Kirche schließlich eingeweiht.

Heute ist die Peter- und Paul-Kathedrale die wichtigste lutherische Kirche in Russland. In ihr befindet sich die Verwaltung der Evangelisch-Lutherischen Kirche und die Residenz des Erzbischofs Dietrich Brauer, der zeitgleich Mitglied des Rates für die Zusammenarbeit mit religiösen Vereinigungen unter dem russischen Präsidenten ist.

In zwei Jahren feiert die Lutherische Welt den 500. Jahrestag der Reformation. Die Vorbereitungen für diese Veranstaltung haben bereits begonnen - am 31. Oktober 2015 fand in der Kathedrale die interreligiöse Konferenz "Reformation: von der Konfrontation zum Dialog" statt, an der Vertreter der größten Konfessionen Russlands teilnahmen: Lutheraner, Orthodoxe und Katholiken.

Die Evangelisch-Lutherische Kirche zeigte sich in der Geschichte Russlands als Friedensstifterin und stellte schon immer eine Säule der Stabilität in einer unruhigen Welt dar. Dieser Tradition bleibt unsere Kirche bis heute treu.

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