Friedensplattform: Deutsche und Russen im Dialog


Das erste Wochenende im November ist immer das Treffen der Deutschen Minderheit in Dänemark. Es ist Tradition, dass auch die Vertreter der deutschen Minderheit aus Russland in zeitlicher Nähe dazu nach Flensburg eingeladen werden – obwohl deutsch-russische Beziehungen im Moment nicht einfach sind (Flensburger Tageblatt vom 10. November 2015). 

„Das ist ein Stück Friedensplattform für einen Friedensdialog“, so begrüßte Stadtpräsidentin Swetlana Krätzschmar die 21-köpfige Delegation. Die Gäste sind auf Einladung der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen (FUEV) gekommen, die ihren Sitz in Flensburg hat.

Von Politik wird aber fast nicht gesprochen, im Fokus steht die Zusammenarbeit vor allem im sozialen Bereich. In der Gruppe gibt es Vertreter von Kindergärten, Schulen, Universitäten und Stadtverwaltung aus verschiedenen Regionen, von der Republik Komi ganz im Norden Russlands bis nach Sibirien.

Die größte Delegation kommt aus Omsk, der am meisten von den Deutschen besiedelten Region. 75 000 der halben Million Russlanddeutschen leben in und um Omsk . „Das soziale Gebiet ist Neuland für uns, und wir müssen viel daran arbeiten“, sagt Olga Martens, FUEV-Vizepräsidentin und Vertreterin der deutschen Minderheit in Russland. Sie ist auch in diesem Gebiet aufgewachsen und empfindet es als ihre kleine Heimat.

Als Ergebnis dieser Begegnung in Flensburg sollen gemeinsame Sozialprojekte mit Bezug auf Kindererziehung und Pädagogik entstehen. Beide Seiten haben schon gemeinsame Erfahrung darin. Im Februar fand ein Austausch in Omsk statt, erzählt Heiko Frost von „Adelby 1“: „Es gibt viel Mentales, Kulturelles, was ich gerne von Russland transportieren möchte.“

Noch ein potenzieller Bereich für die Zusammenarbeit ist Sprache. Laut dem Monitoring, das Olga Martens bekannt gab, sprechen lediglich 10 Prozent der 500 000 Russlanddeutschen ein gutes Deutsch. Das Problem liegt im sprachlichen Umfeld und der schlechten Lage des Deutschunterrichts allgemein. „Die Situation mit Deutsch als Zweitsprache ist sehr schwierig, wir haben keine hinreichenden Ressourcen“, erklärt die Prorektorin an der Omsker Universität, Tatyana Smirnova. Hier wäre interessant, wenn die Flensburger Hochschulen, insbesondere die Europa-Universität mit einem Lehrstuhl für DaZ, Kompetenz nach Russland vermitteln könne, meinte Stadtpräsidentin Krätzschmar. „Es gibt viele Möglichkeiten, im Sinne der Menschen etwas zu gestalten.“

Flensburger Tageblatt

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