Das Fest der Anderen: Russische Besucher über den deutschen Weihnachtsbasar


In Russland wird Weihnachten erst im Januar gefeiert und ist kein Fest der Geschenke. Dennoch machten Russen auch diesmal wieder den Großteil der Besucher beim Weihnachtsbasar in der Deutschen Botschaft aus. Die MDZ hat sie nach ihren Eindrücken und Einkäufen gefragt (Moskauer Deutsche Zeitung, Ausgabe Nr. 23 (414), Dezember 2015). 

Jelena Jewtschenko, 35 Jahre: Mir gefällt es, die Leute zu beobachten und zu sehen, wie Deutsche und Russen miteinander umgehen, gerade in diesen Zeiten. Gekauft habe ich mir einen Adventskalender, so etwas gibt es ja in Moskau nicht. Ich möchte mich ein wenig verwöhnen und werde ganz nach deutscher Tradition jeden Tag ein Türchen öffnen, bis zum 24. Dezember. Auf dem Weihnachtsbasar war ich jetzt schon das dritte Mal. Mein Arbeitgeber ist ein deutsches Unternehmen in Moskau, da ist der Besuch quasi Pflicht, um die deutsche Kultur besser zu verstehen.

Dmitrij Schendjapin, 43 Jahre: Ich arbeite bei einer österreichischen Firma in Moskau und bin dort mit vielen befreundet. Das eine oder andere Mal habe ich sie schon in Österreich besucht und bin dort auch auf diversen Weihnachtsmärkten gewesen. Das hat mir sehr gefallen, deshalb gehe ich gern zum Weihnachtsbasar hier in Moskau. Der ist zwar nicht ganz so groß, aber das macht ja nichts. Vieles bekommt man auch hier. Konkret gekauft habe ich Kerzen, ein Buch und viele Süßigkeiten für meine Kinder. Verschenkt wird das alles zu Neujahr.

Valentina Iwanowa, 55 Jahre: Wir sind hier, weil mein Sohn Alexej und ich schon mehrfach auf Weihnachtsmärkten in Deutschland waren, aber vor allem, weil wir uns mit intelligenten Menschen unterhalten wollen. Und die Deutschen genießen nun mal einen guten Ruf. Leider gefällt es uns nicht ganz so gut. Die Auswahl ist überschaubar und die Preise sind auch nicht sonderlich human. Deshalb haben wir nichts gekauft und uns stattdessen mit deutschem Essen begnügt, vor allem mit Reibekuchen und der guten Bratwurst.

Swetlana Dmitrjewa, 48 Jahre: Ich habe noch in der Schule Deutsch gelernt und damit ein persönliches Verhältnis zu Sprache und Land. Ich nehme auch gern an Veranstaltungen mit Bezug zur deutschen Kultur teil. So bin ich auf dem Weihnachtsbasar gelandet. Was ich von hier mitnehme? Holzwaren, Kerzen, Marzipan und anderes Naschwerk. Alles nicht ganz billig, aber das Geld geht ja an Hilfsorganisationen. So tut man nicht nur sich selbst etwas Gutes, sondern auch anderen Menschen.


INFO:

Ganz neue Töne

Mit vier Bläsern aus Thüringen auf der Bühne hat der diesjährige 11. Weihnachtsbasar einen Überraschungserfolg erzielt. „Die jungen Leute haben Weihnachtslieder gespielt, das war natürlich ein Höhepunkt“, sagt Cheforganisator Dietmar Tusk und zog auch sonst eine positive Bilanz der Veranstaltung. Die Besucherzahl wurde auf knapp 2500 geschätzt – fast 500 mehr als im letzten Jahr. Der Erlös lag bei bis zu 50000 Euro und war damit kaum verändert. Die Kauflaune fiel also etwas geringer aus.

Aufgeschrieben von Jennifer Pahlke
Moskauer Deutsche Zeitung

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