Die neue Internetseite erzählt die Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen


Die Geschichte der Russlanddeutschen weist kaum noch blinde Flecken auf. Trotz alledem gibt es immer wieder Spekulationen und Mythen über die Deutschen in Russland. Der weiteren Mythenbildung steht jetzt die bevorstehende umfangreiche Arbeit der Digitalisierung der wissenschaftlichen Forschungen und deren Platzierung in der digitalen Bibliothek im Wege.

In der mehr als 250-jährigen Geschichte der deutschen Volksgruppe in Russland wurde viel über die Geschichte und Kultur in tausenden Artikeln, Monografien, Katalogen, Alben und Nachschlagwerken berichtet. Es wurde die dreibändige Enzyklopädie „Die Deutschen Russlands“ herausgegeben. Nach Ansicht von Experten ist die deutsche Volksgruppe fast die einzige, (ausgenommen die russische Volksgruppe) deren Geschichte so tief und vielseitig wissenschaftlich erforscht wurde.

Abgesehen von all den Leistungen der Historiker und Organisationen, die sehr viel für die Aufklärungsarbeit - in erster Linie seitens des IVDK – gemacht haben, bietet die Geschichte der Russlanddeutschen ein breites Feld für verschiedene Spekulationen, Entstehung von Mythen und Stereotypen. Sehr oft werden die Erfahrungen der Wissenschaftler im Bereich der Probleme der Russlanddeutschen einfach ignoriert. Und immer wieder wird die Geschichte der Russlanddeutschen als Terra incognita von manchen angesehen.

Das neueste Beispiel: In der renommierten wissenschaftlichen Zeitschrift „Neuere und Neuste Geschichte“ veröffentlichte den Artikel des Historikers aus Omsk Wadim Zveres: Spionage der deutschen Kolonisten in Russland (1904-1914) Fiktion oder Realität?“ Der Autor stellt die Spionagevorwürfe an die unschuldigen deutschen Bauern sowie deren Illoyalität gegenüber ihrer russischen Heimat vor einem Jahrhundert dar und ignoriert viele aktuelle Forschungen.

"Dieser Artikel“, so Professor Lev Malinovskij aus Barnaul, der eine Widerlegung an die Redaktion richtete, „stellt nur eine unnötige Wiederholung der Arbeit von Nikitskij und Sofiev dar, die während des Zweiten Weltkrieg veröffentlicht wurde. Damals wurden die deutschen Kolonisten fälschlicherweise als Sympathisanten Deutschlands und Beherbergung deutscher Spione beschuldigt und wurden deshalb nach Sibirien und Kasachstan deportiert. Der Versuch des Autors das Thema wieder aufzugreifen sieht einfach wie ein Schlag ins Gesicht aus und unterstützt die Versuche der sowjetischen Propagandisten die Deportation der Völker in der Stalinzeit im Nachhinein zu rechtfertigen, genauso wie die jahrelange Diskriminierung der deutschen Bevölkerung der UdSSR.“

Besorgt über solche Trends geschichtlicher Diskussionen ist auch die Leitung der Selbstorganisation der Russlanddeutschen. „Besonders besorgt sind wir über die zunehmende Zahl der Publikationen über „deutsche Spione“, „ deutsche Sabotage“, “deutsche Verräter“, erklärt der Vorsitzende des IVDK Heinrich Martens. „Die Selbstorganisation sieht als Ihre Aufgabe die Wiederlegung solcher Versuche von Verzerrung der Geschichte und wird im Rahmen der Gesetzte des Rechtsstaates in Übereinstimmung mit den demokratischen Standards handeln.“

Der effektivste Weg einer Opposition „der neuen und ziemlich aufdringlichen Welle der Rehabilitierung der „Spionage“ der Deutschen in Russland“, meint der Vorsitzende der Internationalen Assoziation der Forscher der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen Arkadij German, “ist die Veröffentlichung der erarbeiteten Werke auf der Seite e-library.ru. Das ist Russlands größtes informationsanalytisches Portal im Bereich der Wissenschaft, Technologien, Medizin und Erziehungswissenschaften, das Referate und Volltexte insgesamt von mehr als 22 Mio. wissenschaftlicher Artikel und Publikationen beinhaltet. In Kürze erscheint auf diesem Portal das „Jahrbuch MAIIKRN, die neue wissenschaftliche Zeitschrift, die in der Zusammenarbeit der Assoziation mit der Selbstorganisation erscheint und alle Anforderung der Zeit erfüllt.

Die Schwierigkeit dabei ist, dass nicht alle Publikationen über die Geschichte der Russlanddeutschen dem Format der Internetseite e-library.ru entsprechen. Aus diesen Gründen verstärkt der IVDK seine Arbeit im Bereich der Digitalisierung des wissenschaftlichen und journalistischen Erbes der Geschichte der Russlanddeutschen und startet die neue Version der Digitalbibliothek auf dem Portal RusDeutsch. Eine Testversion kann man unter www.newbibliothek.rusdeutsch.ru finden. Mit der Zeit ersetzt diese komplett die jetzige digitale Bibliothek und wird unter www.bibliothek.rusdeutsch.ru zu finden sein.