Kick it like Beckham


Maria Oldenburger hat sich sehr darüber gefreut, dass sie die russlanddeutschen Frauen auf dem Fußballfeld in Südtirol vertreten darf. Die Mannschaft „RusDeutsch“ wurde erst vor kurzem zusammengestellt und die EUROPEADA 2016 ist das Spieldebüt der jungen Mannschaft.

Maria, wie bist du zum Sport gekommen?

Sport ist bei uns etwas Familiäres. Meine Eltern haben zehn Kinder, ich bin das sechste. Papa liebt Fußball, Mama Volleyball. Alle meine Brüder sind professionelle Fußballer. Auch meine Schwestern sind sportlich.

Am Anfang habe ich vor dem Haus mit anderen Kindern Fußball gespielt. Ich war 16, als ich entdeckt und schließlich dazu eingeladen wurde, in der 1. Amateurliga zu spielen. Um das Lernen und Fußball unter einen Hut zu bekommen, musste ich an eine Sportschule wechseln.

Ich bin Frühs um 5.30 Uhr aufgestanden und ans andere Ende der Hauptstadt gefahren. Das war nicht einfach, aber das gab mir die Möglichkeit, einen großen Teil meiner Zeit meiner Lieblingssache zu widmen. Ich freue mich, dass ich die Möglichkeit habe, zur EUROPEADA zu fahren – das ist eine großartige Chance sich in Europa zu zeigen. Von Kindheit an habe ich davon geträumt, in Deutschland Fußball zu spielen. Heute ist dieser Traum mein Ziel. Um in einer deutschen Mannschaft zu spielen, muss man viel intensiver trainieren als hier. Im Unterschied zu russischen Fußballerinnen, die nebenbei lernen und arbeiten, leben die deutschen Spielerinnen praktisch auf dem Fußballfeld.

Wie steht Russland zu Frauenfußball?

Wie zu etwas Exotischem. Man hat sich einfach noch nicht daran gewöhnt, bei schlechtem Wetter haben wir nicht einen Zuschauer auf der Tribüne. Wenn ich Leuten davon erzähle, was ich mache, reagieren sie verschieden. Manche sind froh darüber, eine Vertreterin eines seltenen Berufes zu treffen. Aber manche denken, dass Fußball nichts für Frauen ist. Ich bin mir sicher, dass dieser Sport für Frauen geeignet ist und einem nicht die Eleganz und Feinheit nimmt. Das Wichtige ist, immer weiblich zu bleiben. Es gibt verschiedene Menschen, doch abseits des Fußballfelds tragen alle Frauen Röcke und Absatzschuhe in ihrer Freizeit. Ich persönlich liebe Kleider. Ich spiele derzeit auch für die Mannschaft „Panteon“, die ich „Modelmannschaft“ nenne. Alle Mädchen sind Modeln. Also lassen sich Weiblichkeit und Fußball gut miteinander verbinden.

Was ist der Unterschied zwischen Frauen- und Männerfußball?

Natürlich zuallererst durch die körperliche Kraft, doch auch durch die Denkweise und das Benehmen. Zum Beispiel Männer treffen auf dem Feld schneller Entscheidungen. Anders als Frauen, wie ich finde. Aber Frauen sind manchmal zäher als die Männer. Ambition, Boshaftigkeit und der Charakter – das sind die Eigenschaften, die uns unbesiegbar machen.

Machst du dir darüber Gedanken, was du nach deiner Fußballkarriere machen möchtest?

Man schlägt einen für uns typischen Weg ein – Trainer werden. Doch daran habe ich kein Interesse. Ich war mal Trainerin für Kinder und habe gemerkt, dass das nichts für mich ist. Ich studiere gerade Management an der Staatlichen Moskauer Sportakademie. Dann möchte ich Psychologie studieren. Mir gefällt es, Leuten zu helfen. Sportpsychologie wäre interessant.

Welche Prognosen kann man zur EUROPEADA machen?

Das Niveau des russischen Frauenfußballs ist im Vergleich zum europäischen heute niedrig. Um zu zeigen, was wir können, müssen wir schwitzen. Die Gegner sind stark. Wir dürfen uns nicht gehen lassen. Doch unser Ziel ist es, unter die besten drei zu kommen. Wir werden 100 % geben und dann klappt alles.

*Dieser Artikel erschien zuerst in der Jugendzeitschrift WarumDarum.

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