Junge Wissenschaftlicher lernen Familiengeschichten kennen


Im Kreis Knjaschpogostsk in der Republik Komi ging die 13. Ethnographische Jugendexpedition in den Orten der russlanddeutschen Sondersiedlungen zu Ende. Daran nahmen 32 russlanddeutsche Familien aus der Region teil, die den Platz des Denkmals für Opfer politischer Repression verschönerten.

Wie viele andere Regionen ist die Republik Komi tief mit den Schicksalen tausender deutscher Spätaussiedler verbunden. Eine der Prioritäten der Arbeit der deutschen national-kulturellen Autonomie in der Republik ist die Erforschung der Geschichte der Russlanddeutschen der Region. Mit diesem Ziel finden seit 2004 auf dem Territorium der Republik ethnographische Expeditionen auf den Spuren der russlanddeutschen Siedlungen statt. Seitdem haben die deutschen Jugendorganisationen zwölf der 19 der Siedlungen, sowie die Städte Uchta und Workuta.

Die diesjährige ethnographische Expedition im Kreis Knjaschpogostsk „Gedächtnis“ war dem 75-jährigen Deportationsbefehl der Wolgadeutschen vom 28. August 1941 gewidmet. Die Expedition der Teilnehmer fing mit der Arbeit der gesammelten Dokumente an. Sie sollen Vertreter des Autonomierates vom 28. August sein, dem „Tag der Erinnerung und des Schmerzes der Russlanddeutschen“.

Die Aufgaben, die die Jugendlichen zu erledigen hatten, waren sehr inhaltsreich: eine Umfrage mit mindestens 30 russlanddeutschen Familien durchführen, die Ausgestaltung alter Friedhöfe und Treffen mit aktiven russlanddeutschen in mehreren Siedlungen.

An der Expedition nahmen 18 Jugendliche aus Syktywkar, Eschwa, Kortkeros, und natürlich aus Jemwa teil. In zehn Tagen besuchten sie die Siedlungen Trakt, Ljali, Atschim und Seregovo. Es gab für jeden Tag einen Zeitplan, doch die Zeit reichte nie aus. Ich danke unseren Helfern – dem Vorsitzenden der lokalen deutschen Kulturautonomie der Russlanddeutschen im Kreis Knjaschpogostsk Vladimir Deimund, Irina Danzewitsch, Irina Matvejtschuk, Raisa Litus. Mit ihrer Hilfe konnten wir 32 Familien im Kreis befragen, die Friedhöfe in Vylordo und Kytovo-Bas augestalten, einen Blumengarten für das Repressionsdenkmal in Jemwa angelgen und einige prägende Treffen in der Bibliothek von Trakt und im Zentrum der nationalen Kultur in Jemwa durchführen. Das erste Treffen war eines der interessantesten und fröhlichsten, da dabei der Nachfahre von Russlanddeutschen und gebürtiger Bewohner des Örtchens Atschim, heute „ausgezeichneter Arbeiter der Republik Komi“, Schriftsteller und Dichter Andrej Kanev (Krail) daran teilnahm.

Wir durchlebten viele Emotionen bei unserer Expedition, traurige und fröhliche. Wir erreichten unser wichtigstes Ziel – unseren Jugendlichen ist es nicht gleichgültig. Mit jedem Treffen in den Familien wurde den Jugendlichen immer mehr klar – wir machen etwas sehr wichtiges, erhalten die Geschichte unserer Vorfahren.

Einige Reaktionen der Jugendlichen:

„Ich habe verstanden, dass man nicht vergessen darf, was diese Leute, die Russlanddeutschen, durchlebt haben.“

„Ja, das war für uns und die zukünftige Generation wichtig. Es ist so toll, die Geschichte direkt von den Leuten zu erfahren.“

„Wir tragen etwas Kleines zur Geschichte bei. Wir helfen dabei, die Welt zu erkunden. Wie schwer es für sie war, unschuldig für ihre deutsche Nationalität zu büßen. Solche Fehler dürfen sich nicht wiederholen.“

Die Expedition wurde mit der finanziellen Unterstützung des Internationalen Verbands der deutschen Kultur, des Ministeriums für nationale Politik der Republik Komi und der Verwaltung des Kreises Knjaschpogostsk organisiert.

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