Gruppenbild mit Dame


In Moskau sprach Wladimir Putin vor Russlanddeutschen. In Berlin traf sich Angela Merkel mit den Vertretern der Selbstorganisationen der deutschen Minderheiten in Europa.

In Berlin und Moskau haben gleich zwei bedeutende Treffen der deutschen Minderheiten Russlands und Europas stattgefunden. Als Anlass dienten zwei 25-jährige Jubiläen: Der Internationale Verband der deutschen Kultur (IVDK) feierte Ende Oktober auf dem 14. Forum der Russlanddeutschen in Moskau sein rundes Datum. Auch die Arbeitsgruppe Deutscher Minderheiten in Europa (AGDM) etablierte sich 1991. Seitdem wirkt die AGDM bei der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen. Als sich der russische Präsident in seinem verlesenen Grußwort an die Teilnehmer des 14. Forums der Russlanddeutschen wandte, würdigte er den Beitrag ihrer Vorfahren zur Entwicklung des Landes über mehrere Jahrhunderte hinweg sowie das zivile Engagement der Russlanddeutschen heute.

Auf dem Forum in Moskau trafen sich Vertreter der Selbstorganisationen der deutschen Minderheiten aus fast allen GUS-Staaten. „Wir Russlanddeutschen sind alle hier vertreten. Aber es wichtig, nicht bloß Deutsche zu sein. Noch wichtiger ist es, gemeinsam zu handeln“, sagte Olga Martens auf dem Forum. Die stellvertretende Vorsitzende des IVDK war zugleich auch Rednerin bei der Jahrestagung der AGDM in Berlin. Für die Zusammenarbeit der Russlanddeutschen spielt der komplexe Begriff „Heimat“ eine wichtige Rolle. „Meine Heimat ist dort, wo mein Volk lebt“, erklärte der Vertreter der Deutschen in Kasachstan Alexander Dederer. Handelt es sich also bei den Russlanddeutschen Kasachstans, Kirgistans, der Ukraine, Russlands, und anderer GUS-Staaten, um ein Volk? „Ein Volk sind Menschen dann, wenn sie das auch sein wollen“, entgegnete der Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Hartmut Koschyk, der auch beim Forum in Moskau zugegen war.

Kanzlerin Angela Merkel würdigte im Gespräch mit den Vertretern der deutschen Minderheiten aus Dänemark, Mittel- und Osteuropa und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion die Minderheiten als Brückenbauer. Und obwohl die Probleme der deutschen Minderheiten nicht auf den Titelseiten großer Tageszeitungen erscheinen, wisse die Bundesregierung, so die Kanzlerin, über diese Probleme Bescheid und sei bereit, sie zu lösen. Bei beiden Veranstaltungen einte die Teilnehmer der Wunsch, mit einer Stimme zu sprechen und mit einer Stimme zu handeln. Laut Koschyk zeugt „die Tatsache, dass die Vertreter der deutschen Minderheiten Europas auf gleicher Augenhöhe mit der Kanzlerin sprechen können, davon, dass sie gehört, anerkannt und als Partner betrachtet werden“.

Nach dem neuen Konzept zur Erforschung, Bewahrung, Präsentation und Vermittlung der Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa sind die Selbstorganisationen der deutschen Minderheiten nicht mehr nur Zielgruppe der Unterstützung der Bundesregierung, sondern auch vollwertige Akteure in der kulturpolitischen Arbeit. Die Verbandsstrukturen der deutschen Minderheiten in Mitteleuropa und den GUS-Staaten fühlen sich jedoch nicht immer als gleichberechtigte Teilnehmer der Förderprogramme. Auch wenn sie Gehör und Unterstützung bekämen, werde die Zusammenarbeit mit Mittlerorganisationen, wie dem Goethe-Institut oder dem Institut für Auslandsbeziehungen, oft gebremst, behaupten sie. Daher brauche die deutsche Minderheit für die nächsten 25 Jahre ein neues Konzept, meinte Olga Martens.

Der Artikel erschien bei der Moskauer Deutschen Zeitung.