Der Treffpunkt sollte immer gleiche sein


Das letzte Forum der Russlanddeutschen: „25 Jahre. Zusammen gestalten wir unsere Zukunft!“ war bereits das 14. für dessen Organisator, dem Internationalen Verband der deutschen Kultur (IVDK). Hierbei nahmen erstmals die Leiter der Selbstorganisationen der deutschen Minderheiten aus fast allen ehemaligen Sowjetstaaten teil.

Die ruhmvolle historische Vergangenheit, die tragischen Geschehnisse, deren Schmerz in den Herzen der Menschen, die Zukunft als Namensgeber der Veranstaltung. Der IVDK feierte sein 25. Jubiläum: Auf dem XIV. Forum der Russlanddeutschen letzten Oktober in Moskau konnten die zahlreichen Gäste bei der Veranstaltung alle diese Phasen nachfühlen.

Alles in Butter

An die ruhmvolle historische Vergangenheit der Russlanddeutschen erinnerten die Teilnehmer des Forums die Veranstaltungsorte und deren Namen. Die feierliche Eröffnung des Forums fand auf dem Territorium der ehemaligen Schokoladenfabrik „Krasnij Oktjabr“ statt, die von Theodor von Einem im 19. Jahrhundert aufgebaut wurde. Nun ist dieser Ort einer der modernsten Plätze der Hauptstadt. Der stellvertretende Leiter des russischen Präsidialamtes Magomedsalam Magomedow trug Grußworte des russischen Präsidenten Wladimir Putin vor und der Leiter des föderalen Amtes für Nationalitätenangelegenheiten Igor Barinow brachte eine Rede von Ministerpräsident Dmitrij Medwedew mit. In den Grußworten wurde der geschichtliche Beitrag der Deutschen zur Entwicklung des Landes erwähnt, sowie die heutige aktive bürgerliche Position der Russlanddeutschen. Das Mitglied des Föderationrates Viktor Kress schätzte den Werdegang der russlanddeutschen Selbstorganisation ein und erwähnte, dass unter der großen Menge an neuen Diskussionsthemen seiner Meinung nach die wichtigsten die Bürger mit doppelter Staatsbürgerschaft seien. Am selben Ort fand auch die Vorstellungszeremonie der Postkarte zu Ehren des 125. Geburtstages des Helden der Sowjetunion, des Arktis- und Pamirforschers Otto Schmidt statt. Die Postkarte wurde in einer Auflage von 15.000 Stück veröffentlicht. Auf dem Forum wurde ein weiterer Russlanddeutscher gewürdigt: der Wegbereiter der sowjetischen Raumfahrt Boris Rauschenbach.

Subjekt und Objekt

Der Beitrag der Deutschen während verschiedener Entwicklungsetappen des Landes wurde im Zuge den Arbeiten der wissenschaftlichen Sektionen des Forums beleuchtet. Mehr als 40 Gelehrte aus Russland, Deutschland und Kasachstan hielten Vorträge. Arkadij German, Vorsitzender der internationalen Assoziation der Forscher für russlanddeutsche Geschichte und Kultur, erwähnte folgendes: Im 19. Jahrhundert waren Deutsche in praktisch allen sozialen Gruppen der russischen Gesellschaft vertreten. Besonders aktiv waren die Deutschen zu Zeiten der Reformen, in dem sie die Entwicklung des Landes vorangetrieben haben.

Die größte deutsche Siedlungsgruppe – die Kolonisten – waren lange Zeit weder Subjekt, noch Objekt der poltischen Tätigkeit. Nur der aufkommende Nationalismus in Deutschland und Russland brachte Veränderungen in den Beziehungen zu den Russlanddeutschen mit sich: Sie wurden als Gefahr für das Land gesehen, was sich vor allem in den Jahren des Ersten Weltkriegs zeigte.

Der Zweite Weltkrieg hinterließ für viele Jahrzehnte ein negatives Verständnis der Bezeichnung „Russlanddeutscher“ in der sowjetischen Gesellschaft. Es brauchte 10 Jahre Entwicklung nach Stalins Tod, bis der Begriff des Russlanddeutschen eine Rehabilitation erlebte. Einen großen Beitrag zu diesem Rehabilitationsprozesses leisten die Staatspolitiken Deutschlands und Russlands, sowie die aktive Veröffentlichungstätigkeit der gesellschaftlichen russlanddeutschen Organisationen. Und das XIV. Forum konnte dies nur bestätigen.

Gemeinsame Geschichte des Erfolgs und des Leids

Über die Transformation des Verständnisses des Russlanddeutschen in der Nachkriegszeit, die aktuelle Situation der Kooperation zwischen deutschen Minderheiten der ehemaligen Sowjetstaaten ging es in der Podiumsdiskussion im Rahmen des Forums. „Ich zähle alle Deutsche der GUS-Staaten zu Russlanddeutschen“, sagt die stellvertretende Vorsitzende des IVDK Olga Martens. Außerdem wurde die Frage „Was ist Heimat für die Russlanddeutschen?“ erörtert. „Meine Heimat ist dort, wo mein Volk wohnt“, denkt der Vertreter der deutschen Minderheit Alexander Dederer, „Zum Teil in Kasachstan, zum Teil in Deutschland, zu einem anderen in Russland.“ „Meine Mutter bat mich, zu Hause nur Deutsch zu sprechen“, erinnerte sich der Vertreter der Deutschen aus Kirgisien Valerij Dil. „Nun herrscht bei uns Demokratie: Tanze auf Deutsch, aber die Sprache wollen sie trotzdem nicht lernen. Man muss das erhalten, das uns unsere Eltern weitergegeben haben“, führt Dil weiter an.

Bei der Diskussion über Heimat und einer Nation brachte der Bundesbeauftrage für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Hartmut Koschyk eines auf den Punkt: „Ein Volk ist, was ein Volk sein will. Es hat eine gemeinsame Geschichte des Erfolgs und eine gemeinsame Geschichte des Leids.“ Dies gilt ausnahmslos für die Russlanddeutschen in unserem Land, Kasachstan, Kirgistan und andere GUS-Staaten.

Der Text erschien im Russischen in der Moskauer Deutschen Zeitung.

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