Woher kommt der Weihnachtsbaum?


In der MDZ wird dem Brauch des Weihnachtsfestes und seinem Ursprung in Russland nachgegangen.

Schon in den 1820er Jahren beschrieb der Dekabrist Alexander Bestuschev-Marlinskij den Brauch, wie der Weihnachtsbaum aufgestellt wurde und definierte es als sehr exotisch: „Bei den Deutschen, die etwa ein Drittel der Bevölkerung von St. Petersburg darstellen, gibt es vor Weihnachten ein Kinderfest. Auf dem Tisch in der Ecke des Wohnzimmers steht ein Bahn.“

Der Weihnachtsbaum kam relativ spät nach Russland. Zuerst gab es ihn nur zu Neujahr. Wie so vieles kam der Weihnachtsbaum aus dem Zeitalter Peters des Großen. Ende des Jahres 1700 wurde in der damaligen Moskauer Hauptstadt des Zarenreichs ein Dekret erlassen: Die Geburt Jesu sollte wie bisher gefeiert werden, das Neujahr aber nun europäisch – am 1. Januar. Es wurde erlassen, einen Scheiterhaufen brennen zu lassen, ein Feuerwerk zu machen und sein Haus mit Zweigen zu verschönern. Diesen Brauch hatte der Zar während seiner Reise durch Europa entdeckt. Nach dem Tod Peters vergaß man die Weihnachtsbäume aber wieder – nur Inhaber von Wirtshäusern behielten den Brauch bei, ihre Häuser das ganze Jahr mit Weihnachtsbäumen zu schmücken.

Die ersten die in St. Petersburg (und damit auch in ganz Russland) Tannen zu Weihnachten aufstellten, waren die Russlanddeutschen. Der Weihnachtsbaum wurde immer beliebte, in den 1830er und 1840er Jahren wurden angesehene Häuser immer mehr geschmückt. Und natürlich war die Zarenfamilie eine unter den ersten Familien, die diesen neuen Brauch in Russland unterstützte. Außerdem waren die Zarinnen Maria Fedorovna und Alexandra Fedorovna deutsche Prinzessinnen – der Weihnachtsbaum war für sie eine ihrer schönsten Kindheitserinnerungen.

1818 stellte Alexandra Fedorovna, damals noch Fürstin, einen Weihnachtsbaum in Moskau auf. Und an Weihnachten 1828, als sie schon Zarin war, brachte sie zu ihrem ersten Weihnachtskinderfest ihre Kinder, Nichten und Neffen, und einige Kinder vom Hof zusammen, die zum engsten Kreis der Zarenfamilie gehörten. Nach altem deutschem Brauch bekam jedes Kind ein Bäumchen mit Speisen und Geschenken.

Weihnachten wurde immer mehr vom Familienfest zu einer staatlichen Feierlichkeit. Zum Feiertag wurden Auszeichnungen verliehen und zahlreiche offizielle Zeremonien durchgeführt. So beschrieb Bestuschev-Marlinskij das vorweihnachtliche Gehetze in den Straßen der Hauptstadt: „Die Garde beeilte sich, die neusten Epauletts zu kaufen. Die staatlichen kauften Krawatten, moderne Ringe, Uhrenketten und Parfüm. Und die Damen hatten ihre Sorgen, diese sind die wichtigsten.“ Im diplomatischen Korpus des Winterpalasts wurde ein feierlicher Weihnachtsempfang durchgeführt, und in der Stadt gab es Bälle und Maskeraden.

Der erste öffentliche Weihnachtsbaum fing 1852 im Ekateringoskij Bahnhof Feuer. Damals war ein Bahnhof nicht nur ein Ort, in dem Züge ab- und anfuhren. Dort fanden auch Musikabende und Theateraufführungen statt. Außerdem gab es dort Restaurants. Schon Anfang der 1840er Jahre schrieb der Journalist Ivan Panaev: „In Petersburg ist man verrückt nach Weihnachtsbäumen. Was ist das für ein Feiertag ohne Weihnachtsbäume?“

Die Feiertage verliefen nach einem Drehbuch, das von Alexander Kuprin in der Erzählung „Taper“ wundervoll beschrieben wird: „Zu den Klängen des Marsches aus Goethes „Faust“ wurden Kerzen auf dem Weihnachtsbaum angezündet. Anschließend öffnete Arkadij Nikolaevitsch die Türen zum Essen, wo viele Kinder rumliefen, die sprachlos von dem strahlenden Licht und der Musik waren… Doch nach einigen Minuten, wenn die Geschenke verteilt wurden, füllte undenkbares Gequiecke, Gelärm und fröhliches kindlichen Gekicher den Raum. Die Kinder wurden vom Glänzen des Weihnachtsbaumes, dem harzigen Aroma, der lauten Musik und den großartigen Geschenken verrückt.“

Natürlich wurde Weihnachten nicht in allen Familien pompös gefeiert, doch überall, wo Kinder im Haus waren, bemühten sich die Eltern darum, einen Weihnachtsbaum im Haus aufzustellen, Geschenke darunter zu legen und ein besonders leckeres Abendessen zu zaubern. Studenten durften während der Feiertage nach Hause. Die Bäumchen wurden nach deutschem Brauch mit verschiedenen Süßigkeiten verziert: Mit Nüssen in silbernem und goldenem Papier, Marzipan, brennenden Kerzen und dem Stern von Bethlehem.

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