Bier, Brot und Öko-Betriebe


Am 17. Februar 1992 wurde 40 Kilometer südwestlich von Omsk der Deutsche Nationalkreis Asowo gegründet. Er umfasst 28 Dörfer, in denen jeder Vierte deutschstämmig ist. Wir haben bei Einheimischen nachgefragt, was man über ihre Heimat lernen kann.

Bruno Reiter, Landrat des Deutschen Nationalkreises Asowo von 1992-2010
Russlanddeutsche sind ein besonderes Volk. Trotz Repressionen waren sie in der Lage, die deutsche Kultur zu bewahren, die man heute in Deutschland mit der Laterne suchen muss. Ganz Asowo ist ein Freilichtmuseum. Daher gibt es für Deutsche viel zu entdecken.

Pawel Ekkert, Leiter des Deutsch-Russischen Hauses in Omsk
Kommen Sie zu uns, alle sind willkommen! Für einen kleinen Betrag – im vergangenen Jahr waren es 30 Euro pro Tag – bringen wir Sie bei russlanddeutschen Familien unter, die auf typischen deutschen Bauernhöfen leben. Wir zeigen Ihnen Museen in Alexandrowka, Prischib und Blumenfeld. Wir haben einen See, saubere Luft, und Naturprodukte zu bieten. Bei uns können Sie die Seele baumeln lassen.

Elisabeth Graf, Direktorin der Mittelschule in Blumenfeld
Zuerst sollten Sie Alexandrowka sehen – das ist das authentischste Dorf unseres Nationalkreises. Dort müssen Sie das leckere Brot einer Bäckerei kosten, die nach deutschem Rezept backt. Auch bei uns in Blumenfeld gibt es Ungewöhnliches zu sehen. Wir haben die einzige Straußenfarm im gesamten Gebiet. Die Strauße laufen selbst bei -20 Grad im Freien herum.

Pawel Baginskij, amtierender Landrat des Deutschen Nationalkreises Asowo
Unser Kreis ist etwas Besonderes. Er ist der jüngste, der kleinste und der bevölkerungsreichste im Gebiet Omsk. Und jedes Jahr werden es mehr. Wir haben 44 landwirtschaftliche Betriebe. Einer von ihnen heißt „Luft“ – er gehört zu den drei besten Betrieben Russlands. Acht große Siedlungen werden dieses Jahr an das Gasnetz angeschlossen. Natürlich gibt es auch bei uns Probleme. Würden wir unser Krankenhaus zu Ende bauen und es ausstatten, dann hätten wir mehr Lebensqualität. Doch leider gibt es dieses Jahr hierfür im Haushalt des Gebiets Omsk kein Geld.

Irina Skworzowa, in Elternzeit
Ich habe den größten Teil meines Lebens im Deutschen Nationalkreis Asowo verbracht. Wir hatten Deutsch bereits im Kindergarten. Früher wurde überall Deutsch gesprochen. Heute ist es weniger geworden, dennoch kann man die Sprache auf der Straße oder in Geschäften hören. Dafür kochen fast alle deutsche Gerichte: Riwwelkuchen, Bretzeln und Strudel. Bei uns in Blumenfeld gab und gibt es saubere Straßen, Häuser mit Walmdach und fleißige Familien. Zwar arbeiten junge Menschen oft in der Stadt, aber sie wohnen auf dem Land. Schließlich sind saubere Luft und ein trautes Heim sehr wichtig.

Konrat Ulrich, Rentner
Ich persönlich war gegen die Gründung des Kreises. Wissen Sie, ich bin des Deutschseins satt: Ich erinnere mich noch an die Kollektivierung, 1941 wurde ich aus der Wolga-Region deportiert und für die Arbeitsarmee mobilisiert, und lebte später unter Kommendaturaufsicht. Zur gleichen Zeit, als hier der Deutsche Nationalkreis geschaffen wurde, haben sich auch die Kasachen organisiert. Ich dachte damals, sie werden uns Deutsche jagen. Genug – ich wollte mich nicht mehr als Deutscher zu erkennen geben. Wenn man mit dem Bus fährt, hört man, wie Kasachen sich laut unterhalten. Doch die Deutschen schweigen.

Alexander Böttcher, ehemaliger Direktor des Heimatmuseums in Asowo, lebt seit 2004 in Deutschland
Als Historiker möchte ich daran erinnern, dass die erste deutsche Siedlung – Alexandrowka – vor mehr als 120 Jahren bei Omsk gegründet wurde. 1941 wurden Deutsche aus dem Wolgagebiet hierher vertrieben. Seit den 90er Jahren wandern viele Russlanddeutsche nach Deutschland aus. Vieles hat sich verändert. Ich war von der Museumsausstellung in der Brauerei berührt. Sie stellten Bierfässer aus, die einmal meine Vorfahren gemacht haben – die Böttchers.

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