Hallo, Deutschland!


Die deutsche Fotografin Ira Tissen porträtiert Russlanddeutsche in Nordrhein-Westfalen und Berlin. Auf den Fotos sind Menschen, die in verschiedensten Ecken der ehemaligen Sowjetunion lebten und in ihrem neuen Zuhause die Atmosphäre ihrer einzigartigen Kultur beibehalten haben.

Ira Tissen fotografiert Russlanddeutsche in ihrem Alltag und ihrer gewohnten Umgebung. Das ist keine Studio- oder Dokumentationsaufnahme, sondern ein intimer Blick ins Privatleben der Modelle. Jüngere und Ältere Menschen posieren vor symbolischen Vorhängen. Ihre originelle Lebensweise, die voll Nostalgie ihres früheren Zuhauses ist.

Für Ira ist das viel mehr Selbstironie als Ironie: Sie ist in einer russlanddeutschen Familie im heutigen Bischkek aufgewachsen. Mit sechs Jahren ist sie mit ihren Eltern nach Espelkamp gezogen, eine Stadt, in der die meisten Einwohner Russlanddeutsche sind. Als sie älter wurde, distanzierte sich Ira von der Kultur ihrer Vorfahren und ist nach Bielefeld gezogen, danach nach Berlin. Doch sie kehrte zu diesem Thema zurück, als sie mit dem Fotografieren anfing: Als ihr Dozent in der Universität ein Porträt ihrer Mutter gesehen hatte, empfahl er ihr, ihre Abschlussarbeit über russlanddeutsche Kultur zu schreiben.

"Die Familienbindungen unter Russlanddeutschen sind sehr stark", sagt die Fotografin. Sie forscht über die Problematik russlanddeutschen Identität, der deutschen Selbstwahrnehmung und dem Willen, seine Kultur zu erhalten. Doch es geht auch um den russischen Einfluss auf die deutsche Diaspora.

Ira möchte weiter am russlanddeutschen Thema weiterarbeiten und lernen, wie man diese Gemeinsamkeit mit der Zeit in der BRD weiterentwickeln kann. "Das Projekt hat erst angefangen", erklärt Tissen. "Dieses Jahr plane ich meine Arbeit in Kirgistan und Kasachstan fortzusetzen, die dort leben Deutschen festzuhalten."

Die Fotografieserie von Ira Tissen wird immer wieder einem breiteren Publikum vorgestellt. Diesen Herbst kann man das Projekt "Hallo, Deutschland" im Museum für Grafikkunst in Quedlinburg (Sachen-Anhalt) sehen.