Die Deutschen des „Unsterblichen Regiments“


Am 9.05.2017 haben Deutsche aus Krasnojarsk erneut an der Aktion „Unsterbliches Regiment“ teilgenommen. Die erste Teilnahme war vor zwei Jahren – am 70. Jahrestag des Sieges im Zweiten Weltkrieg.

2015 zeigten 16 Aktivisten der deutschen nationalen Kulturautonomie der Region Krasnojarsk den Stadteinwohnern die Porträts von Helden der Sowjetunion - der Sowjetdeutschen. Darunter waren Richard Sorge, Erik Geptner, Robert Klein, Alexander German, Feodosij Ganus, Friz Gans, Werner Schmenkel, Peter Miller, Andrej ( Florian) Sommer, Michail Gakkel, Woldemar Wenzel, Nikolai Ochman , Sergej Wolkenstein, Ernst Schacht, Nikolai Gastello.

Im Internet wurde recherchiert und eine Präsentation über die sowjetdeutschen Helden erstellt. Die Kosten für die Porträts der Aktion „Unsterbliches Regiment“ haben die Mitglieder selbst getragen.

Damals war es ein warmer und sonniger Tag und die Teilnehmer der Aktion trugen stolz die Porträts ihrer Landsleute. Der jüngste war neun Jahre alt, der älteste 79. Wir legten mehr als vier Kilometer zurück, waren müde aber voller Freude, dass wir bei dieser Aktion mit mehr als 6.000 anderen Teilnehmern dabei waren. Und wir waren stolz, dass die Sowjetdeutschen ihren Beitrag für den Sieg über den Faschismus geleistet und ihr Leben geopfert haben. Und wir - 16 Russlanddeutsche vollbrachten eine kleine Tat, und zeigten allen, dass Deutsche- ein Teil des multinationalen Landes sind!

In diesem Jahr nahmen an der Aktion mehr als 35.000 Einwohner der Stadt Krasnojarsk teil. Die Mitglieder unserer Organisation sind mit ihren Familienmitgliedern und Freunden gekommen. Sie trugen die Porträts ihrer Verwandten. Schlechtes Wetter, Regen und Schauer haben unsere Stimmung nicht verdorben. Wir gingen den „Prospekt Mira“ bis zum großen Konzertsaal entlang, wo verschiedene Konzertplätze organisiert wurden.

Unsere Teilnahme und unsere Porträts erregten Aufmerksamkeit. Sie waren verwundert und stellten Fragen: Sind Deutsche Helden der Sowjetunion? Durften Deutsche in der Sowjetarmee kämpfen? Feiern Deutsche auch unseren Sieg? Vermutlich sind das die Fragen der Unwissenden. Und das Verhältnis zu uns ist auch verschieden, heute hörten wir Verwunderung und Bewunderung , dass die gesellschaftliche Organisation die Porträts der Helden ihrer Nationalität trägt.

Die Jahre kommen und gehen. Aber die Aufklärung und Übertragung des Wissens der Geschichte der Völker unseres multinationalen Landes ist bis heute nicht Teil der Allgemeinbildung.

Gesellschaftliche Organisationen, die Sonntagsschulen organisieren, Bücher und Dokumentarfilme über die Geschichte ihres Volkes schaffen, die Studien und wissenschaftliche Konferenzen , Ausstellungen durchführen, vermitteln ihre Kenntnisse in ihren Organisationen. Sie versuchen Aufmerksamkeit zu erregen, den Wissenskreis auf andere Nationalitäten zu erweitern, können die Situation jedoch nicht ändern.

Alle großen TV-Sender zeigten Direktübertragungen. Es gab Millionen von Zuschauern. Die Teilnehmer der Aktion erzählten ihre Geschichten.

Vielleicht beachteten viele die Kommentare der Journalisten mit nationaler Färbung: „deutsche Truppen“, „deutsche Propaganda“, „deutscher Angriff“ usw. nicht. Die, die Geschichte in der Schule lernten, wissen etwas über das faschistische Dreieck: Deutschland, Italien, Japan. Vielleicht wäre es richtiger an solchen Tagen ideologische Merkmale, nicht nationale, zu beleuchten?

Vor einigen Jahren fragten mich junge Journalisten: Was fühlen Deutsche am Tag des Sieges? Ich antwortete: „Freude, Stolz, dass sie auch ihren Beitrag zum Sieg über den Faschismus leisteten. 1945 hofften sie auf die Befreiung von der Zwangsarbeit und den Demütigungen.“

Aber manchmal wusste ich, dass sie auf andere Antworten warteten.

Der 9. Mai ist ein wichtiger Tag für das Begreifen sich selbst als den Vertreter eines der multinationalen Völker des Landes, welches auch einen Teil am Sieg hat.

Durch die Krasnojarsker Straßen gingen beim „Unsterblichen Regiments“ Leute verschiedener Nationalitäten, Überzeugungen, politischer Ansichten. Sie vereint aber zur Liebe zum Leben, zur Heimat, zur Geschichte. Klar erkennend, dass wir ein gemeinsames Schicksal, einen Sieg und ein Andenken haben.