Grußwort anlässlich der Feierlichkeiten zum 25-jährigem Bestehen des deutschen Rayons Asowo im Gebiet Omsk


Der Deutsche Nationalrayon Asowo entstand am 17. Februar 1992 auf Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der Russischen Föderation.

Dazu gehörten 29 Siedlungsorte aus einem Teil der Territorien der Rayons Marjanowka, Odesskoje, Omsk, Tawritscheskoje und Scherbakul, in 16 von ihnen lebte damals überwiegend eine deutschstämmige Bevölkerung. Heute sind knapp 20 Prozent der Bevölkerung des Rayons Deutsche.

Aus Anlass des 25jährigen Bestehens gibt die Rayon-Verwaltung eine Festschrift heraus, das nachfolgendes Grußwort des Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk MdB, beinhaltet:

Liebe Bürger des Deutschen Nationalrayons!

Das 25-jährige Jubiläum des deutschen Rayons Asowo ist für mich ein ganz besonderer Anlass, um die Bedeutung des Rayons herauszustellen und besonders zu würdigen.

Kurz nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion war die Gründung des Rayons im Jahr 1992 ein wichtiger Schritt für die Unterstützung der Russlanddeutschen in der Russischen Föderation. Viele Russlanddeutsche strömten danach in den Rayon und erhofften sich bessere Lebensbedingungen. Förderungen aus russischen und deutschen Haushaltsmitteln sowie große Eigenleistungen ermöglichten dem Rayon in den Folgejahren eine erfolgreiche Entwicklung. Heute wohnen im Rayon Asowo etwa 23.000 Einwohner, davon nach amtlichen Angaben etwa 20 % Russlanddeutsche (Stand letzte Volkszählung 2010).

Ich freue mich sehr, dass die Bundesrepublik Deutschland seit 1993 einen bedeutenden finanziellen Beitrag zu der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung des Rayons Asowo geleistet hat. Im Zentrum der deutschen Förderung standen anfangs Infrastruktur und Wohnungsbau. Mit deutschen Haushaltsmitteln wurden zum Beispiel über 2.000 Wohnhäuser und fast 300 Wohnungen errichtet oder angekauft. Darüber hinaus wurde in Infrastrukturmaßnahmen vor allem in den Bereichen Straßenbau, Wirtschaftsbetriebe, Gesundheitswesen investiert. Das letzte größere Projekt gemeinsamer russisch-deutscher Investitionsförderung war die 2007 in Betrieb genommene, hochmoderne Kläranlage Asowo, deren Errichtung sowohl aus Budgetmitteln des Omsker Gebietes und des Rayons Asowo wie aus deutschen Haushaltsmitteln finanziert wurde.

Die Hilfenpolitik der Bundesrepublik Deutschland konzentrierte sich später auf die Stärkung der Begegnungsstätten sowie die Förderung der Jugend- und Spracharbeit. Zudem wurden im Rahmen der Gewerbeförderung Existenzgründungs- und Businesskurse sowie Berufsorientierungs- und Bildungsmaßnahmen für Jugendliche angeboten.

Ich bin daher sehr stolz darauf, dass auch das Bildungssystem im Rayon verbessert werden konnte. Ich konnte mich letztes Jahr persönlich von der erfreulichen Entwicklung überzeugen, als ich meine Reise zur Sitzung der Deutsch-Russischen Regierungskommission für die Angelegenheiten der Russlanddeutschen, die im Mai 2016 in Omsk stattfand, auch für einen Besuch im Rayon Asowo nutzte. Heute gibt es im Rayon Asowo 17 Schulen, die von ca. 3.000 Kindern besucht werden. 2.000 Kinder nutzen darüber hinaus Angebote von Lehranstalten zur ergänzenden Bildung. Es gibt 10 Kindergärten, die bereits über tausend Kinder aufnehmen. Dass mich mein Ko-Vorsitzender in der Regierungskommission, der Leiter der Agentur für Nationalitätenangelegenheiten in der Russischen Föderation Igor Barinow, bei diesem Besuch begleitete, zeigt, welch hohen Stellenwert der Deutsche Nationalrayon Asowo auch für die Regierung der Russischen Föderation besitzt.

Der Rayon Asowo wurde zu einem über die Region hinaus be- und anerkannten Zentrum der Bewahrung, Verbreitung und Weiterentwicklung deutscher Kultur, Sprache und Traditionen. So freut es mich sehr, dass aus Ihrer Region Initiativen gestartet werden, die insbesondere für die Russlanddeutschen von großer Bedeutung sind. Mir liegt zum Beispiel vor allem das Kultur- und Geschäftsforum „Made by Deutschen aus Russland“ als Verbindungskomponente sehr am Herzen. Es war für mich bedeutend, dass das erste Forum dieser Art letztes Jahr in Omsk stattgefunden und großen Anklang gefunden hatte und der Rayon Asowo dazu einen großen Anteil geleistet hat. Langsam wird das Forum zu einer Tradition, denn auch in diesem Jahr hat das Forum in Bayreuth – wiederum in Verbindung mit der Deutsch-Russischen Regierungskommission für die Angelegenheiten der Russlanddeutschen – stattgefunden.

Die deutsche Regierung bekennt sich weiterhin zu ihrer Verantwortung für das mit den Kriegshandlungen das vom nationalsozialistischen Deutschen Reich ausgelöste Schicksal der Russlanddeutschen. Uns geht es um die gemeinsame Gestaltung von Gegenwart und Zukunft. So stehen daher auch in diesem Jahr rund 300.000 Euro für das gesamte Gebiet Omsk (einschließlich Deutscher Nationalrayon) zur Verfügung. Davon sind rund 98 600 Euro für den Rayon Asowo vorgesehen. Die ethnokulturelle Komponente der Förderpolitik zugunsten der Russlanddeutschen hat in den zurückliegenden Jahren einen immer größeren Stellenwert erlangt – nicht nur auf deutscher Seite, sondern zunehmend auch im Verständnis der russischen Regierung. Dies wurde auch ganz deutlich sichtbar während der beiden letzten Sitzungen der deutsch-russischen Regierungskommission. Dabei wurde besonderes Augenmerk gelegt auf Maßnahmen zur Förderung und Weiterentwicklung der Selbstorganisation der deutschen Minderheit auf der Basis der Struktur der Begegnungsstätten sowie auf den Ausbau von Partnerschaften zwischen russlanddeutschen Organisationen in Russland und in Deutschland. Die Erreichung dieser beiden Förderziele ist untrennbar verknüpft mit den vorhandenen Potenzialen einer einheitlich auftretenden deutschen Minderheit in Russland und den Menschen, die die Projekte umsetzen und miteinander die Weiterentwicklung und Stärkung der deutschen Minderheiten in Russland voranbringen. So wie die Menschen in Asowo!

Ich wünsche allen Bürgern des deutschen Rayons Asowo fröhliche Festtage anlässlich des 25-jährigen Jubiläums und viel Erfolg in der weiteren Entwicklung des Rayons!