Sprachkonferenz: Aspekte deutscher und ungarischer Partner

Im Rahmen der V. internationalen wissenschaftlich-praktischen Sprachkonferenz in der Gesellschaftlichen Kammer der Russischen Föderation diskutierten Spezialisten über Deutsch als Minderheitensprache.

Prof. Dr. Gesine Lenore Schiewer, Präsidentin der Gesellschaft für interkulturelle Germanistik e.V. hielt einen Vortrag zum Thema „25 Jahre Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen: Bildungsmodelle der europäischen Minderheiten“.

Die Gesellschaft für interkulturelle Germanistik e.V. ist eine Einrichtung, die es bereits seit über 30 Jahren gibt. Sie wurde am Lehrstuhl für interkulturelle Germanistik in Bayreuth gegründet. Im Moment habe die Gesellschaft 450 Mitglieder. Dies sei ein weitreichendes Netzwerk, das wissenschaftlichen Austausch ermöglicht. Durch jährliche Konferenzen wird dieser ermöglicht.

Nach der Vorstellung ihrer Tätigkeit widmete sich Prof. Dr. Schiewer ihrem Thema. Bei ihrem Vortrag legte sie ein Augenmerk auf germanistische Grundlagen und Interkulturalitätsforschung. Sie stellte die Charta der Regional- und Minderheitensprachen vor. Die Charta geht der Frage nach, wie regionale Minderheitensprachen gefördert werden können. Auch das Herstellen kultureller Beziehungen sei dabei Inhalt der Charta. Daher war ihr Vortrag speziell mit „Mehrsprachigkeit – Globalität“ übertitelt. Schiewer skizzierte dabei Perspektiven der interkulturellen Germanistik.

Dr. Zsuzsanna Gerner, Leiterin des Germanischen Instituts der Philosophischen Fakultät der Universität Pécs, berichtete ihre Erfahrungen mit der ungarischen Minderheiten. „Bildungssystem der Ungarndeutschen – Plurilingualität und plurielle Identitäten“ lautete die Forschungsfrage des ungarischen Gastes.

Gerner gab einen Überblick über das Kommunikationsprofil des Landes. In Ungarn leben verschiedene Minderheiten wie beispielsweise Ungarndeutsche und Roma. Nach einem geschichtlichen Überblick des Zusammenlebens der verschiedenen Minderheiten im Land stellte die Dozentin gesetzliche Rahmenbedingungen für Minderheitenbildung und das ungarische Bildungssystem im Allgemeinen vor. Beispielsweise gibt ein Recht aller Minderheiten in Ungarn, an Minderheitenunterricht teilzunehmen.

Zsuzsanna Gerner gab in ihrem Vortrag persönliche Beispiele für multilaktale sprachliche Kompetenzen von ungarischen Bürgern mit mehrsprachigen Hintergründen und pluriellen Identitäten. Außerdem stellte sie fest, dass die Grenzziehung der Ungarndeutschen nicht objektiv bemessen werden kann. Sprache, Kultur und Zugehörigkeit – die laut Gerner wichtigsten drei Identitätsfaktoren – können keine konstruktive Grenze der Ungarndeutschen ziehen. Grund sei hierfür die Geschichte der Minderheit.


Die V. internationale wissenschaftlich-praktische Sprachkonferenz zum Thema "Deutsche aus Russland: Lebenslanges Sprachenlernen. Motivation. Potenzial. Modelle" findet vom 1.-4. Oktober in Moskau statt.

Im Rahmen der Konferenz werden Vorträger führender Experten zum Thema der deutschen Sprache gehalten, Podiumsdiskussionen geführt und die Preisverleihung des VI. gesamtrussischen Wettbewerbs "Freunde der deutschen Sprache" abgehalten.

Organisatoren: der Internationale Verband der deutschen Kultur sowie das Insitut für ethnokulturelle Bildung. Arbeitssprachen sind Deutsch und Russisch.

Rubriken: Spracharbeit