Arkadij German: "Uns ist ein historiografischer Boom gelungen"


Am 13. Oktober fand in Halle (Saale) die offizielle Eröffnung des kulturhistorischen Seminars zu Ehren des Reformationsjubiläums statt. Der Vorsitzende der internationalen Assoziation zur Erforschung der russlanddeutschen Kultur und Geschichte Arkadij German hielt dabei einen Vortrag über den Neuanfang der Assoziation, die mehr als 130 Wissenschaftlicher aus zehn Ländern vereint.

Die Geschichte der Russlanddeutschen gewann erstmals mit der Perestroika an Relevanz. Es erschienen zahlreiche journalistische Artikel über die Situation der ethnischen Deutschen der UdSSR. Doch viele dieser Artikel waren nicht objektiv geschrieben worden und so gab es weiterhin viele Stereotypen über Russlanddeutsche, die sich viele Jahre anhielten.

"1994, auf einer Wissenschaftskonferenz in Anapa, entstand ein Interesse an der Geschichte der Deutschen Russlands, und es kam die Idee auf, eine internationale Assoziation zur Erforschung der russlanddeutschen Geschichte und Kultur zu gründen. Formal entstand diese eininge Jahre später, vor allem dank des Präsidenten der föderalen nationalen Kulturautonomie der Russlanddeutschen, Heinrich Martens, und Professors Alfred Eisfelds", blickte German auf die Anfänge der Assoziation zurück.

Mitte der 1990er verfügten die Wissenschaftler nur über Informationen der vorrevolutionären Geschichte, sehr wenigen Daten aus den 1920er Jahren und Propagandamaterialien der sowjetischen Zeit.

"Schon ab den 1930er Jahren gab es keinerlei russlanddeutsche Geschichtsschreibung. 1930 versuchte David Schmidt ein Buch zu scheiben - über die Geschichte der Wolgarepublik. Doch das Werk wurde verboten, und der Autor war Repressionen untergeworfen".

Heute sind 133 Wissenschaftler aus Russland, Deutschland, der Ukraine, Kasachstan, Aserbaidschan, Litauen, Weißrussland, Kirgistan, Usbekistan und Japan Mitglieder der Assoziation.

Außerdem hilft die Assoziation jungen Wissenschaftlern dabei, ihren eigenen Forschungsbereich zu finden.

"Die Aufgabe der Assoziation besteht, neben der Geschichtsanalyse, darin, eine Empfehlung und Richtung in der Forschung der russlanddeutschen Problematik vorzugeben. Uns ist ein historiografischer Boom gelungen, die große Zahl an "weißen Punkten" in der Geschichtskarte der Russlanddeutschen ist gesunken", so German weiter.

Ein wichtiger Aspekt der Assoziation ist die Durchführung zahlreicher regionaler Konferenzen und bisher 21 internationaler wissenschaftlich-praktischer Onferenzen, die Veröffentlichtung von Monografien (verfügbar auf rusdeutsch.eu).


Zur Veranstaltung:

Organisiert wird das kulturhistorische Seminar vom Internationalen Verband der deutschen Kultur, dem Jugend- und Studentenring der Deutschen aus Russland e.V. gemeinsam mit dem BiZ-Institut für ethnokulturelle Bildung und der internationalen Assoziation zur Erforschung der russlanddeutschen Geschichte und Kultur. Das Seminar findet bis zum 16. Oktober statt.

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