Humanitäre Hilfe für Nordwestrussland


In den nordwestlichen Regionen hat die Auslieferung von humanitärer Hilfe für Russlanddeutsche begonnen. Die Hilfspakete erhalten ehemalige Trudarmisten, Repressionsopfer, Menschen mit Behinderung sowie hilfsbedürftige Rentner.

"Wir fahren die Pakete aus, und in die Städte und Dörfer, in denen es kein deutsches Kulturzentrum gibt, schicken wir Pakete. Wir kaufen die meisten Produkte zentralisiert, um den günstigsten Preis zu erhalten. Dementsprechend planen wir auch unsere Lieferstrecke, um die Transportkosten so niedrig wie möglich zu halten", so die Vorsitzende des Koordinationsrats für Nordwestrussland der russlanddeutschen Selbstorganisation, Natalia Dempke.

In Starij Oskol haben wir bereits erste notbedürftige Rentner mit Hilfspaketen versorgt. Dank des deutschen Zentrums "Etnos" wurden in diesem Jahr mehr Pakete ausgeteilt als sonst. Die 95-jährige ehemalige Trudarmistin Maria Akutina (Winter) bekam als einer der ersten ihr Paket.

"Das ist so unerwartet für uns", sagt die Tochter von Maria Filippova, Tatjana. "Ich kann nicht einfach so einkaufen gehen, ich versuche meine Mutter nicht alleine zu lassen. Sie ist mittlerweile schwach. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen! Und danke an alle, die das ermöglicht und organisiert haben. Das ist ein wunderbares Geschenk für unsere Familie, da unsere Mutter in der kasachischen Trudarmee gedient hat."

Wir trafen Josif Fetscha und seine Frau Galina. Sie bekamen erstmalig ein Hilfspaket. "Ich habe nicht erwartet, so ein großes Paket zu erhalten - vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit!"

Das Ehepaar gab mir eine Liste mit Erinnerungen. Als kleines Kind lebte Josif mit seinen Eltern in Kotlas. Seine Eltern waren Trudarmisten, die den Jugend während ihres Dienstes alleine in einer Baracke lassen mussten. Er weinte die ganze Zeit mal wegen seines Hungers, mal weil seine Eltern nicht da waren. Einer seiner Nachbarn hielt das Weinen des Jungen nicht aus und bestrafte ihn. Dies verfolgte Josif sein ganzes Leben lang...

Wir waren traurig, als wir am Haus von Irma Stumpf vorbeigefahren sind. Früher wartete sie sehnsüchtig auf "Lenotschka und Ljoschenka", Elena Roschupkina und Aleksej Spet. Doch nun ist sie nicht mehr unter uns. Sie teilte ihre Erinnerungen im deutschen Kulturzentrum, und so werden auch wir an sie erinnert.

In diesem Jahr konnten wir neue Freiwillige für unseren Paketdienst gewinnen. Zusammen mit Elena Roschupkina und Aleksej Spet sind Nadeschda Fljaum, Jrij Botscharow (Goch) und Olga Birkle an der Aktion beteiligt.

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