Auf den Spuren der Wolgarepublik


In diesem Jahr ist es 100 Jahre her, dass in Sowjetrussland eine Autonomie in den von deutschen Siedlern bewohnten Gebieten an der Wolga gegründet wurde.

Die Wolgadeutsche Republik erstreckte sich auf ca. 27 000 Quadratkilometern in den heutigen Gebieten Saratow und Wolgograd, die Deutschen stellten ungefähr zwei Drittel der Bevölkerung. Bestand hatte die Autonomie nur 23 Jahre: 1941, nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion, ließ Stalin die Wolgadeutschen nach Sibirien und Kasachstan verbannen. Das runde Jubiläum nehmen russlanddeutsche Organisationen in Russland, allen voran die Föderale National-Kulturelle Autonomie der Russlanddeutschen und der Internationale Verband der Deutschen Kultur, jetzt zum Anlass für eine ganze Reihe von international angelegten Veranstaltungen an historischem Ort.

In Saratow wird vom 16. bis 18. August die Ausstellung „Das deutsche Wolgagebiet: Eine unvollendete Fotogeschichte“ mit einzigartigen Archivaufnahmen gezeigt. Ihre Premiere erlebte sie im Frühjahr bei der 20-Jahr-Feier der MDZ in der Brüder-Lumière Galerie in Moskau. Nun ist sie im Kunstzentrum „Pionier“ am Kirow Prospekt, einer beliebten Flaniermeile, zu sehen. Bis 1917 hieß sie Deutsche Straße. In der Kleinstadt Marx, die einemal die Hauptstadt der Wolgaautonomie war, findet gerade eine internationale Historikerkonferenz zum Thema „Die Russlanddeutschen: Von der national-territorialen Autonomie zum heutigen System der Selbstorganisation“ statt. Daran nehmen namhafte Experten aus Russland, Deutschland und den GUS-Staaten teil.

Von ganz praktischer Bedeutung ist ein Sozialforum, das sozialen Projekten von und für Russlanddeutsche gewidmet ist, zum Beispiel in der Altenpflege. Unter anderem wird das Projekt eines Sozial- und Kulturzentrums für russlanddeutsche Senioren in Marx vorgestellt. Um die 30 vor allem russische und deutsche Vertreter aus dem Bereich der Sozialarbeit sind zu dem Forum nach Saratow gereist. Außerdem wird es in Saratow ein Treffen zu Deutschklubs in Kindergärten und an verschiedenen Orten ein ethnokulturelles Projekt mit dem Titel „Jugenddorf 2018“ geben.

Der Artikel erschien in der Moskauer Deutschen Zeitung 15/2018.

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