Offenburg – Syktywkar: seit 11 Jahren partnerschaftliche Beziehungen trotz aller Schwierigkeiten

Auf Einladung der deutschen national-kulturellen Autonomie (NKA) der Republik Komi, mit der die Kreis- und Ortsgruppe Offenburg/Ortenaukreis der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e. V. seit elf Jahren intensive partnerschaftliche Beziehungen pflegt, nahm eine Delegation aus Offenburg an den Feierlichkeiten des 97-jährigen Bestehens der Republik Komi teil. Unsere Kreis- und Ortsgruppe der Landsmannschaft wurde von Georg Stößel, Initiator und Organisator dieser Partnerschaft, und den aktiven Mitgliedern unserer Ortsgruppe - Viktor Loos, Elvira Tissen, Ludmila Bohn und auch einem Jugendlichen: Rafael Salahov - vertreten.

Das Programm unseres Aufenthalts war sehr umfangreich. Bereits am ersten Tag nach der Ankunft fand das Treffen mit Galina Gabuschewa, Ministerin für nationale Beziehungen der Republik Komi, und den Aktivisten der deutschen national-kulturellen Autonomie der Republik Komi im „Haus der Völkerfreundschaft der Republik Komi“ statt. Bei diesem Treffen wurde an viele interessante Begegnungen in Offenburg erinnert - insbesondere beim Offenburger Internationalen Fest - an denen die Ministerin sich vor einigen Jahren selbst beteiligte. Ebenso wurden die Möglichkeiten der Weiterentwicklung der partnerschaftlichen Beziehungen besprochen. Gleich im Anschluss haben wir die feierliche Eröffnung des 4. Allrussischen Festivals der nationalen und nichtolympischen Sportarten auf dem Zentralstadion der Stadt Syktywkar miterlebt.

Am nächsten Tag nahmen wir an den Feierlichkeiten des 97-jährigen Bestehens der Republik Komi auf dem Stefanowsker Platz teil, wo Georg Stößel eine Begrüßungsrede gehalten hat, Ludmila Bohn mit ihrem Soloauftritt in deutscher Sprache das Kulturprogramm des multikulturellen Ethnofestivals „Dialog der Kultur: nördliche Vielfarbigkeit“ bereicherte und Rafael Salahov und Elvira Tissen in deutscher Trachtenkleidung glänzten. An diesem Tag wurden viele interessante Gespräche geführt und neue Kontakte geknüpft.

Eine besondere Bedeutung hatte für uns die feierliche Eröffnung des Ehrenkreuzes für die Zwangsarbeiter in der Siedlung Pods mit der Teilnahme der Administration des Kreises Koigorodok und der Siedlung Pods und den anderen Vertretern der munizipalen und öffentlichen Einrichtungen, die als Ergebnis der 15. ethnografischen Expedition der Jugendlichen durch die Orte der Zwangsarbeit-Sondersiedlungen der Russlanddeutschen zustande kam. Jeder von uns hat Verwandte und Bekannte, die dieses tragische Schicksal der als Sondersiedler bezeichneten Trudarmisten durchleben mussten. Viele von ihnen sind wegen der dortigen unmenschlichen Bedingungen ums Leben gekommen.

Genauso so emotional war auch die Kundgebung am jährlich hier veranstalteten Gedenktag zur Erinnerung an den rechtswidrigen Erlass „Über die Übersiedlung der Deutschen, die in den Wolgarayons wohnen“ vom 28. August 1941, dessen negative Wirkung für unsere Volksgruppe bis heute nicht ermessen werden kann. Auch unsere Delegation durfte dazu ihre Meinung äußern und uns wurde die Ehre zuteil, die Friedensglocke anzuschlagen.

Im Komi-Kulturzentrum der Stadt Syktywkar wurde unsere Delegation von der Administration der Stadt Syktywkar offiziell empfangen. Bei diesem Empfang wurden in sehr freundlicher Atmosphäre von beiden Seiten zuerst die Städte Syktywkar und Offenburg präsentiert und dann die weiteren Perspektiven der partnerschaftlichen Beziehungen im kulturellen und öffentlichen Bereich auf der kommunalen Ebene besprochen. Danach fand eine Führung durch das Komi-Kulturzentrum statt, bei der den Gästen anschaulich über die Sitten und Trachten der Komi erzählt wurde.

Wir haben auch vieles andere erlebt: das Treffen mit aktiven Jugendlichen der deutschen NKA der Republik Komi, wo ein Meinungsaustausch über die Jugendarbeit stattfand und ein Quiz zur Geschichte der Russlanddeutschen durchgeführt wurde, bei dem sich beide Seiten überdurchschnittlich gut geschlagen haben; der Besuch des Chores „Edelstein“ im Dorf Maksakowka, der bereits bei uns in Offenburg vor einigen Jahren zu Besuch war und mit dem uns eine langjährige Freundschaft verbindet; die Eröffnung der Ausstellung im Hotel „Jugor“, die dem 15-jährigen Jubiläum der Durchführung der ethnografischen Expeditionen der Jugendlichen durch die Orte der deutschen Zwangsarbeit-Sondersiedlungen in der Republik Komi gewidmet wurde; die Exkursion ins Dorf Prigorodny, wo wir zum ersten Mal gesehen haben, wie Gemüse und Blumen ganzjährig ohne Erde angebaut werden.

Alle offiziellen Treffen und Besprechungen und auch die vielen geknüpften zwischenmenschlichen Kontakte unterstrichen nochmals die Rolle der Russlanddeutschen als Vermittler der wirtschaftlichen, kulturellen und partnerschaftlichen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Russischen Föderation. Über diese wichtige Rolle der Russlanddeutschen wurde auch während der internationalen wissenschaftlich-praktischen Konferenz „Volksdiplomatie. Partnerschaft der gesellschaftlichen Organisationen“ gesprochen, die im Februar dieses Jahres in Moskau stattfand und wo unsere Partnerschaft zwischen der NKA der Republik Komi und der Kreis- und Ortsgruppe Offenburg/Ortenaukreis der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland viel gelobt wurde.

Insbesondere bedankt sich unsere Delegation bei der Stadtverwaltung Offenburg und bei der Offenburger Bürgerstiftung St. Andreas für die geleistete finanzielle Förderung, ohne die dieser Besuch gar nicht möglich gewesen wäre. Und das haben wir bei den offiziellen Treffen und Begegnungen und auch bei den vielen Zeitungs- und Fernsehinterviews immer unterstrichen.

Um die Partnerschaft mit der deutschen national-kulturellen Autonomie der Republik Komi weiterhin aufrecht erhalten und pflegen zu können, ist die Kreis- und Ortsgruppe Offenburg/Ortenaukreis der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e. V. für jede Unterstützung dankbar.

Rubriken: Partnerschaften