Die Deutschen hätten sie fast umgebracht, damals, als die Wehrmacht von 1941 bis 1944 fast 900 Tage ihre Stadt belagerten. Heute erzählen die Überlebenden der Leningrader Blockade, die Blokadniki, jungen Deutschen von dieser Zeit. „Humanitäre Geste“ heißt das deutsch-russische Projekt, das den Dialog fördern will. Über Grenzen und Generationen hinweg.
Es gibt unterschiedliche Angaben dazu, wie viele Menschenleben die Leningrader Blockade unter der Zivilbevölkerung gekostet hat. Und alle sind sie unfassbar. Vielleicht waren es 1,1 Millionen, vielleicht auch 1,5 Millionen. 97 Prozent der Opfer seien den Hungertod gestorben, hieß es beim Nürnberger Prozess.
Valentina Korobowa wäre um ein Haar in diese grausame Statistik eingegangen. Sie war sechs Jahre alt, als Deutschland die Sowjetunion überfiel. Ein aufgewecktes, aber auch ernsthaftes Kind, das bereits lesen konnte, der Tante am anderen Ende von Russland Briefe schrieb und ganz allein Brot aus dem Laden holen durfte – solange es noch welches gab.
Die Familie bewohnte ein Zimmerchen in einer Kommunalka. Acht Quadratmeter für vier Personen. Nebenan befand sich eine Fabrik. Deshalb wurde die Gegend besonders häufig von den Deutschen bombardiert.
Valentinas Vorfahren stammten vom Lande. Doch 1933 entschied die Sowjetmacht, dass es ihnen verdächtig gut ginge. Als „Kulaken“ wurden sie enteignet und mussten in der Großstadt Leningrad praktisch noch einmal von vorn anfangen. „Wir hatten keinerlei Besitz“, erinnert sich Valentina, „keinen Schmuck, kein Porzellan.“ Nichts, was sich während der Blockade zu Geld machen ließ, um die karge Lebensmittelration aufzubessern.
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