Das deutsche Moskau: Bahnhöfe, Hotels und vieles mehr Zur Zeit Peter I. spielte die „Deutsche Vorstadt“ (Nemezkaja sloboda) in Moskau eine große Rolle – als Zentrum des modernen Lebensstils. Die „Deutsche Vorstadt“ war ein Ausländerquartier im Nordosten von Moskau (heute Lefortowo). Anfangs unterschied sich das äußere Erscheinungsbild der Bauten in der „Deutschen Vorstadt“ nicht wesentlich von dem der russischen. Im ausgehenden 17. Jahrhundert hatte die Sloboda schließlich das Gepräge einer westlichen Stadt angenommen. Im heutigen Moskau sind deutsche Spuren nicht nur auf dem Territorium der ehemaligen „Nemezkaja sloboda“ zu finden. Zahlreiche Bauten mit deutscher Handschrift prägen das Stadtbild der russischen Hauptstadt. Wir präsentieren hier nur eine kleine, subjektive Auswahl.
Das deutsche Moskau: Bahnhöfe, Hotels und vieles mehr
Zur Zeit Peter I. spielte die „Deutsche Vorstadt“ (Nemezkaja sloboda) in Moskau eine große Rolle – als Zentrum des modernen Lebensstils. Die „Deutsche Vorstadt“ war ein Ausländerquartier im Nordosten von Moskau (heute Lefortowo). Anfangs unterschied sich das äußere Erscheinungsbild der Bauten in der „Deutschen Vorstadt“ nicht wesentlich von dem der russischen. Im ausgehenden 17. Jahrhundert hatte die Sloboda schließlich das Gepräge einer westlichen Stadt angenommen.
Im heutigen Moskau sind deutsche Spuren nicht nur auf dem Territorium der ehemaligen „Nemezkaja sloboda“ zu finden. Zahlreiche Bauten mit deutscher Handschrift prägen das Stadtbild der russischen Hauptstadt. Wir präsentieren hier auf vier Seiten nur eine kleine, subjektive Auswahl.
Zusammengestellt von Susanne Kögl, Anika Gensicke und Tino Künzel
(Moskauer Deutsche Zeitung, Nr. 13 (284), 2010)
1. Kiewer Bahnhof
Platz des Kiewer Bahnhofs
Der 1918 eröffnete Kiewer Bahnhof wurde von Iwan Rerberg projektiert, einem Architekten mit deutschen Wurzeln, der sich selbst m liebsten als Ingenieur bezeichnete und der später auch für das Zentrale Telegrafenamt auf der Twerskaja verantwortlich zeichnete. Ausgelegt war der Bahnhof – bis 1934 als Brjansker Bahnhof bezeichnet – für 10.000 Passagiere am Tag. Das Gebäude wird von einer bemerkenswerten Konstruktionsleistung gekrönt: Über die Gleise ist ein gläsernes Dach gespannt, das aus einem System von Gitterbögen mit einer Spannweite von 47 Metern, einer Höhe von fast 30 und einer Länge von 230 Metern besteht. Stilistisch ganz anders geartet sind der Jaroslawler Bahnhof, erbaut im Moskauer Jugendstil von Franz Albert Schechtel, und der Rigaer Bahnhof im russischen Stil, errichtet 1899 bis 1902 von Julius Diederichs. (Foto: Tino Künzel)
2. Ernst-Thälmann-Denkmal
Leningrader Prospekt 62 A
Ernst Thälmann war Vorsitzender der Kommunistischen Partei Deutschlands, bis er 1933 verhaftet und nach elf Jahren Isolationshaft auf direkten Befehl Hitlers erschossen wurde. Seinen Namen trugen in der Nachkriegssowjetunion zahlreiche Orte, Straßen und Betriebe. 1985 wurde auch ein Platz am Leningrader Prospekt nach ihm benannt und 1986, zu Thälmanns 100. Geburtstag, eine Statue darauf enthüllt. Bei der Grundsteinlegung sagte der damalige DDR-Staatschef Erich Honecker: „Wonach er strebte und wofür er kämpfte, wurde Wirklichkeit.“ Im Gegensatz zu Honecker, der 1989, kurz nach den Feiern zum 40. Geburtstag der DDR, abtreten musste, hat Thälmanns Denkmal an der Metrostation Aeroport die Wende überdauert. Allerdings ist ihm der Thälmann-Platz abhanden gekommen. An dessen Stelle ist das Einkaufszentrum „Galerie Aeroport“ getreten. (Foto: Anika Gensicke)
3. Föderationsturm
Moskwa-City, 1. Krasnogwardejskij per.
Der noch im Bau befindliche „Federation Complex“ im Hochhausviertel Moskwa-City ist ein Gemeinschaftswerk von Peter Schweger (ASP Schweger Assoziierte Gesamtplanung GmbH, Hamburg) und Sergei Tschoban (nps tschoban voss Architekten BDA, Berlin). Er besteht aus zwei Türmen von 242 und 360 Metern Höhe, die miteinander durch eine Luftbrücke verbunden sind und in deren Mitte eine 509 Meter hohe Nadel emporragt. Das ist Europarekord: Bisher ist das höchste Gebäude Europas einer der ebenfalls zu Moskwa-City gehörenden „Türme am Ufer“ mit 268 Metern. In den nächsten Jahren sollen in Moskwa-City noch mehrere Wolkenkratzer fertiggestellt werden, darunter der 380 Meter hohe Mercury City Tower. Ein Großteil der Nutzfläche im „Föderationsturm“ geht an die VTB Bank und das Grand Hyatt Hotel. Auf der Luftbrücke zwischen den beiden Türmen sind Restaurants und Cafés geplant. Die gläserne Nadel kann im Panorama-Aufzug befahren werden. (Foto: wikipedia)
4. Villa Morosows
ul. Spiridonowka 17
Der Kaufmann und Kunstmäzen Sawwa Morosow schenkte seiner Frau Sinaida Morosowa diese neugotische Villa, die von Franz Albert Schechtel (russisch Fjodor Schechtel) entworfen worden war, einem der produktivsten Architekten seiner Zeit, Sohn eines deutschen Ingenieurs. 1893 bis 1898 errichtet, sind die Zimmer und Säle im Still des Klassizismus und des Barock gehalten. Leider wurde 1995 das Originalinterieur einiger Räume bei einem Brand beschädigt. Heute ist die Villa wieder Privatbesitz und für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. (Foto: Susanne Kögl)
5. Deutsches Theater
ul. Bolschaja Nikitskaja 19
Georg Paradies war Schauspieler der deutschen Truppe Staatlicher Theater in St. Petersburg, kam in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts nach Moskau und gründete hier ein Theater, dessen Chefregisseur er wurde. Die ersten Aufführungen wurden in gemieteten Räumen gezeigt, dann entwarf der Architekt Konstantin Terskij einen Ziegelbau im altrussischen Stil, der 1886 fertig war. Das so genannte „Deutsche Theater“ fasste 1.876 Plätze, der Orchesterplatz war dem Bayreuther Theater nachempfunden. 1894 organisierte Paradies zahlreiche Gastspiele berühmter europäischer Theatergrößen – deshalb bekam das Haus auch den Beinamen „Internationales Theater“. Ab 1920 war hier das Revolutionstheater, unter der Leitung von Theodor Meyerhold untergebracht, das später nach Majakowskij benannt wurde. Ebenfalls im russischen Stil errichtet ist das „Russische Schauspielhaus“, das Theodor Korsch 1885 erbauen ließ. (Foto: Susanne Kögl)