Russlanddeutsche

Russlanddeutsche – das sind bzw. waren Bürger der Russischen Föderation, der UdSSR und des Russischen Imperiums mit deutschen genealogischen Wurzeln sowie dem Bewusstsein darüber.

Auf Einladung russischer Herrscher siedelten Deutsche nahezu seit der Gründung der Moskowien freiwillig in unser Land um. Die meisten von ihnen waren qualifizierte Fachkräfte: Militärs, Ärzte, Handwerker, Juweliere, Maler und viele andere. Die Reformen von Zar Peter I. trugen drastisch zur Erhöhung des Ausländeranteils, insbesondere aus deutschen Fürstentümern, teil. Deutsche beteiligten sich an der Bildung der russischen Armee, der Gründung und Eröffnung einer Vielzahl von Bildungseinrichtungen, der Modernisierung der Wirtschaft sowie der Entwicklung der russischen Wissenschaft und Kultur.

Seit der Epoche Katharinas der Großen und praktisch bis zu den 1870er Jahren fand eine massenhafte Ansiedlung deutscher Kolonisten und deren kompakte Niederlassung in unterschiedlichen Regionen des Russischen Imperiums (in der Wolga-Region, am nördlichen Schwarzmeer, im Kaukasus, in der Nähe von St. Petersburg) statt. Später zogen die Nachkommen der Kolonisten von den ursprünglichen Siedlungsorten in den Nordkaukasus, Süd-Ural, Sibirien, Kasachstan und nach Mittelasien weiter.

Anzahl der deutschen Bevölkerung im Russischen Imperium und in der UdSSR 

(nach Angaben der Volkszählung in Tausend Personen)

1897

1926

1937

1959

1989

1790,5

1238,5

1151,6

1619,6

2038,6

 

Im Laufe des jahrhundertelangen Lebens in Russland und in der Sowjetunion sind die Deutschen zu einem integralen Bestandteil von deren Geschichte und Kultur geworden und leisteten nicht zuletzt einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung und zum Wohlstand des Landes.

Im 20. Jahrhundert, zu Zeiten der Sowjetunion, sahen sich die Deutschen gezwungen, auch tragische Momente, die mit ihrer europäischen Mentalität und historisch bedingten ausländischen Wurzeln in engem Zusammenhang standen, durchleiden zu müssen: Massenrepressionen im Zeitalter der Revolution und des Bürgerkrieges, die Hungersnot in den frühen 1920er Jahren, die Zwangskollektivierung und die Hungersnot in den frühen 1930er Jahren, die Massenrepresionen in den 1930er Jahren (Kampf gegen die „Faschisten“ und den „deutschen Nationalismus“), die Deportation von 1941, die Mobilisierung nahezu der gesamten erwachsenen wehrfähigen Bevölkerung in Arbeitskolonnen für die Dauer des Krieges, große rechtliche Einschränkungen im Rahmen der Sondersiedlungen in dem gesamten nachkriegszeitlichen Jahrzehnt. Der Prozess der Rehabilitierung der Russlanddeutschen dauerte lange und trug letztlich keine Früchte.

Erst in den letzten Jahren des modernen Russlands war es möglich, ein ausreichend stabiles System der Selbstorganisation der Russlanddeutschen ins Leben zu rufen, welches die national-kulturelle Entwicklung der ethnischen Gemeinschaft ermöglicht. Eine wichtige Rolle spielte hierbei das gegenseitige Verständnis und die Unterstützung des Russischen Staates sowie dessen Zusammenarbeit mit Deutschland, die sich zugunsten der Russlanddeutschen auswirkte und bis heute auswirkt.

Anzahl der deutschen Bevölkerung in der Russischen Föderation

(nach Angaben der Volkszählung in Tausend Personen)

1989

2002

2010

845,3

597,2

394,1