Kleine Kinder können mehrere Sprachen problemlos lernen und wenn sie diese verwenden, kommen sie nicht durcheinander. Positive Erfahrungen im Bereich der mehrsprachigen Erziehung wurden in der Kindertagesstätte „Kalinka“ in Berlin gesammelt. Im Rahmen des Seminars „Gemeinschaft der DeutschlehrerInnen als Faktor der Stärkung deutsch-russischer Partnerschaft“, das im Januar 2011 in Berlin und Potsdam stattfand, konnten die Teilnehmer sich selbst von der Erfolgsstrategie der “Kalinka” überzeugen.
Kleine Kinder können mehrere Sprachen problemlos lernen und wenn sie diese verwenden, kommen sie nicht durcheinander. Positive Erfahrungen im Bereich der mehrsprachigen Erziehung wurden in der Kindertagesstätte „Kalinka“ in Berlin gesammelt. Im Rahmen des Seminars „Gemeinschaft der DeutschlehrerInnen als Faktor der Stärkung deutsch-russischer Partnerschaft“, das im Januar 2011 in Berlin und Potsdam stattfand, konnten die Teilnehmer sich selbst von der Erfolgsstrategie der “Kalinka” überzeugen.
Die kleinen Besucher der Kindertagesstätte „Kalinka“ haben unter anderem Choreographie-, Musik- und Turnunterricht. Besondere Aufmerksamkeit wird hier auf die mehrsprachige Erziehung der Kinder gelenkt. Die Eltern können wählen, ob ihre Kinder in der Sprachkombination Deutsch-Englisch oder Deutsch-Englisch-Russisch von erfahrenen Pädagogen betreut werden. Die gesamte Betreuung wird in einer bestimmten Sprache gewährleistet: Der eine Pädagoge spricht mit Kindern nur Englisch, der andere – nur Russisch, der dritte – nur Deutsch. Für die Kinder ist es selbstverständlich, dass die Sprachen nicht gemischt werden und dass sie mit jedem Erzieher „die richtige“ Sprache sprechen.
„Diese Bildungseinrichtung in Berlin, in der es in drei Sprachen unterrichtet wird, hat mich tief beeindruckt“, erzählt Alexander Geier, Regionalkoordinator des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur (IVDK) im Gebiet Tomsk. Was ihn am meisten beeindruckt habe, sei die Professionalität der Lehrkräfte: „Im Englischunterricht hatte ich den Eindruck, als ob ein Muttersprachler unterrichten würde. Der gleiche Eindruck dann auch im Deutschunterricht. Dabei gab es dort in der Tat nur einen Muttersprachler und zwar im Russischunterricht (abgesehen von anderen Mitarbeitern). Solch eine Sprachkompetenz ist bei LehrerInnen in unseren Schulen, Kindergärten und deutschen Sprachkursen nicht immer zu sehen.“
Auch von Kindern, die alle drei Sprachen verstehen und sprechen, waren die Seminarteilnehmer ziemlich angetan. Für Alexander Geier waren diese Kinder eine schöne Bestätigung einer in den zahlreichen Lehrbüchern formulierten These: Ein Kind wird nie seine Sprachen mischen, wenn es in einem mehrsprachigen Umfeld erzogen wird. „Einige unsere Landsleute, die nach Deutschland übergesiedelt sind, begreifen das leider nicht. Sie lehnen das Russische ab, mit der Einstellung: Hier müssen wir Deutsch sprechen – egal, ob gut oder schlecht. Und so sprechen die Eltern zu Hause Deutsch mit schrecklichem Akzent und falscher Grammatik. Sie haben Angst, ihr Kind mit zwei Sprachen zu verletzen – zu Hause Russisch und im Kindergarten oder in der Schule Deutsch. Ich bin der Meinung, dass wir alle Chancen haben, eine Generation deutschsprachiger Kinder heranzuziehen, wenn wir solch eine Ausbildungsform in unseren Schulen und Kindergärten in Russland anwenden werden.“
Ein solches Erziehungsprogramm gab es schon mal in Tomsk: Kinder sollten sich im Kindergarten acht Stunden täglich im deutschsprachigen Umfeld befinden. Das Programm musste damals abgebrochen werden: „Wahrscheinlich wegen des Mangels an hochqualifizierten Lehrkräften“, sagt der Tomsker Regionalkoordinator. Heute wird Deutsch im Progymnasium „Christine“ als Fremdsprache unterrichtet – das ist die einzige Einrichtung, die noch funktioniert (von insgesamt drei Kindergärten mit dem geplanten Deutschunterricht für die Vorschulkinder). Es sei sehr wichtig, dass Erzieher bzw. Lehrer, die acht Stunden täglich mit Kindern Deutsch sprechen sollen, die notwendige Sprachkompetenz mitbringen – ausgezeichnete Deutschkenntnisse auf dem Niveau eines Muttersprachlers. Und hier eröffnet sich ein großer Problem – wo und wie bekommt man solche Lehrkräfte. Erster Schritt zur Lösung des Problems könnte der Erfahrungsaustausch sein. „Wir treffen uns demnächst mit der Leitung des Progymnasiums „Christine“, und ich übergebe ihnen unbedingt die Kontaktdaten der Schule in Berlin. Ich glaube, solche Kontakte bringen was“, hofft Alexander Geier.
„Wir verstehen alle, dass sich Vorschulausbildung, außerschulische Ausbildung und Schulbildung nicht umgehen lassen werden, sonst haben wir keine Chancen, überhaupt etwas zu erhalten. Und dabei können uns unsere jungen Landsleute aus Deutschland helfen, die als Kinder nach Deutschland übersiedelten und heute in gleicher Weise Deutsch und Russisch sprechen. Für mich war das Treffen mit dem Berliner Landesverband des Jugend- und Studentenrings der Deutschen aus Russland (JSDR) auch von großer Bedeutung. Diese jungen Leute können sich genauso wie wir nicht in vollem Maße als Deutsche bzw. als Russen identifizieren. Solche Übersiedler gibt es in Tomsk, die zum Studieren kamen. Das Potential dieser jungen Leute muss man aktiv nutzen, sie zu unseren Maßnahmen einladen, ihnen vorschlagen, in den Zirkeln, Sprachlagern, vielleicht auch in den Kindergärten und Schulen mit erweitertem Deutschunterricht zu arbeiten. Sie kennen beide Sprachen, sie kennen uns.“ – Alexander Geier
Auch für Jelisaweta Graf, Direktorin der Mittelschule in Zwetnopolje (Deutscher Nationalrayon Asowo, Gebiet Omsk) war der Besuch der Kindertagesstätte „Kalinka“ in Berlin eine willkommene Erfahrung. Tief beeindruckt sei sie vom Unterricht gewesen. Die mehrsprachige Erziehungsstrategie der „Kalinka“ habe Jelisaweta Graf Ansporn gegeben: „Dies bestätigt nochmals unsere Konzeption, dass man mit dem Sprachenlernen so früh wie möglich anfangen muss. Meine nächste Aufgabe sehe ich darin, den Deutschunterricht in den Kindergärten Asowo wieder aufzunehmen“.