Zwei wichtige historische Daten prägten den Verlauf des diesjährigen FUEV-Kongresses: Parallel zu den Veranstaltungen zum 150-jährigen Gedenken des deutsch-österreichisch-dänischen Krieges von 1864 feierte die FUEV ihren 65. Geburtstag. Damit setzten europäische Minderheiten ein deutliches Zeichen für die friedensstiftende Mission ihrer Arbeit in und für Europa. Ein Rückblick auf äußerst arbeitsintensive und fruchtbare Kongresstage.
Vom 7. bis 11. Mai fand in Flensburg und Soderburg, im deutsch-dänischen Grenzland, der jährilche Kongress der Föderalistischen Union europäischer Volksgruppen (FUEV) statt. Mehr als 200 Vertreter nationaler Minderheiten aus 30 Ländern Europas nahmen daran teil. Für die Delegation der deutschen Minderheit aus Russland mit Olga Martens, Vizepräsidentin der FUEV und erster stellv. Vorsitzenden des IVDK, an der Spitze, waren es äußerst arbeitsintensive und fruchtbare Kongresstage.
Zwei wichtige historische Daten prägten den Verlauf des diesjährigen FUEV-Kongresses: Parallel zu den Veranstaltungen zum 150-jährigen Gedenken des deutsch-österreichisch-dänischen Krieges von 1864 feierte die FUEV ihren 65. Geburtstag. Damit setzten europäische Minderheiten ein deutliches Zeichen für die friedensstiftende Mission ihrer Arbeit in und für Europa, was vor dem Hintergrund der dramatischen Ereignisse in der Ukraine eine besondere Aktualität erlangt.
Rund 90 Minderheitenorganisationen aus ganz Europa kamen zum Kongress, um über die aktuellen Fragen und Probleme, aber auch Erfolge in der nationalen und internationalen Minderheitenarbeit und -politik zu diskutieren. Wichtigste Diskussionthemen waren mitunter die aktuelle Situation in der Ukraine und die Bürgerinitiative der FUEV „Minority Safepack“, welche die Rechte der ethnischen Minderheiten in Europa stärken soll und im vergangenen Jahr von der EU leider vorerst abgelehnt wurde.
Die zentrale Veranstaltung des Kongresses war das Symposium europäischer Minderheiten unter dem Motto „Mehrwert der Minderheiten“, welches am 9. Mai,dem Europatag, im dänischen Sonderborg stattfand. Neben den Teilnehmern des Kongresses nahmen am Symposium zahlreiche Vertreter aus der Politik teil, darunter der Bürgermeister von Sonderborg, Erick Lauritzen, der Vorsitzender der Region Süddänemark, Carl Holst sowie der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Torsten Albig.
Im Rahmen des Symposiums fanden zwei Diskussionsrunden, „Europa und Regionen“und „Europa und nationale Minderheiten“, mit Vertretern aus der deutschen, dänischen und europäischen Politik statt. Dabei wurden Fragen wie regionale Zusammenarbeit, Stärkung der Regionen für ein bürgerfreundliches Europa sowie die „Minority Safepack Initiative“ der FUEV, ihre Ablehnung durch die EU und weiteres Vorgehen in dieser Frage heiß diskutiert. Die FUEV stellte im Rahmen des Symposiums ihr neues Projekt des „Hauses der Minderheiten“ vor, welches in Zusammenarbeit mit deutschen und dänischen Minderheitenverbänden umgesetzt werden soll.
Zum Abschluss des Symposiums fand die Preisverleihung des europäischen Sprachenwettbewerbs Minority Language Slam (MiLaS) statt, welcher unter dem Motto „Es ist nie zu spät! Mach deine Sprache berühmt“ ausgetragen wurde und sich über die vielen Teilnehmer freuen durfte. Auch junge Vertreter der Deutschen Russlands haben sich mit fünf Videos am Wettbewerb beteiligt. Den ersten Platz gewannen gleich zwei Bewerber: Die Schüler der 8. Klasse der Ludwig Andresen Schule Dänemark mit „Synnejysk kaffeboe“ (in Deutsch und Dänisch) und Lisiana Demiraj aus Albanien mit ihrem Video „Ai – He“. Zweiter wurde Ignac Fecich mit dem Lied „Ćek dom“ auf Deutsch und Sorbisch. Und den dritten Platz belegten auch zwei Teilnehmer: Schüler der 7. Klasse der Deutschen Schule in Pattburg mit ihrem Video „Lasse und Maria“ und Manuel Trapp mit dem Lied „Stolz ein Jenischer zu sein“.
Auf der Delegiertenversammlung am 10. Mai wurden Beschlüsse über die zukünftige Arbeit der Union getroffen und neue Mitglieder aufgenommen. In diesem Jahr sind der FUEV die Föderale nationale Kulturautonomie der Lezginer (eine der Volksgruppen in der RF), die Pro Deutschsprachige Gemeinschaft (deutsche Minderheit in Belgien) und die Rhodes, Kos and the Dodecanese Turks Culture and Solidarity Association (türkische Minderheit in Griechenland) beigetreten.
Nach einer umfassenden Diskussion haben die Delegierten in einer Abstimmung ein Manifesto und sechs Resolutionen zu einzelnen Minderheitengruppen, darunter auch die vom IVDK vorgeschlagene Resolution „Über die Rehabilitierung der Russlanddeutschen“, angenommen. Darin heißt es, die Vertreterorganisationen der Russlanddeutschen, der IVDK, die FNKA und der JdR, begrüßen die aktuellen Maßnahmen der Regierung der RF zur Rehabilierung repressierter Völker und werden sich aktiv an ihrer Umsetzung zur Wiederherstellung der historischen Gerechtigkeit beteiligen. Auch sind in der Erklärung notwendige Schritte zur vollständigen Rehabilitierung aufgelistet, darunter „Schaffung notwendiger rechtlicher, organisatorischer und sozial-wirtschaftlicher Voraussetzungen für die Rückkehr der deportierten Deutschen in ihre traditionellen Wohnorte und staatliche Förderung auf langfristiger Basis des Programms für ethnokulturelle Wiedergeburt und Entwicklung der im Raum der Russischen Föderation lebenden Deutschen“. Der Wortlaut dieser Resolution wurde nach den Einwänden von der Kollegen vom Rat der Deutschen in der Ukraine und einer gegenseitigen Absprache angepasst. In diesem Zusammenhang versicherte Heinrich Martens, der Präsident der Föderalen nationalen Kulturautonomie der Russlanddeutschen (FNKA RD), dass die FNKA an der Fortsetzung der freundschaftlichen Zusamenarbeit und der Beratungsgespräche in allen wichtigen Fragen mit dem Rat der Deutschen in der Ukraine interessiert ist, und äußerte die Überzeugung, dass „die Zeit nicht mehr fern liegt, wenn unsere Länder und Völker, einschließlich der deutschen Minderheiten auf beiden Seiten, wieder zu einer engen und freundschaftlichen Partnerschaft auf allen Ebenen gelangen werden“.
Die aktuell immer noch stark zugespitze Lage in der Ukraine wurde im Rahmen offizieller Veranstaltungen des Kongresses wie auch in informellen Gesprächen umfassend diskutiert. Darüber berichteten aus erster Hand: Der Vorsitzende des Rates der Deutschen in der Ukraine, Wladimir Leysle, und Ahmet Özay, der Berater Mustafa Dschemilevs, des ehemaligen Vorsitzenden des Rates der Krimtataren. Hartmut Koschyk, der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, betonte hinsichtlich der schwierigen Situation: „Minderheitenpolitik braucht immer Empathie. Wir leben noch nicht in einer Welt, wo wir davor gefeit sind, dass die Furie des Nationalismus wieder von der Leine gelassen wird.“ Die Ukraine gehört mit ihren 20 verschiedenen Volksgruppen zu den minderheitenreichsten Ländern Europas, daher war es für Teilnehmer des Kongresses ein wichtiges Anliegen, für die Minderheiten der Ukraine und der Krim aktiv einzutreten und die poltischen Führungen in Europa, Russland und der Ukraine zu einer friedlichen Bewältigung der Krise aufzurufen.
Der diesjährige Kongress wurde mit einem feierlichen Galaabend anlässlich des 65-jährigen Bestehens der FUEV abgeschlossen.
Im nächsten Jahr wird der FUEV-Kongress im griechischen Komotini stattfinden.
Für die Delegation der deutschen Minderheit verlief der diesjährige Kongress der FUEV äußerst intensiv und ergebnisreich. Neben wichtigen politischen Gesprächen, wie beispielsweise mit den Kollegen aus der Ukraine, und der Annahme der FUEV-Resolution über die Rehabilitierung der Russlanddeutschen, gab es ein Treffen, welches für die deutsche Minderheit in Russland von großem praktischen Wert ist. Am 8 Mai trafen sich die Mitglieder der russlanddeutschen Delegation, Olga Martens, Jelisaweta Graf (Schuldirektorin in Tswetnopolje, Gebiet Omsk), Denis Tsykalow (Leiter der Abteilung Spracharbeit beim IVDK) und Alexander Geier (Direktor des Deutsch-Russischen Hauses in Tomsk) mit den Dänisch-Lehrern schleswig-holsteinscher Schulen und Gymnasien. Ihre Erfahrungen und Kenntnisse in der frühkindlichen muttersprachlichen Erziehung und Bildung sind für die Russlanddeutschen von besonders großer Bedeutung und großem Nutzen, da die Etablierung der Bilingualität als einer grundlegenden Voraussetzung für das Bestehen und die Entfaltung der deutschen Minderheit in Russland zu den wichtigsten Prioritäten in der Arbeit der Selbstorganisation der Russlanddeutschen gehört. In einigen von den Russlanddeutschen dicht besiedelten Gebieten wurde bereits vor einigen Jahren mit der Umsetzung der Programme zur frühkindlichen Spracherziehung begonnen. Wichtig ist aber, dass sie nach und nach eine breite Basis erhalten. Und hier sind die Erfahrungen anderer Minderheiten Gold wert. Nach einem regen Erfahrungs- und Ideenaustausch haben die Beteiligten Möglichkeiten einer Zusammenarbeit auf diesem Gebiet besprochen. Anschließend nahmen sie an einem Seminar zur Mehrsprachigkeit und Nationalitätenpädagogik teil.
Mehr zur Föderalistischen Union europäischer Volksgruppen unter www.fuen.org/de