75 Jahre Deportation: „Erinnerungskultur der Russlanddeutschen“


Im Rahmen des XIV. Forums der Russlanddeutschen fand im Deutsch-Russischen Haus in Moskau die Präsentation der Trilogie „Erinnerungskultur der Russlanddeutschen“, die dem 75. Jahrestag der Deportation gewidmet ist.

Deportation, Trudarmee, Sondersiedlungen – drei historische Katastrophen, die innerhalb von 15 Jahren das Leben der deutschen Bevölkerung in unserem Land schlagartig veränderte. Heute sind diese vor 75 Jahren stattgefunden Geschehnisse von Zeitzeugen und Zeitgenossen zu Papier gebracht worden.

Die Deportation der deutschen Siedlungen am Anfang des 2. Weltkrieges aus dem europäischen Teil der UdSSR nach Sibirien und Kasachstan wird offen und wahrheitsgemäß im Buch „Vyselit s treskom“ thematisiert. Im Rahmen der Veranstaltungen wurden auch weitere Bücher vorgestellt, die weitere Aspekte der Deportation thematisieren. Der Fokus der Veranstaltung lag auf der Vorstellung der Trilogie „Erinnerungskulturen“.

„Die Arbeit an den Büchern war sehr schwer, aber gleichzeitig auch sehr interessant“, erinnert sich Olga Silantjewa, die Redakteurin aller drei Bücher. „Es sind leider nicht alle Erinnerungen erschienen. Ich als Verantwortliche für die technische Seite dieses Prozesses entschuldige mich bei allen, die ihre Erinnerungen geteilt haben, aber keine Fotos oder biographische Taten geschickt haben. Es war sehr schwer, mit den Autoren der Erzählungen in Kontakt zu treten, oft kamen Briefe ohne Adresse an. Es gab auch Fälle, als man uns originale Fotos zukommen ließ, weil es in ihrem Dorf keine Möglichkeit gab, es zu kopieren. Das waren seltene Fotos aus den 40er und 50er Jahren. Ich nahm sie in die Hand und dachte: Und wenn ich sie verliere? Aber sie gingen nicht verloren. Sie wurden alle veröffentlicht.“

Dr. Arkadij German, Redakteur der Trilogie sagte: „Für mich als Historiker sind Erinnerungen die subjektivteste Quelle. Wir haben herausgefunden, dass in ihnen sehr viele Widersprüche, Ungenauigkeiten, Fehler zu finden sind, weil der Mensch, vor allem wenn er schon lange lebt, anfängt, Dinge durcheinander zu bringen und das sieht, was er gerne hätte. Deswegen mussten wir objektiv an die Erinnerungen herangehen, damit wir einerseits ihre Ursprünglichkeit bewahren und andererseits damit die Leute keine falschen Vorstellungen über diese Zeit haben. Die Lösung bestand darin eine Symbiose herzustellen – zuerst wissenschaftliche Artikel von bekannten Spezialisten zu veröffentlichen und sie durch archivierte Dokumente und Erinnerungen zu ergänzen. Das hat meiner Meinung nach geklappt.“

Der Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Hartmut Koschyk hob die Wichtigkeit der Erhaltung des historischen Denkmals der Russlanddeutschen hervor. Er schätzte die Arbeit an den Büchern und gratulierte allen, die daran beteiligt waren.

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