Der heutige Trend in der Entwicklung der Selbstorganisation der Deutschen in Europa – Kooperation. Ganz im Laufe der Zeit arbeitet der Jugendring der Russlanddeutsche und veranstaltet immer öfter Dreierveranstaltungen. Ende November veranstaltete der JdR in Kemerowo ein neues Dreierforum.
„Bei den Leuten aus Russland und Kasachstan gibt es keine Sprachbarriere. Sie waren bereit, alles zu tun und teilten ihre Stiefel und Regenmäntel. Die Leute aus Deutschland kommunizierten grundlegend mit Händen und Füßen und waren anfangs vorsichtig. Doch auch sie waren am Ende des Austauschs mit allen am Lagerfeuer mit durchnässten Schuhen, um gutes Wetter herzuholen“, erinnerte sich Organisatorin Xenia Bolender vom deutschen Jugendclub „Glück auf“ 1,5 Jahre nach dem ersten russisch-deutschen-kasachischen Treffen.
Über gemeinsame Pläne wurde bereits in Omsk gesprochen, auf dem Forum des Jugendrings der Russlanddeutschen im November 2014. Damals hatten die Leiterin des Clubs „Glück auf“ Anastasia Plotnikowa, ihre Kollegen des kasachischen Clubs „Glück“ aus Semej und Jugendclubs der Russlanddeutschen in Halle ein Partnerschaftsabkommen unterzeichnet. Die erste Etappe des Projekts, die „Trialog RuDeKa“ genannt wurde, fand im Sommer 2015 im Ural statt. Nachdem sich die Teilnehmer in Ekaterinburg getroffen hatten, machten sie einen fünftägigen Trip am Fluss Tschusovaja. Der unaufhörliche Regen hat sie so zusammengeschweißt, dass sie sich im September 2016 wie enge Verwandte begrüßten.
„Uns verbindet die gemeinsame Geschichte, die gemeinsame Tätigkeit der Unterstützung der deutschen Ethnie, die in den Territorien unserer Länder leben“, denkt Artur Bartel, Experte für Jugendfragen bei der Assoziation der gesellschaftlichen Vereinigung der Deutschen in Kasachstan „Wiedergeburt“. „Die Mentalität der Deutschen aus Russland, Deutschland und Kasachstan ist verschieden, da wir schon lange in anderen Staaten und unter verschiedenen Konditionen leben.“
„Die gemeinsame Geschichte hat die Teilnehmer des Projekts zweifellos zusammengebracht“, bestätigt Anastasia Plotnikowa. Das ging auch aus den Gesprächen der Leute hervor, und während unserer Veranstaltungen. Wir erzählten unsere Familiengeschichten. Viele von ihnen waren ziemlich gleich, doch trotzdem war jede einzelne von ihnen besonders. Das war alles sehr emotional.“
Ein weiteres Dreierprojekt fand mit Unterstützung des Jugendrings der Russlanddeutschen im August dieses Jahres im Wolgagebiet statt. Dort unterhielten sich am Vorabend des 75. Jahrestags der Deportation der Wolgadeutschen junge Menschen aus Russland, der Ukraine und Deutschland über ihr gemeinsame tragische Vergangenheit und die turbulente Gegenwart. Außerdem wurde über die Wichtigkeit solcher Treffen gesprochen.
„Jugendaustausche zwischen Vertretern der deutschen Minderheiten sind in jedem Fall wichtig: Seien es Deutsche aus Russland, Kasachstan, der Ukraine oder eines anderes Landes“, findet die Leiterin des deutschen Jugendclubs aus Saratow Olga Hudoschina, die einen Dreieraustausch organisierte. „Man muss etwas finden, das die Jugend dieser Länder verbindet.“ Es ist wahr, dass von ukrainischer Seite am Projekt im Wolgagebiet am Ende nur ein Mädchen teilgenommen hat. Wieso? Es spielte ein politischer Faktor eine Rolle, erklärt Olga: „Es kann sein, dass die lokalen Medien in Ukraine und Russland Angst schüren. Wir bemühen uns immer um Distanz zur Politik, da uns nicht sie verbindet, sondern unsere gemeinsame Wurzeln, die Kultur und natürlich gemeinsame Werte.“
In Zukunft sollte es mehr solcher internationaler Jugendprojekte geben. Auf dem zweiten deutsch-russisch-kasachischen Forum, das vom 24. bis zum 28. Novemer in Kemerowo stattfand, ist das Unterzeichnen eines Partnerschaftsabkommens der drei Vertreter geplant. Laut der Vorsitzenden des Jugendrings der Russlanddeutschen Margarita Bauer geben die Resultate der bereits durchgeführten Austausche Hoffnung für die Unterstützung solcher Projekte. Denn jetzt muss für diese Geld gefunden werden. „Als Perspektive möchten wir gleichberechtigte partnerschaftliche Beziehungen mit den Jugendorganisationen verschiedener deutscher Minderheiten aufbauen. Je mehr Partner, desto höher das Niveau der Veranstaltung“, sagt Margarita Bauer.