Gegeneinander für das Miteinander

Im Windschatten der Fußball-WM wird auch auf anderen Plätzen fleißig gekickt. Bei einem deutsch-russischen Projekt geht es über das Gegeneinander um das Miteinander.

Auf dem wuseligen Moskauer Bahnhof in St. Petersburg: 30 Jugendliche aus Deutschland besteigen mit müden, aber strahlenden Gesichtern ihren Doppelstockzug nach Moskau. Sie sind zum Fußball hier, aber nicht nur zum Gucken. Im Rahmen des Projekts „Deutsch-Russische Fußballbrücken“ haben die Brandenburgische Sportjugend im Landessportbund Brandenburg, das Deutsch-Russische Forum und der Deutsche Fußball-Bund in drei WM-Städten internationale Straßenfußball- Turniere organisiert.

Neben den Deutschen nehmen daran Teams aus der jeweiligen Spielregion teil. Beim ersten „Fußballbrücken“- Turnier an der Schule von Nowoje Dewjatkino bei St. Petersburg waren rund 100 Fußballbegeisterte in Aktion. Wie bei der WM wurde in acht Gruppen gespielt, wobei die 30 Mannschaften aus je drei Spielern plus Auswechselspieler bestanden. Jedes Team erhielt per Los den Namen eines WM-Teilnehmerlandes. Miteinander und Verständnis werden großgeschrieben. Die Straßenfußball-Teams stellen eigene Fairplay-Regeln auf, zum Beispiel Aufhelfen nach Sturz. Am Ende gibt es extra Fairplay-Punkte. Die Tore von Mädchen – in jedem Team ist mindestens eines – zählen doppelt.

Die Stimmung beim ersten Turnier sei „ganz toll“ gewesen, sagt Cheforganisator Uwe Koch. Weniger toll: Der Lkw aus Deutschland mit Spielcourts, DFB-Original-Trikots und anderer Ausrüstung steckte vier Tage an der lettischrussischen Grenze fest, was den Organisatoren schlaflose Nächte und zahllose Telefonate mit Botschaften und Zollämtern bescherte. Da wollen die „Fußballbrücken“ nun Grenzen überwinden helfen – und dann so etwas. In Nowoje Dewjatkino musste improvisiert werden, nachdem sogar die Absage des Turniers im Raum stand. Inzwischen sind Teilnehmer und Lkw nach Rostow am Don und Sotschi unterwegs.

Der Artikel erschien erstmals in der Moskauer Deutschen Zeitung 12/2018.

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