Lektionen des Lebens und der Liebe


Der Film über Sibirier bringt uns Geduld und weltliche Weisheit bei - ein Artikel der Moskauer Deutschen Zeitung.

In Deutschland erschien ein Dokumentarfilm von Olga Delane "Liebe auf Sibirisch". Die Regisseurin hat einen Film über die Bewohner eines kleinen Dorfes in der Trans-Baikal-Region gedreht, von denen die Hälfte ihre Verwandten sind.

Olga Delane lebt seit 20 Jahren in Berlin, beschäftigt sich mit Kunstfotografie und Dokumentarfilmen. Sie wurde in einer Russlanddeutschen Familie in Krasnokamensk, berühmt für ihre Uranminen und einer Strafkolonie, in der Mikhail Chodorkowski saß, geboren.

Die Familie von Delane zog in den späten 1980er Jahren nach Deutschland. Heute identifiziert sich Olga nicht mit einer bestimmten Volksgruppe. "Ich bin ein Erdenbürger, ich habe keine Nationalität. In meiner Abstammung gibt es sowohl holländische als auch tungusische Wurzeln. Ich kann mich keiner bestimmten Kultur zuordnen", sagt Delane. Ihre Karriere als Dokumentarfilmmacherin begann 2013, als der Film "Endstation: Krasnokamensk. Ein Heimatbesuch“ erschien. Die Geschichte der Provinzstadt und ihrer Bewohner wurde mit Begeisterung vom deutschen Publikum aufgenommen, und Olga beschloss, einen weiteren Film über Russland zu drehen, aber jetzt über die Liebe. Der Film "Liebe auf Sibirisch" hat einen provokanten Slogan: "Ohne Mann bist du keine Frau".

Welche Fragen werden am häufigsten an eine Frau in Russland gestellt: Bist du verheiratet? Hast du Kinder? Eine negative Antwort auf diese Fragen bedeutet nur eins: Du hast als Frau versagt, deshalb bist du unglücklich. Diese Ansichten, was das Glück betrifft überraschten Olga Delane, und so entstand die Idee, darüber zu erzählen und zu zeigen, wie die Sibirier lieben und auf welche Art und Weise Familien in der konservativen russischen Gesellschaft gegründet werden.

Olga ging in die Transbaikal Region, in das Dorf Onon-Borzya, wo es keine Werbeplakate und keine asphaltierten Straßen gibt, wo der Begriff Feminismus als ein unbekannter Fluch wahrgenommen wird. Die Regisseurin hat bereits 2010 die Hautpersonen des zukünftigen Filmes kennengelernt, die meisten sind ihre Verwandten väterlicherseits. "Von Anfang bewunderten diese Menschen und ihre Lebensweise sehr. Sie waren davon auch sofort begeistert und waren immer sehr freundlich“, sagt Olga. „Natürlich gab es auch solche, die der Kamera und mir als Person, die aus Europa kam, nicht vertrauten. Sie dachten, ich würde sie auf eine negative Art und Weise zeigen. Die wurden dann auch nicht gefilmt“.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen drei Familien, die das harte und schwere ländliche Leben teilen: Sie führen ihre Landwirtschaft und erziehen ihre Kinder. Die Regisseurin stellt dem Publikum deren Lebensart und Traditionen vor und bietet die Möglichkeit, an Familien- und Dorffesten teilzunehmen. Die Bewohner von Onon-Borzya wiederum mögen Olgas Kamera sehr: Sie geben begeistert Rezepte für das eheliche Glück weiter sowie Ratschläge, wie man schnell heiraten kann. Rezept Nummer eins: Man muss einen kurzen Rock tragen. Wenn die erste Empfehlung geholfen hat, dann ist es an der Zeit für den zweiten Rat - immer eine Bratpfanne zur Hand haben, als bestes Werkzeug, um Familienkonflikte zu lösen.

In der Wirklichkeit jedoch ist die Liebe für Sibirier kein kurzer Rock und auch nicht die Bratpfanne, sondern das Leben selbst. "Sie sind aufeinander angewiesen, ergänzen sich im Alltag, sonst fällt es ihnen schwer, mit den harten Lebensbedingungen klarzukommen", erklärt Olga Delane. "Die wertvollsten Dinge, bekommt nicht so einfach." Ich kann auch nicht behaupten, dass meine Hauptfiguren in romantischer Liebe versinken, sie wissen vielleicht nicht einmal, was es ist, aber sie schätzen sich gegenseitig. Das ist wichtig". Die Dreharbeiten des Films dauerten vier Jahre, in denen Onon-Borzya für Olga ein ganz besonderer Ort wurde. Ihrer Meinung nach lernte sie von den Sibiriern Geduld und Ausdauer. Im August machte die Regisseurin eine Vorführung des Films in dem lokalen Kulturhaus. "Der Film wurde noch nie so gut und lustig von den Zuschauern aufgenommen! Die Einwohner bewunderten die Schönheit der Natur, die sie auf dem Bildschirm sahen sowie ihr tägliches Leben, freuten sich über jedes Schwein, das sie im Film gesehen haben. Im Allgemeinen habe ich die Prüfung vor den strengsten Zuschauern erfolgreich bestanden."

Sie können die Filmvorführungen auf der offiziellen Website sibirian-love.com verfolgen.

Der Artikel erschien in russischer Sprache in der Moskauer Deutschen Zeitung 1/2018.

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