Ekaterina Kiseljowa: „Es ist nicht wichtig, wie ein Mensch Sprache verwendet, es ist wichtig, dass es ihm Spaß macht“

Am 2. Oktober fand in der Gesellschaftlichen Kammer der Russischen Föderation im Rahmen der V. internationalen wissenschaftlich-praktischen Sprachkonferenz „Deutsche Russlands: Lebenslanges Sprachenlernen. Motivation. Potenzial. Modelle“ die Plenarsitzung statt. Sprachspezialisten traten mit Vorträgen auf.

Dr. Alexej Mayer, Professor am Lehrstuhl für Pädagogik der Elementar- und Vorschulbildung an der Staatlichen humanitär-technischen Universität in Orechowo-Suewo, sprach über „Lebenslanges Sprachenlernen“.

„Wenn man über Sprachbildung spricht, reden wir in erster Linie über sprachliche Persönlichkeiten. Und nun müssen wir ganz genau verstehen, das eine sprachliche Persönlichkeit ist. Es ist nicht nur ein Weltbild, Kultur und Mentalität, es ist ein Selbstverständig. Und wenn wir uns fragen, zu welcher Nation wir gehören, sehen wir zuerst, mit welcher Sprache wir uns realisieren. Nicht unsere Denk- oder Sprechweise oder als Instrument der Kommunikation. Es geht darum, wie wir uns im Leben realisieren“.

Alexej Mayer zitierte Humboldt etwas anders. Sprache sei nicht da, wo Heimat ist. In dem Fall sei Heimat da, wo die Sprache ist. „Mein Selbstverständnis erzeugt meine Heimat - das ist auch ein sehr wichtiger Aspekt“.

Das Thema Lebenslanges Lernen wurde auch von Tatjana Smirnowa erwähnt. Smirnowa ist Vizepräsidentin für Lehre und Studium an der Omsker Staatlichen Universität und Stellvertretende Vorsitzende der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen. In ihrem Vortrag "Sprachprozesse und ethnokulturelle Bildung der Russlanddeutschen" lenkte sie die Aufmerksamkeit auf die Motivation Russlanddeutscher zum Erlernen ihrer Muttersprache.

Laut einer aktuellen Umfrage Smirnowas lernen 30% aller Russlanddeuschen Deutsch, weil es „die Sprache ihrer Vorfahren sei“, 25% "denken, dass Deutsche deutsch sprechen sollten" und ca. 18% lernen die Sprache, um später nach Deutschland ziehen zu können. "Doch nationale Identität ist nicht nur auf Sprache aufgebaut", bekräftigte Smirnowa. "Auf die Frage, was Russlanddeutsche verbindet, haben wir folgende Antworten bekommen - Geschichte, gemeinsame Kultur und die deutsche Sprache. Deutsch hat dabei den dritten Platz eingenommen". Außerdem würden 82% der Russlanddeutschen denken, dass sie trotz fehlender Deutschkenntnisse sich als Russlanddeutsche fühlen".

Die Dozentin des Lehrstuhls für lebenslanges Lerne an der Moskauer Gebietsuniversität, Ekaterina Kiseljowa, hielt einen Vortrag über die "Kinder der Generation Z". Dieser Fachbegriff wird für alle Kinder verwendet, die nach 2000 geboren worden sind.

Laut der Expertin ist es wichtig, den Kindern der Generation Z eine Wahl zu lassen. "Die Tatsache, dass wir eine Wahl haben, macht uns glücklich, und nichts ist wichtiger als Glück. Es ist nicht wichtig, wie ein Mensch die Sprache verwendet, wie er sie lernt. Es ist wichtig, dass es ihm Spaß macht".


Die V. internationale wissenschaftlich-praktische Sprachkonferenz zum Thema "Deutsche aus Russland: Lebenslanges Sprachenlernen. Motivation. Potenzial. Modelle" findet vom 1.-4. Oktoberin Moskau statt.

Im Rahmen der Konferenz werden Vorträger führender Experten zum Thema der deutschen Sprache gehalten, Podiumsdiskussionen geführt und die Preisverleihung des VI. gesamtrussischen Wettbewerbs "Freunde der deutschen Sprache" abgehalten.

Organisatoren: der Internationale Verband der deutschen Kultur sowie das Insitut für ethnokulturelle Bildung. Arbeitssprachen sind Deutsch und Russisch.

Rubriken: Spracharbeit