Mit Fürst Andrej Bolkonski Walzer tanzen


Andrea Ferber, die Teilnehmerin des Katharina-Forums in Zerbst hat eine Karte für den jährlichen Großen Katharinenball gewonnen. Kurz vor ihrer Reise nach Moskau erzählt Frau Ferber in einem Gespräch mit dem Portal Rusdeutsch über ihre besondere Einstellung zu Russland und zu Katharina II. und geht auf ihre Erwartungen ein, die sie mit dem Ball verbindet.

Frau Ferber, können Sie uns bitte etwas über sich erzählen?

Ich bin in der Region Sachsen-Anhalts geboren, in der Katharina als Kind gelebt hat. Um genau zu sein, der Ort in dem ich meine Kindheit und Jugend verbrachte, heißt Mosigkau. Das klingt ein bisschen nach Moskau. Dort gibt es das Schloss der Fürstin Anna-Wilhelmine. Als Kind dachte ich immer, man würde dieses Mosigkau meinen, wenn in den Nachrichten von Moskau die Rede war. Später habe ich in Berlin studiert und promoviert, Volkswirtschaft und Geschichte der Politischen Ökonomie. Heute arbeite ich als Trainerin, Coach und Beraterin für Unternehmensführung und Kundenkommunikation.

Waren Sie schon mal in Moskau? Welche historischen Orte dort haben Sie am meisten beeindruckt?

Ja, das erste Mal war ich 1987 in Moskau und das zweite Mal im Mai 2015 zum Tag des großen Sieges. Was mich am meisten beeindruckt hat, war natürlich der Kreml, aber vor allem das Bolschoi-Theater. Ich bin ein großer Fan des russischen Balletts. Für mich gibt es kein anderes Theater, das eine so hohe Qualität bietet. Die Künstler sind herausragend und die Vorstellungen, die ich bisher gesehen habe, gehören zu den Höhepunkten in meinem Leben. Die russischen Künstler sind ganz außergewöhnlich.

Haben Sie schon einmal von dem Großen Katharinenball gehört, bevor Sie zum Forum in Zerbst kamen?

Nein, ich hatte keine Ahnung, dass es diesen Ball gibt.

Sie sind eine Deutsche. Wie nehmen Sie Katharina die Große wahr? Ist sie für Sie eher Russin oder Deutsche?

Für mich ist sie eine Deutsche, die sich in Russland, seine Menschen und Möglichkeiten verliebt hat.

Was bewundern Sie am meisten an ihrer Persönlichkeit?

Ich bewundere an ihr, wie sie ihr Schicksal angenommen hat. Sie war ja sehr jung und wurde nicht wirklich gefragt, ob sie in Russland leben wollte. Es ist eine grandiose Leistung, wie sie diesen Willen zur Macht entwickelt hat und sich schließlich als souveräne Frau in einer Männerwelt durchzusetzen wusste. Ich denke, sie hat mit dieser Macht vieles bewirkt, das Russland weitergebracht hat.

Sind Sie überrascht von der Haltung der Russen gegenüber der Art und Weise, wie sie die Traditionen aufbewahren, die Katharina II. vor mehr als 200 Jahren in Russland gelegt hat?

Ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht so viel über die Haltung der Russen gegenüber Katharina II. Ich bin in der DDR geboren und erzogen worden. Was ich da über die Sowjetunion gelernt habe, war eben gerade nicht, dass die Russen ihre Zaren schätzen, sondern dass sie die Zarenherrschaft mit der Revolution beendet haben. Und sie hatten gute Gründe das zu tun. Insofern bin ich sehr neugierig zu erfahren, wie Russen heute mit ihrer sehr wechselvollen Geschichte umgehen. Das interessiert mich wirklich.

Eine Eintrittskarte für den Großen Katharina-Ball zu gewinnen, war natürlich eine große Überraschung für Sie. Könnten Sie uns mitteilen, welche Gefühle und Emotionen Sie dabei erlebt haben?

Ich war völlig überrascht und hoch erfreut. Wissen Sie, von diesem Deutsch-Russischen Wirtschafts-Forum habe ich zufällig im Internet erfahren. Ich wollte einfach nur teilnehmen, weil die Idee dieses Forums meine ganze Sympathie hat. Für mich ist es sehr betrüblich, wie schlecht derzeit die Beziehungen unserer Länder auf der politischen Ebene sind. Mir ist Russland gefühlsmäßig sehr nah. Russische Literatur hat mich nachhaltig geprägt. Insofern finde ich es märchenhaft, dass ich nun diese Einladung gewonnen habe.

In der Kindheit haben Sie sicher, wie viele Mädchen, Märchen von Bällen, Prinzen und Prinzessinnen geliebt, und sicher davon geträumt, an Stelle einer Märchenheldin zu sein, die auf einem Ball tanzt.

Mich hat als Mädchen eher die Szene in der sowjetischen Verfilmung von Krieg und Frieden beeindruckt, wo Andrej Bolkonski Natalja Rostowa zum Tanz auffordert. Wie beide in diesem prächtigen Saal miteinander tanzen, das habe ich nie wieder vergessen. Die Natalja auf diesem Ball zu sein und mit diesem unglaublich gut aussehenden Andrej zu tanzen, davon habe ich als Mädchen geträumt.

Welche Balltänze mögen Sie am liebsten?

Ich liebe Walzer, vor allem die von Tschaikowski.

Bereiten Sie sich auf den Ball vor? Haben Sie sich vielleicht schon entschieden, welche Festtracht zu tragen ist?

Ja, ich beginne darüber nachzudenken, was ich auf dem Ball anziehen werde. Das letzte Mal, als ich ein Ballkleid getragen habe, war ich 15 Jahre alt. Es war der Abschlussball meiner Tanz-Ausbildung.

Welche Bedeutung hat aus Ihre Sicht der Große Katharinenball für die deutsch-russischen Beziehungen?

Ich weiß es nicht, aber ich hoffe sehr, dass er ein kleiner Beitrag für die Verbesserung unserer Beziehungen sein kann. Stellen Sie sich vor, die Politiker unserer Länder würden erst miteinander auf einem Ball tanzen, bevor sie über politische und wirtschaftliche Themen verhandeln. Vielleicht sollte man so etwas einführen? Möglicherweise bringt das etwas mehr Leichtigkeit in die Politik.

Falls der Große Katharinenball in Deutschland stattfinden würde, welcher Ort würde Ihrer Meinung nach dafür am besten passen?

Das Schloss der Katharina in Zerbst ist leider durch den Krieg sehr beschädigt. Aber der Ball sollte dennoch in dieser Region stattfinden. Diese Region war schon vor rund 400 Jahren sehr modern, fast schon visionär. Luther hat hier mit großem Erfolg die katholische Weltmacht herausgefordert. Die Dessauer Fürsten haben als erste weltweit die allgemeinbildende Schule für alle eingeführt und ihre eigenen Kinder gemeinsam mit Bürgerlichen in diese Schule geschickt. Die allseits entwickelte Persönlichkeit war damals schon das Bildungsziel. Man war tolerant und dem Volk nah, mit einem starken Gefühl für Gemeinverantwortung und Natur. Das alles muss Katharina beeinflusst haben. Also muss der Ball hier stattfinden. Aber es sollte nicht einfach ein weiterer Ball sein. Er sollte etwas Neues verkörpern. Katharina und der Adel Sachsen-Anhalts waren zu ihrer Zeit sehr moderne Menschen mit einer Vision. Darum sollte es ein Ball der Moderne sein. Man sollte erst die Vision zum Ball haben, dann weiß man auch, welches der richtige Ort ist.

Frau Ferber, vielen Dank Ihnen für das interessante Gespräch!

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