„Grüß Gott!“ – Das Geheimnis über Lachfältchen, La Paloma und Werbung


Vom 19. bis zum 22. Juli 2012 fand in München eine bundesweite Multiplikatorenschulung des Jugend- und udentenrings der Deutschen aus Russland (JSDR) zum Thema „Projektmanagement und Öffentlichkeitsarbeit“, gefördert durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), statt. 15 engagierte JSDR-Mitglieder kamen für diese Tage aus den verschiedentsten Ecken Deutschlands nach München angereist, um ihren Erfahrungshorizont zu erweitern und in Zukunft bei der Organisation von Projekten mehr Verantwortung auf sich nehmen zu können. Ela Bartel, Teilnehmerin der Schulung und Vertreterin des JSDR Gießen, berichtet über ihre Erfahrungen und Eindrücke.

Vom 19. bis zum 22. Juli 2012 fand in München eine bundesweite Multiplikatorenschulung des Jugend- und Studentenrings der Deutschen aus Russland (JSDR) zum Thema „Projektmanagement und Öffentlichkeitsarbeit“, gefördert durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), statt. 15 engagierte JSDR-Mitglieder kamen für diese Tage aus den verschiedensten Ecken Deutschlands nach München angereist, um ihren Erfahrungshorizont zu erweitern und in Zukunft bei der Organisation von Projekten mehr Verantwortung auf sich nehmen zu können. Ela Bartel, Teilnehmerin der Schulung und Vertreterin des JSDR Gießen berichtet über ihre Erfahrungen und Eindrücke.


Aha. München. Schnellcheck des Stadtbilds: Die Skyline beherrschen Kirchenspitzen mit Kreuzen. Vier-Tage-Check der Stadtbewohner: Schaute ich einigen Passanten unhöflich lange, jedoch auf meine Art nett und neugierig in die Augen – Überraschung: Auf einmal wurde ich mit einem „Grüß Gott“ im bayerisch-herzlichen Akzent und echten, schönen, die Augen umspielenden Lachfältchen begrüßt. Stand ich wie ein exzentrischer Baum an der falschen Stelle angewachsen herum, wurde ich plötzlich von hilfsbereiten Münchnern attackiert, die meine Unwissenheit niederstreckten und sich als Navigatoren in der Not anboten. So kannte ich es von keiner Großstadt Deutschlands und die Betonung liegt jetzt eindeutig auf „kannte“. Sonnig-südländisches Flair in den Herzen, das uns gleich infizierte, dass sogar der temperamentlose Regen, der sein altes Lied der klimpernden Melancholie, kalter Windflüstereien und Pausen für die Nachschwärzung des Himmels gelangweilt runterleierte, unsere Stimmung nicht vertonen konnte. Na ja, wir waren auch den überwiegenden Teil der Zeit der vier Tage meist im „Einsatz in vier Wänden“, um eine unserer grauen Schachteln im Hirn, mit „Projektmanagement und Öffentlichkeitsarbeit in JSDR“ beschriftet, neu zu tapezieren und mit Fachkenntnissen zu möblieren – vorerst theoretisch. Unsere gemeinsamen Einsätze in null Wänden kamen auch nicht zu kurz, da wir am Ende des Tages doch den Sirenenrufen der bayerischen Hauptstadt bei Nacht nicht entrinnen konnten. Die Tram als auch unsere Stadtführerin – Charlotte Warkentin - spielte bei diesem abgekarteten Spiel gnadenlos mit und wir wurden Tag und Nacht, soweit es die Zeit gestattete, von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit gespült. Bei Ebbe in unsere Tagungsräume wurde uns unter anderem der Veranstaltungsrahmen eines Projekts, z.B. der unserer Multiplikatorenschulung, erklärt sowie das optimale Zusammenspiel von Ziel, Motivation, Ressourcen als auch Mitstreitern näher erläutert, damit auch wir in Zukunft Projektmanagement betreiben können. Öffentlichkeitsarbeit ist auch kein Teufelswerk, wenn man aktuell und authentisch arbeitet, Kontakte zu Journalisten pflegt, um Pressemitteilungen über den JSDR im großen Stil „an den Mann zu bringen“ sowie unseren Verein durch Werbung populärer und attraktiver für junge Russlanddeutsche zu machen. Wir haben alle eine ähnliche Vergangenheit und jede Geschichte braucht eine gemeinsame, erinnernde Stimme, damit sie sich nicht wiederholt. Denn „Ein Volk, das seine Geschichte vergessen hat, ist dazu bestimmt seine Vergangenheit nochmal zu durchleben“ – ein Zitat aus dem Film, den uns zwei aus Russland eingereiste Teilnehmer des Medien-Workshops vorführten, mit Erzählungen von Russlanddeutschen, die ihre durchlebte Vergangenheit erschreckend real schilderten. Gänsehaut-Unterhaltung pur.

Eine flotte, belebende und derweilen auch mit Geschichte angereicherte Art der Unterhaltung erwartete uns hingegen beim Gastkonzert im Seniorenheim der AWO im Rahmen des zeitgleich stattfindenden Symposiums „Kulturbotschafter der Völker“ — eines Partnerschaftsprojekts der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland und des Internationalen Verbans der deutschen Kultur, welches im Rahmen des Deutsch-Russischen Kulturjahres veranstaltet wurde. Aus Omsk, Asowo, Kolomna und Moskau kamen Volksliedinterpreten, Opernsänger und -Sängerinnen, um ihre russlanddeutsche Kultur und ihre ethnischen Wurzeln in Deutschland zu vertreten. Aleksej Reiter aus Moskau interpretierte gelungen die Opernromanze „Wolfrane“ von Wagner, während Maria Kindsvater, das Ensemble „Monika“ und das Quartett „Michel" alte und neue russische und deutsche Volkslieder sangen, wie „Ein schöner Tag“ oder „Ein Stern“. Zum Schluss sangen sogar fast alle Senioren samt den Interpreten „Kalinka“ im Chor – diese kurzen Augenblicke zeigten wieder einmal, dass Musik die Sprache unserer Seele ist, die uns alle verbindet und dass es keines Falls an der Kultur oder Sprache liegt, ein Einverständnis unter Menschen mit Gefühlen und Träumen zu finden.

Die Euphorie der Musiker spiegelte sich noch in den Gesichtern der Zuschauer wider, als die Reporter des JSDR auf ihre Interviewpartner zugingen. „La Paloma hat mir sehr gefallen“, schwärmte Willi Maurer, einer der Bewohner des Seniorenheims, mit einem überaus heiteren Lächeln im Gesicht. „Deutschland ist ein wunderschönes Land. Uns haben die Hilfsbereitschaft, Offenheit und Ehrlichkeit der Menschen beeindruckt“, erklärten in einer anderen Ecke des Raumes Ludmilla und Anna Dempke vom Quartett „Michel” aus Kolomna. Über die Gäste aus Russland freute sich auch der Heimleiter Frank Sonnweber, der sich seit 20 Jahren im Pflegerberuf glücklich schätzt. „Starke Stimmen, tolles Konzert und eine schöne Stimmung. Das war eine gute Abwechslung zwischen deutschen und russischen Liedern“, lobte er, bewunderte das Engagement der Künstler und betonte die Wichtigkeit einer Multikulti-Gesellschaft heutzutage.

Den Abschluss der nebeneinander laufenden Veranstaltungen bildete die Gala, bei der Maler und Fotografen ihre Bilder bei einer Vernissage ausstellten, die bereits vorgestellten Musiker wieder einmal den Ton angaben und die Vereine zum Wort auf der Bühne kamen. Zwischen den einzelnen Fronten kam es zum angeregten Austausch der neuen Erfahrungen, zur gegenseitigen Bewunderung und zu neuen, grenzüberschreitenden Freundschaften, die auf eine weiterhin viel versprechende Zukunft und Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Russland schließen lassen.

Apropos „schließen“, der Schluss wäre hier, wo es am schönsten ist, mal angesagt: Eine Großstadt, vier Tage Zeit, 15 Teilnehmer der Multiplikatorenschulung, doch nur ein Ziel hatten wir. Lesen Sie oben den ersten Absatz durch, falls Sie vergessen haben, was unser Ziel war. Ein gutes Gedächtnistraining eingebaut für Sie von mir, einer engagierten, talentierten, aktiven, zielstrebigen, attraktiven, … es würde viel zu lange dauern, meine wie auch die Vorzüge der JSDR-Vereinsmitglieder aufzuzählen ;-) . An Selbstbewusstsein mangelt es uns nicht! Wir haben bereits weitere Pläne gemacht, die auf lustige, künstlerisch kreative als auch neue Projekte des JSDR hinauslaufen und werden den Multiplikatoreffekt dieser Schulung unterstützen.

Vielen Dank an die Leiter und die Teilnehmer dieses Seminars und Grüß Gott!

Ela Bartel, JSDR-Gießen

Weitere Bilder zur Multiplikatorenschulung unter: http://www.facebook.com/jsdr.de

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