Treffen der Generationen


In Tscheljabinsk ging das Projekt „Treffen der Generationen“, in dessen Rahmen Aktivisten des russlanddeutschen Jugendclubs „Zusammenspiel“ deutsche Senioren in Tscheljabinsk besuchten, zu Ende. Die Clubmitglieder trafen viele von ihnen kurzfristig an, allerdings luden die Senioren sie gerne zu sich nach Hause ein und erzählten ihnen aus ihrem Leben und hörten den Jugendlichen interessiert zu.

Beispielsweise erzählte Sinaida Gamowa (Gajer), eine ehemalige Deutschlehrerin, welche Schwierigkeiten ihre Schüler beim Erlernen der deutschen Sprache hatten. Weiterhin sagte sie, dass Prüfungen allen Schülern Sorge bereiteten und dass der Lernerfolg proportional von den Anstrengungen eines Einzelnen zusammenhängt. Sie sprach über ihre Kindheit, die sie im früheren Kreis Oktjabarsk verbrachte. Dieser galt als der „deutscheste“ im Südural und der Schulunterricht fand auf Deutsch statt.

Doch bei diesem Projekt gab es auch unvorhergesehene Schwierigkeiten. Christophor Balko, wohnhaft im Vorort Kalatschewka, hatte nur einen Tag Zeit für die Mitglieder des Jugendclubs. Mit seinen 93 Jahren hat dieser nämlich ein sehr ausgefülltes Leben. Er schmeißt seinen Haushalt nicht nur selbst (auf das Angebot ihm beim Haushalt zu helfen antwortete er nur, dass man ihm die Arbeit wegnehmen würde), sondern besucht immer wieder seine zahlreichen Verwandten. Er ist ständig unterwegs!

Als es dennoch zum Treffen zwischen Christophor Balko und den Clubaktivisten kam, offenbarte er Geschichten aus seinem Leben. Die allererste Erinnerung an sich selbst hatte der Senior als 2-jährigen an einem hellen Sommertag, als sein Vater ihn in einen Kalpak einpackte und zu einer Wiese trug. Ein sattes Landschaftsbild, kräftiges Grün und ein scharfes himmelblau, daran erinnert sich der damals kleine Junge bis heute. Vielleicht ist es gerade die Fähigkeit sich an schöne Momente zu erinnern, die Christophor Balko Optimismus und Lebensfreude nicht nehmen kann. Und dies auch in den Jahren der Repression, in denen ein neuer Tag oftmals ein Kampf um Leben und Tod bedeutete. Trotz dieser schwierigen Erfahrungen erinnert sich der Senior an die vergangenen Jahre seines Lebens mit Freude zurück. Er verspürt keine Unzufriedenheit. Und mit genau diesem guten Lebensgefühl blickt er auf die Zukunft – er möchte weiterhin mit der Jugend im Rahmen neuer Projekte zusammenarbeiten.

Eine warme Atmosphäre und gegenseitiges Vertrauen der Generationen – so lässt sich das Projekt zusammenfassen. Alle Beteiligten teilten mit Freude ihre Erinnerungen, interessierten sich und dankten von ganzem Herzen für die Geschenke, die die Aktivisten mitgebracht hatten.