Ein Projekt solange wie das Leben


Nina Vineke aus Kolomna wurde mit der Prämie „Unser Podmoskovje“ des Gebiets Moskau in der Kategorie „Gutes Herz“ ausgezeichnet. Bei der Bewerbung gab diese das Jahr 1970 als „Start des Projekts“ an. Ganz genau! Schon mehr als 40 Jahre hilft Nina Vineke (sie ist bereits 82!) allen, die ihre Hilfe benötigen.

„Ich habe Schützlinge aus zwei 5-stöckigen Häusern“, erzählt Nina Sergejevna. „Ich kenne alle Nachbarn, helfe da, wo ich kann. Jemandem nehme ich etwas aus dem Supermarkt mit, jemandem etwas aus der Apotheke.“

Manchmal wird Nina Sergejevna der Schlüssel überlassen, wenn andere Mitbewohner in den Urlaub fahren, damit sie in den Wohnungen die Blumen gießen kann. „Vor kurzem sind Nachbarn weggefahren, also habe ich ihre Blümchen gegossen und die Katze gefüttert. Mir wird nie langweilig. Ich stehe um 6 Uhr auf. Zuhause habe ich fünf Katzen. Ich füttere Sie. Dann kümmere ich mich um meine Erledigungen. Mein Sohn wohnt in seinem eigenen Haus, arbeitet viel. Also schaue ich dort nach der Katze und dem Hund.“

Zweimal in der Woche geht Nina Vineke in die Redaktion der Zeitung „Kolomenskaja Pravda“ und zählt 20 Ausgaben ab. Lokale Presse – für die Abonnenten in der Nachbarschaft. Nina Sergejevna organisiert ebenso die Abonnements der Bewohner in der Karl-Liebknecht-Straße.

„Mittwoch- und Freitagabend warten meine Nachbarn schon draußen auf mich – auf ihre neue Zeitung. Denen, die ich vor der Tür nicht erwische, werfe ich die Zeitung einfach in den Briefkasten. Eine Nachbarin kann schlecht laufen und hat mich gebeten, mir die „Kolomenskaja Pravda“ in die Wohnung zu bringen. So ist das 3. Obergeschoss zu laufen nicht schwer für mich“, sagt Nina Vineke.

Man kann Nina Sergejevna als „gesellschaftlicher Briefträger“ bezeichnen. Das fing vor vielen Jahren an, als sie im wissenschaftlichen Institut für Triebwerke arbeitete. Damals brachte sie die Zeitung ihren Kollegen mit und dachte sich: „Wieso nicht die neue Zeitung den Nachbarn vorbeibringen?“

Für dieses Projekt werden keinerlei finanzielle Mittel benötigt, nur Mitgefühl und eine aktive Lebensweise. „Ich investiere nur Zeit und Arbeit in dieses Projekt. Ich beschäftige mich mit gesellschaftlichen Dingen solange, wie es eben braucht. Manchmal brauche ich einen ganzen Tag dafür, um einem schwerkranken Menschen zu helfen oder eine Feier vorzubereiten. Ich lege alle meine Sachen beiseite, wenn ich Medikamente und Lebensmittel besorgen oder den Notruf für Nachbarn rufen soll.“

In der Assoziation für Opfer politischer Repression ist Nina Vineke für das kostenlose Abonnement der monatlichen Zeitung „Ugol srenija“ und „Jat“ zuständig. In der deutschen nationalen Kulturautonomie ist Nina Sergejevna ein unverzichtbares Mitglied und eine der Hauptorganisatorinnen für Feierlichkeiten. „Sie backt zu jedem Fest deutsche Kekse“, erzählt die Vorsitzende des zwischenregionalen Koordinationsrats der russlanddeutschen Zentren in Zentral- und Nordwestrussland Natalja Dempke. „Wir können uns Ostern und Weihnachten ohne ihre Kekse gar nicht mehr vorstellen!“

Vor einigen Jahren erschien in der „Kolomenskaja Pravda“ der Artikel „Mutter Theresa unserer Straße“, später „freiwillige Postbotin“ und „Deutscher Nachname einer russischen Frau“ über Nina Vineke. So dankten ihr ihre Nachbarn für ihre Gutherzigkeit, für ihre Hilfe. Wissen Ihre Schützlinge, welche Schicksalsschläge Nina Vineke erlebte? Sie beklagt sich nie. Nina Sergejevna musste den Verlust ihres Großvaters Pavel Vineke hinnehmen, der 1938 als deutscher Spion verurteilt wurde. Ihre Mutter kam ins Gefängnis. 1941 wurde die Familie nach Kasachstan deportiert. Ich hätte gerne Nina Vineke gerne weiter zugehört, doch sie schaute auf die Uhr und sagte: „So, ich muss los. Lena wartet auf mich. Das ist meine Nachbarin. Sie hat niedrigen Blutdruck und hat Angst, raus zu gehen. Ich helfe ihr.“

„Wie alt ist denn die Nachbarin?“ – frage ich die 82-jährige Nina Vineke.

„Sie ist ein wenig jünger als ich. Sie ist 75. So, ich muss los…“

Wieder widmet sich Nina Sergejevna ihrer Lebensaufgabe – denjenigen zu helfen, die ihre Hilfe benötigen.

Die Prämie „Unser Podmoskovje“ wurde 2013 vom Gouverneur des Gebietes Moskau, Andrej Vorobrjev, geschaffen. Das Ziel dieser Prämie ist die Unterstützung sozialer Initiativen der Bewohner in der Region. Die deutsche Autonomie von Kolomna nahm jedes Jahr am Wettbewerb teil. 2016 entschied eine Jury über 37.000 Bewerbungen, von denen drei die mit der Prämie ausgezeichnet worden sind.

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