Treffpunkt.rdh


Gastautor Evgenij Ernst berichtet nach seiner Teilnahmer an der Tomsker Übersetzungsschule vom Treffen des Deutsch-Russischen Forums in Barnaul.

Nach wie vor bleibt das Altaier regionale Deutsch-Russische Haus ein Treffpunkt für bilaterale russisch-deutsche Projekte. Also waren die Bemühungen, es als Institution beizubehalten, nicht umsonst. Der dritte wie der erste Tag des Deutsch-Russischen Forums, geleitet von Sibylle Groß, fanden auch im DRH statt. Da ich am ruhigen Samstagmorgen ein bisschen Zeit hatte, machte ich mich auf den Weg, die Versammlung des Deutsch-Russischen Forums im Russisch-Deutsches Haus zu besuchen, um neue Kontakte zu knüpfen. Im Konferenzsaal lernte ich die Projektleiterin Sibylle Groß kennen, während der zweite Teilnehmer schon das Interview für „Altaier Weiten“, eine deutsche Radiosendung der Altairegion, gab. 

Inzwischen besprach ich mit Sibylle Groß eine mögliche Zusammenarbeit, wobei sie das Programm für Samstag annoncierte und mich zur Präsentation der Moskauer Deutsche Zeitung von Christine Meiners einlud, welche ich mir mit nostalgischer Freude anhörte. Themenkreis, Struktur sowie handelnde Personen schildernd schien Christina mit der Zeitung und in der Russlanddeutschen Thematik so engagiert zu sein, dass ich zunächst vermutete, sie sei eine MDZ-Journalistin. Nach dem Vortrag beantwortete sie auch einige Fragen und forderte die Kollegen zum Reden auf. Fazit der Versammlung: die MDZ sei eine sehr inhaltsreiche zweisprachige Zeitung mit vielfältigem Themenkreis, welche unabhängige Expertenmeinungen äußert. Erst beim Visitenkartenaustausch erfuhr ich, dass sie seit Jahren bei „Rödl und Partner“ tätig ist.

Danach wurde das Samstagsprogramm besprochen, wobei ich die deutschen Gäste über das Museumsnachtprogramm mit Cembalospiel, Volkstrachtdefilee und Präsentation der deutschen Küche nicht ohne Stolz und Freude informierte. Ihnen stand noch ein Ausflug mit Picknick und Schaschlik bevor, welchen sie zeitlich etwas reduzieren mussten, um den spannenden späten Abend im alten Einzelhaus vom Kaufmann Ivan Poljakow miterleben zu können. 

Kurz vor sieben empfing die Besucher des Russisch-Deutschen Hauses im Foyer die höflichste und für den Abend am besten passende „Pförtnerin“ Galina Grigoryewna, welche unermüdlich jung und alt willkommen hieß und hilfsbereit über den Programmablauf Auskünfte gab. 

Punkt um sieben ging es los und die jugendliche Tanz- und Gesanggruppe „Loreley“, einschließlich der Kindergruppe, erfreute das geehrte Publikum mit schönen deutschen und russischen Melodien und Tänzen. Danach lernten die Gäste das deutsche Volkskostüm kennen, um anschließend Trachtdefilee zu genießen. 

Nach einer kurzen Pause mit Spielen und kurzen Gesprächen im Foyer nahm der damalige in neunziger Jahren für die Renovierung zuständige stellvertretende Direktor Eduard Kruse das Wort, um in Form einer Exkursion Geschichte, architektonische Lösungen, sowie Änderungen des Poljakow-Hauses zu schildern. 

Zum Clou wurde der Auftritt von Sergei Butkejew, dem berühmten Orgelspieler, dem Verdienten Künstler der Russischen Föderation, der virtuos nicht nur Meisterwerke von großen deutschen, französischen und italienischen Komponisten vorführte, sondern auch abwechselnd einen Streifzug durch die Musikgeschichte machte. 

Die deutschen Gäste waren auch dabei, konnten aber wegen der bevorstehenden Abreise nicht lange bleiben. Vom Morgen bekannter Rolf Büchsenschütz aus der „Deutschen Bank“, dem ich im Foyer nach dem Trachtdefilee begegnete, schien beeindruckt zu sein und antwortete auf mein „Hallo“(wir sahen uns nämlich das zweite Mal am Tage), so sehe man sich wieder, um sich nach kurzem Dialog zu verabschieden, weil er morgen früh abfliegen musste. 

Ganz zum Schluss erwartete alle Gäste noch eine schmackhafte Veranstaltung mit dem Fokus „deutsche und russlanddeutsche Küche“. Die sonst bescheidene und sogar scheue Lubow Ottowna, fleißige und langjährige DRH-Mitarbeiterin mit einem Kochtalent, präsentierte die deutsche Küche so natürlich und lebhaft, dass mir das Wasser in den Mund zusammenlief, und ich mich in die Erinnerung der Kindheit mit von meiner Großmutter gekochten Nudelsuppe, Strudel, Kuchen vertiefte. Die russlanddeutschen Gäste schienen bestimmt ähnliche Gefühle zu spüren. Leidenschaftlich beantworteten die Gäste die Fragen des der deutschen Küche gewidmeten Rätselspieles und freuten sich über die bevorstehende Degustation, welche trotz des reich servierten Tisches, wie auch das ganze Programm, blitzschnell verlief. 

Gar nicht müde, begeistert und gut gelaunt erschien ich etwa um 23 Uhr zu Hause, ohne jeglichen Wunsch andere Museen zu besuchen. Die Museumsnachtpremiere vom Altaier DRH, welche keine Wünsche offen ließ, war also wirklich ein Erfolg.

Apropos: Grundlage des Erfolgs war das ausführlich durchdachte Programm mit tip-top-time-Management, sowie eine Abwechslung im Sitzen und Bewegen. Darum war auch das Publikum den Veranstaltungen treu. Im Unterschied zu vielen anderen Museumsnachtteilnehmern, welche ich seit Jahren kannte und wo störendes Gehen und Kommen herrschte, schien im Russisch-Deutschen Haus die echte deutsche Ordnung zu walten, wobei das gesamte Programm ganz genau das Publikum traf.