Reise zu sich selbst

„Die Sehnsucht nach der Heimat – ist ein bittersüßes Treiben zu dem Ort, an dem man geboren wurde oder Verwandte leben“, sagt Schauspielerin Emilia Schüle. Sie nimmt an der Video-Kampagne Inspired by Heimweh teil und spielt die Hauptrolle in Episode drei.

Die Videoserie „Inspired my Heimweh“ ist ein Großprojekt der Lufthansa, die die Selbstidentifikation von Menschen mit fremder Heimat zum Ziel hat. Die ersten zwei Sendungen waren zwei Brüdern aus Dänemark gewidmet, die in ihre Heimat Japan reisten. Episode zwei handelte von einer New Yorker Schmuckdesignerin, die wieder ins heimatliche Nepal geflogen ist. Die neuste Sendung zeigt die deutsche Schauspielerin Emilia Schüle, die sich nach Russland aufmacht, in das Gebiet Amur, wo sie ihre Wurzeln hat. Mehr als 2,2 Mio. Mal wurden die Videos auf Facebook, Instagram und YouTube angeschaut.

Obwohl das Projekt von der großen Fluggesellschaft initiiert wurde, fährt Emilia mit dem Zug in ihre Heimat – der transsibirischen Eisenbahn. Viele verschiedene Landschaften, Klimazonen und geographische Gebiete, die nicht nur die Größe des Landes widerspiegeln, sondern auch die weiten Wege, die Emilia auf ihrer Reise „nach Hause“, zurückgelegt hat. Nicht ohne Grund hat das Vogue-Magazin das Projekt als Reise zu sich selbst beschrieben.

Die Videoserie über die Sehnsucht nach der Heimat wird in Deutschland gedreht – einem Land, in dem viele verschiedene Nationen vertreten sind. Emilia Schüle ist Deutsche und in Sibirien geboren. Sie wurde 1992 in einer russlanddeutschen Familie in Blagowetschensk geboren. Als Einjährige ist sie nach Deutschland gezogen. Mit sieben beginnt sie mit Modern Dance und Ballett. Im Teenager-Alter entdeckt sie ihr Talent als Schauspielerin. Ihre ersten Filme und Werbespots drehte sie bereits mit 13 Jahren. Einer dieser Filme war „Nichts weiter“, der bei der Berlinale 2005 gezeigt wurde. Heute ist die Schauspielerin 24 und wohnt in Berlin.

Die Folgen von Inspired by Heimweh seien Überbleibsel früher Erinnerungen, persönliche Vorstellungen über Russland und ihre Heimatstadt sowie die Erwartungen an ihre Reise, sagt Emilia. Deswegen wollten Lufthansa und der Regisseur des Clips, Aldona Kvjatkovski ihr Material so gut wie möglich dem Zuschauer näherbringen, das auf dem Weg und in der Heimatstadt Emilia Schüles entstanden sind. Alles wurde aus einer Perspektive gefilmt, wie Emilia es sehen würde.

Die Frage „Sein oder nicht sein?“ spielt eine besondere Rolle im Video. Es geht um die Selbsteinschätzung Emilias: „Kann ich mich als russisch bezeichnen, wenn ich in einem anderen Land lebe?“ Es geht darum, ob man russisch sein soll oder nicht. Wie man denkt, was für ein Temperament man hat, wie man spontan auf Situationen reagiert. „Bei meiner Reise habe ich gefühlt, dass ich das Recht dazu habe, mich als russisch zu bezeichnen. Alles, was ich gesehen habe, entspricht meiner Einstellung und meinen Gedanken.“

Ein weiterer wichtiger Punkt: „Vor der Reise habe ich Berlin als meine Heimatstadt bezeichnet. Heute sehe ich das anders…“, sagt Emilia Schüle. Die junge Schauspielerin findet, dass so eine Reise absolut notwendig ist – zu seiner historischen Heimat, zu dem Ort, wo man geboren wurde. Eine Reise in die Vergangenheit – und zu seiner Gegenwart. „Ich möchte hinzufügen, dass man solche Reisen am besten mit der Familie machen sollte. Es ist emotional sehr tiefgründig und man ist zufriedener“, sagt Emilia.

Sie stellte das Projekt auf ihrer Facebook-Seite vor und bat alle Interessierten, Emilia von ihrer eigenen Sehnsucht nach Heimat zu erzählen. Nun ist Emilia Schüle eine Art Moderator für Fragen, die mit heimatlicher Nostalgie zusammenhängen und das auf dem größten sozialen Netzwerk Deutschlands.

Elena Schlegel

(übersetzt aus dem Russischen, zuerst erschien in der Moskauer Deutschen Zeitung Nr. 454)