Intensiver deutsch-russischer Dialog bezüglich der deutschen Minderheit trägt Früchte!


Im Zuge des russisch-ukrainischen Konflikts war auch der höherrangige Dialog im Hinblick auf die 500 bis 600 Tausend Deutschen in der Russischen Föderation zum Erliegen gekommen.

Die bilaterale Deutsch-Russische Regierungskommission für die Angelegenheiten der Russlanddeutschen im vergangenen Jahr in Omsk und die Eröffnung des Kultur- und Wirtschaftszentrums der Russlanddeutschen dort machten deutlich, dass auch auf höherrangiger Ebene der deutsch-russische Dialog im Hinblick auf die Russlanddeutschen wieder in Gang gekommen ist. An allen wichtigen Begegnungen auf Regierungsebene nahmen immer auch Vertreter der Russlanddeutschen in der Bundesrepublik teil.

Dass der intensive deutsch-russische Dialog bezüglich der deutschen Minderheit Früchte trägt zeigt sich darin, dass in dieser Woche der Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Koschyk, gemeinsam mit Minister Barinow, Vize-Gouverneur Torba, dem stellv. Beauftragten des Präsidenten der Russischen Föderation Wedernikow sowie dem deutschen Generalkonsul Banzhaf das Deutsch-Russische Haus in Königsberg / Kaliningrad wiedereröffnete.

Um das Deutsch-Russische Haus in Königsberg / Kaliningrad hat es in den letzten Jahren erhebliche Kontroversen gegeben, was auf die örtliche Führungsstruktur des Hauses zurückzuführen war. Mit der Einweihung in dieser Woche wurde auch hier ein deutliches Signal in Richtung Zukunft gesetzt.

Seit kurzem befindet sich das Deutsch-Russische Haus in Königsberg / Kaliningrad im Eigentum eines neuen Trägers, dem „Kultur- und Geschäftszentrum der Russlanddeutschen in Kaliningrad“. Diese neue Assoziation wurde im April 2017 auf Bitten von Bundesbeauftragten Koschyk in Absprache mit dem Leiter der Föderalen Agentur für Nationalitätenangelegenheiten, Minister Barinow, gegründet, um das deutsche Förderprogramm für die Russlanddeutschen im Königsberger / Kaliningrader Gebiet wieder vollständig umsetzen zu können.

Eine deutsche Förderung in Königsberg / Kaliningrad war über die dortige russlanddeutsche Gesellschaft „Eintracht“ aufgrund der örtlichen Führungsstruktur nicht mehr möglich. Daher hatten sowohl die deutsche und die russische Seite die Verantwortlichen der bisherigen Trägerstruktur des Hauses gebeten, das Gebäude auf die neue Assoziation „Kultur und Geschäftszentrum der Russlanddeutschen in Kaliningrad“ zu übertragen, um das Fortführen des deutschen Förderprogramms für die deutsche Minderheit zu ermöglichen. Auch Frau Bundeskanzlerin Merkel hatte bei ihrem Gespräch mit Präsident Putin im Mai dieses Jahres in Sotschi die Angelegenheit erörtert. Bei den Begegnungen der Außenminister Steinmeier und Gabriel mit ihrem russischen Amtskollegen Lawrow war diese Angelegenheit ebenfalls ein Thema.

Durch den Einsatz von Minister Barinow und unter Einbindung des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur (IVDK) ist es schließlich Anfang August 2017 gelungen, die Immobilie des Deutsch-Russischen Hauses auf die neue Assoziation „Kultur und Geschäftszentrum der Russlanddeutschen in Kaliningrad“ zu übertragen. Hierdurch ist die Weiternutzung des Deutsch-Russischen Hauses gesichert und die Wiederaufnahme der Förderung durch die Bundesregierung wieder möglich.

Geplant ist der weitere Ausbau und die Entwicklung der Aktivitäten des Deutsch-Russischen Hauses zum Wohle der deutschen Minderheit im Königsberger / Kaliningrader Gebiet und im Interesse einer guten deutsch-russischen Zusammenarbeit. Einer Wiederbelebung des Deutsch-Russischen Hauses als zentraler russlanddeutscher Begegnungsstätte im Königsberger / Kaliningrader Gebiet und dem Erhalt ihres hohen Symbolwertes für die deutsch-russischen Beziehungen steht nichts mehr im Wege. Zugleich ist das Deutsch-Russische Haus wieder in der Lage, regelmäßig Ort für besondere Veranstaltungen mit Bezug zu Deutschland zu werden.

Das Deutsch-Russische Haus in Königsberg / Kaliningrad soll auch wieder ein Ort der interethnischen und interreligiösen Begegnung werden. So ist Königsberg / Kaliningrad zum einen untrennbar mit dem deutschen Philosophen der Aufklärung Immanuel Kant verbunden, der 1724 in Königsberg / Kaliningrad geboren und am Königsberger Dom begraben wurde. Kants Denken veränderte die Welt, da mit ihm endgültig der Vernunft ihre Bedeutung als höherem Erkenntnisprinzip zukam. Dies stellte einen Wendepunkt in der Philosophiegeschichte und den Beginn der modernen Philosophie dar.

Königsberg / Kaliningrad erinnert aber auch daran, dass die Deutschen in Russland jahrhundertelang zu einem hohen Prozentsatz Evangelisch-Lutherische Christen waren. Die Geschichte des Doms ist maßgeblich davon geprägt, dass dieser bereits 1523 im Gefolge der durch Martin Luther eingeleiteten Reformation zu einem evangelischen Gotteshaus wurde. Einst war auch der Sohn von Martin Luther in Königsberg / Kaliningrad begraben, doch ist dessen Grab in den Wirren des Krieges verschwunden.

Noch heute ruht aber in der Gruft der Dorfkirche von Mühlhausen /Gwardéjskoje, nur knapp 50 km von Königsberg / Kaliningrad entfernt, Margarete von Kunheim, die jüngste Tochter des Reformators. Es ist sehr zu begrüßen, dass viele Deutsche aus Russland das 500. Reformationsjubiläum dazu nutzen, sich ihrer historischen, kulturellen und religiösen Wurzeln und damit ihrer ethnokulturellen Identität nicht nur zu erinnern, sondern diese darüber hinaus auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Beispiel hierfür ist das in dieser Woche veranstaltete Konzert „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ im Königsberger / Kaliningrader Dom, an dem neben dem Erzbischof der Evangelisch-Lutherische Kirche in Russland, Dietrich Brauer, auch Bundesbeauftragter Koschyk, der deutsche Generalkonsul Dr. Michael Banzhaf, IVDK-Vorsitzender Heinrich Martens und die stellvertretenden IVDK-Vorsitzende Olga Martens teilnahmen.

Der Königsberger / Kaliningrader Dom hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem kulturell-religiösen Zentrum entwickelt. In dem Gotteshaus befinden sich eine evangelische und eine orthodoxe Kapelle, was die Ökumene zwischen den evangelischen und katholischen Russlanddeutschen und der orthodoxen russischen Mehrheitsbevölkerung symbolisch zum Ausdruck bringt.

Mit Kant und Luther steht Königsberg / Kaliningrad für die Versöhnung von Vernunft und Glaube, für interethnische und interreligiöse Begegnung. Es ist genau dieser Geist, der die Arbeit des Deutsch-Russischen Hauses in Zukunft beflügeln wird.

Quelle: www.koschyk.de

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