Dia­log über die künf­ti­ge Ge­stal­tung der Platt­deutsch-För­de­rung

Unter der Leitung des Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Prof. Dr. Bernd Fabritius, ist in Berlin der beim Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) angesiedelte Beratende Ausschuss für Fragen der niederdeutschen Sprachgruppe zusammengekommen. Zu den niederdeutschen Dialekten gehört auch das unter Teilen von Russlanddeutschen gesprochene „Plautdietsch“.

Im Zentrum der Beratungen stand die künftige Struktur der Förderung des Niederdeutschen durch verschiedene Institutionen. 2017 hatten die bisherigen vier Geberländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein die institutionelle Förderung für das Institut für niederdeutsche Sprache in Bremen (INS) eingestellt und stattdessen das Länderzentrum Niederdeutsch als gemeinnützige GmbH gegründet. Das INS führt seine Arbeit nun in eingeschränktem Rahmen fort.

Um die Geschäftsführung für die politische Vertretung der Niederdeutsch Sprechenden, des Bundesraats för Nedderdüütsch/Bundesrat für Niederdeutsch, die bislang vom INS wahrgenommen war, weiterhin zu gewährleisten, fördert das BMI das in Hamburg angesiedelte, neu eingerichtete Niederdeutschsekretariat, das im Jahr 2018 seine Arbeit aufgenommen hat. Mit großer Freude wurde von den Ausschussmitgliedern die Mitteilung aufgenommen, dass in Mecklenburg-Vorpommern an der Universität Greifswald ein Kompetenzzentrum für Niederdeutsch-Didaktik eingerichtet worden ist.

Unter den Teilnehmern der Beratung bestand Konsens, dass die Tätigkeit der einzelnen Institutionen nunmehr gut aufeinander abgestimmt werden sollte, damit Doppelarbeiten vermieden und stattdessen Synergieeffekte erzielt werden können. Bundesbeauftragter Fabritius unterstrich hierbei die besondere Bedeutung einer wissenschaftlich fundierten und qualifizierten Betreuung und Begleitung der sprachlich-kulturellen Breitenarbeit.

Ein weiteres Thema im Beratenden Ausschuss waren die Möglichkeiten für eine Intensivierung der Jugendarbeit im Bereich der niederdeutschen Sprache. Bisher findet diese insbesondere in den niederdeutschen Laientheatern („Speeldeels“) statt, aber auch in bestimmten Bereichen der Jugendkultur findet das Niederdeutsche immer mehr Anklang, so in der Musik und im Poetry Slam. Der Bundesrat für Niederdeutsch will sich künftig verstärkt darum bemühen, die Jugendlichen auch für die Themen der niederdeutschen Sprachpolitik zu interessieren und zu aktivieren. Bundesbeauftragter Fabritius sicherte diesem Bemühen seine besondere Unterstützung zu; er hat die Jugendförderung zu einem Schwerpunkt seiner Arbeit als Aussiedler- und Minderheitenbeauftragter gemacht.

Auf uneingeschränkte Zustimmung stieß der Vorschlag des Bundesrats für Niederdeutsch, auch in der laufenden Wahlperiode eine Bundestagsdebatte zur Regionalsprache Niederdeutsch sowie zu den sechs Minderheitensprachen in Deutschland durchzuführen. Bundesbeauftragter Fabritius sagte zu, sich diesbezüglich an die Koalitionsfraktionen zu wenden.

An den Beratungen nahmen auch die Bundestagsabgeordneten Astrid Damerow (CDU/CSU) und Gyde Jensen (FDP) sowie der Minderheitenbeauftragte des schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten, Johannes Callsen, teil.

Niederdeutsch ist in Deutschland als Regionalsprache im Sinne der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen anerkannt und geschützt. Von den Minderheitensprachen unterscheidet es sich dadurch, dass die Platt Sprechenden keine nationale Minderheit bilden. Traditionell gesprochen wird Niederdeutsch in den Ländern Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein sowie in den nördlichen Teilen von Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt.

Quelle: www.aussiedlerbeauftragter.de

Rubriken: Spracharbeit