Am heutigen 19. Februar startete die gesamtrussische Aktion „Totales Diktat“. Olga Martens, die erste stellvertretende Vorsitzende des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur wendet sich an alle Teilnehmer und Organisatoren der Aktion.
Sehr geehrte Kollegen, werte Freunde,
Ich begrüße alle Teilnehmer und Veranstalter der offenen gesamtrussischen Aktion „Totales Diktat“!
Die deutsche Sprache ist eine der bedeutendsten Sprachen weltweit und die meistverbreitete Sprache in der Europäischen Union. Heute wird Deutsch von ca. 20 Mio. Personen als Fremdsprache erlernt, während die Gesamtzahl derjenigen, die Deutsch sprechen, weltweit mehr als 100 Mio. Personen ausmacht. In Russland wird Deutsch von ca. 3 Mio. Personen gesprochen. Dies ist eine verschwindend kleine Zahl, wenn man bedenkt, dass im Raum der Russischen Föderation ca. 500 Tausend Russlanddeutsche leben, für die Deutsch die zweite, und für manche sogar die erste Muttersprache darstellt.
Die Aktion „Totales Diktat“ findet nicht von ungefähr zeitgleich mit dem Internationalen Tag der Muttersprache statt, der von der UNESCO eingeführt wurde, um die sprachliche und kulturelle Vielfalt zu schützen und die Aufmerksamkeit auf die Wichtigkeit der muttersprachigen Bildung zu lenken. Für Russlanddeutsche ist dieser Tag von besonderer Bedeutung. Die Bewahrung der Muttersprache bedeutet im Zuge des Generationenwechsels auch die Bewahrung der Kultur der Russlanddeutschen, ihrer Eigentümlichkeit, Traditionen und nationalen Identität.
Für Russlanddeutsche ist Deutsch kein linguistischer, sondern eher ein psychologischer Begriff. Heute wird die Sprache laut Statistik nur von 20–30% der Russlanddeutschen beherrscht. Dabei rückt die historische Gemeinschaft für neue Generationen immer mehr in die Vergangenheit, während die Sprache in der Lage ist, ein Volk in der Gegenwart und Zukunft zusammenzuhalten. Ich bin der Meinung, dass man sich als Russlanddeutscher in der nächsten Zukunft nur identifizieren kann, wenn man der deutschen Sprache kundig ist.
Die Aktion wird bereits zum vierten Mal durchgeführt. 2016 haben sich ihre Geographie und Teilnehmerzahl beträchtlich erweitert. Wir erhielten von den Lehrern, Dozenten, Methodikern für Deutsch ca. 500 Anträge die Teilnahme an der Aktion. Die Diktate finden auf am 19.–21. Februar in 50 Regionen Russlands – in Deutsch-Russischen Häusern, allgemeinbildenden Einrichtungen, Schulen mit erweitertem Deutschunterricht, Hochschulen und Begegnungszentren der Russlanddeutschen statt.
Eine weitere Besonderheit des diesjährigen Totalen Diktats besteht im netzwerkartigen Charakter des Projekts. Der Internationale Verband der deutschen Kultur und das Deutsch-Russische Haus Tomsk, die als Veranstalter der Aktion auftreten, sehen ihre prioritäre Aufgabe in der Einbeziehung aller Deutsch-russischen Häuser landesweit in die Durchführung der Aktion. Die Deutsch-Russischen Häuser sind Kulturstandorte, die sich im Interesse der Popularisierung der deutschen Kultur und deutschen Sprache als Muttersprache der Russlanddeutschen und als Sprache der internationalen Kommunikation zusammenschließen sollen. Ferner erwarten wir eine breite Berichterstattung über die Aktivitäten der Organisationen der Russlanddeutschen in den Medien.
Zweifelsohne konnten der Maßstab der Aktion und ihr hohes fachliches Durchführungsniveau nur mit Unterstützung unserer Partner erreicht werden, nämlich des Ministeriums der Russischen Föderation für Bildung und Wissenschaft, des Bundesministeriums des Innern der Bundesrepublik Deutschland, des Freien Russisch-deutschen Instituts für Publizistik der Fakultät für Journalistik der Lomonosow-Universität Moskau und der Zentralstelle für Auslandsschulwesen.
Die Bilanz der Aktion wird am 4. April gezogen. Die Sieger werden mit Dankesschreiben ausgezeichnet. Die volle Liste der Gewinner wird auf dem Portal des Ministeriums Russlands für Bildungswesen und Wissenschaft und auf dem Informationsportal der Russlanddeutschen RusDeutsch veröffentlicht.
Ich möchte Ihnen, liebe Teilnehmer, gutes Gelingen und Erfolg beim Schreiben des Totalen Diktats wünschen! Und unabhängig davon, was Sie für die Zukunft vorhaben, wünsche ich Ihnen, Ihre Möglichkeiten durch die Kenntnis der deutschen Sprache zu erweitern und Ihr fachliches und persönliches Lebensniveau zu steigern!
Olga Martens, erste stellvertretende Vorsitzende des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur