„Russlands herausragende Deutsche“: Gewinner im Bereich des Zivilen Engagements Denis von Meck


Unsere Gespräche mit den Gewinnern und Nominierten des gesamtrussischen Wettbewerbs „Russlands herausragende Deutsche“ setzen sich fort. Im Jahr 2024 wurde Denis von Meck mit dem Artur-Karl-Preis im Bereich des Zivilen Engagements ausgezeichnet. Denis ist Aufklärer, Verleger, Mäzen, Gründer von Vereinigungen von Tschaikowski-Verehrern und Leiter der von Meck Wohltätigkeitsstiftung.

Geboren am 16. April 1969 in Moskau, trägt Denis den bekannten Nachnamen als direkter Nachkomme der Familien von Meck, Dawydow und Tschaikowski.

Sein berufliches Feld liegt im Brandschutz als studierter Ingenieur. Obwohl er lange Zeit in leitenden Positionen im Bau- und Produktionsbereich tätig war, widmet er sich seit einem Jahrzehnt aktiv der Aufklärungsarbeit. Er popularisiert die Kultur, Kunst und Geschichte der vorrevolutionären Zeit, erforscht und verbreitet Familientraditionen und entwickelt interkulturelle Vereinigungen von Tschaikowski-Verehrern. Zuletzt setzte sich Denis für die Vereinigung der Bildungseinrichtungen ein, die nach Tschaikowski benannt sind.

Vor dem Interview teilte Denis eine faszinierende Geschichte mit uns, die von einer Kultur erzählt, die Menschen verbindet und den Barrieren von Zeit, Entfernung und Vorurteilen trotzt.

„Während meiner Reise durch verschiedene Städte in Russland traf ich einen Musiker, der mit seinem Akkordeon durch verschiedene Länder reiste, um dort aufzutreten. Er erzählte mir etwas, das mich tief berührte. Eines Tages spielte er Tschaikowskis Werke in einer kleinen deutschen Stadt und bemerkte einen sehr alten deutschen Herrn in der ersten Reihe, der während des gesamten Konzerts Tränen in den Augen hatte. Nach dem Konzert kam der Mann auf ihn zu, bedankte sich bei ihm und fragte: ‚Werden Sie noch einmal spielen? Kann ich zu einem weiteren Ihrer Konzerte kommen?‘ Der Musiker antwortete: ‚Ja, morgen gibt es ein weiteres Konzert, aber es ist weit weg, in einer anderen Stadt, 300 Kilometer entfernt‘.

Und wie groß war seine Überraschung, als er am nächsten Tag in einer anderen deutschen Stadt, 300 Kilometer entfernt, wieder Tschaikowskis Werke aufführte, und wieder saß derselbe alte deutsche Herr in der ersten Reihe, und wieder flossen seine Tränen. Nach der Aufführung näherte sich der Deutsche ihm mit zitternden Händen und drückte ihm etwas in die Hand, dass er fest in seiner Faust hielt. Er sagte: ‚Wissen Sie, dieser Gegenstand stammt aus meiner Familie und gehörte meinem Vater. Er kämpfte in Stalingrad und nahm einen Stern von der Mütze eines gefallenen sowjetischen Soldaten als Trophäe mit nach Hause. Mit zunehmendem Alter änderte sich jedoch seine Weltanschauung.

Kurz bevor er starb, entdeckte mein Vater diesen Stern und übergab ihn mir mit der Bitte: „Bitte sorge dafür, dass dieser Stern nach Russland zurückkehrt“‘.

Der alte deutsche Herr erfüllte schließlich den letzten Wunsch seines Vaters, indem er den Stern an meinen Bekannten, den Helden dieser Geschichte, weitergab. Diese Geschichte erscheint mir als äußerst bedeutsam, wenn man darüber nachdenkt. Im Laufe des Lebens werden Dinge überdacht und neu bewertet. Letztendlich triumphiert Kultur und Kunst über Zwietracht und Hass“.

Was halten Sie für das Wichtigste für einen Vertreter Ihres Berufs?

Die wichtigste Eigenschaft, die sowohl für meinen beruflichen als auch für meinen aufklärenden Tätigkeitsbereich von größter Bedeutung ist, ist die kontinuierliche Selbstentwicklung.

Meine berufliche Tätigkeit ist der Brandschutz, ein äußerst dynamischer Sektor mit ständigen Veränderungen. Daher sind fortlaufende Weiterbildungen unerlässlich. Jedes Jahr gibt es sehr wichtige gesetzliche Änderungen. In meiner aufklärenden Tätigkeit ist dieser Prozess noch intensiver.

Ich habe einen so gut entwickelten Stammbaum, dass ich weiß, dass es in unserer Familie so viele absolut erstaunliche Persönlichkeiten aus ganz unterschiedlichen Berufen gibt. Dazu gehören die Generäle von 1812, die Dekabristen, die ersten Erbauer der Eisenbahnen, die in der Tat eine völlig neue wirtschaftliche Lage im Land geschaffen haben, und die engsten Vertrauten der Zarenfamilie in Friedens- und Kriegszeiten. Meine Vorfahren waren stark in aufklärerischen Tätigkeiten engagiert und gründeten sowie leiteten über hundert Bildungs- und Wohltätigkeitsorganisationen und beschäftigten sich aktiv mit dessen Entwicklung.

Angesichts der Fülle an Materialien, die selbst in zehn Leben nicht vollständig bewältigt werden könnten, ist eine kontinuierliche Weiterentwicklung sowohl in Bezug auf Wissen als auch Kommunikationsfähigkeiten unerlässlich.

Es ist von großer Bedeutung, die Kunst zu beherrschen, Informationen auf eine verständliche und ansprechende Weise an das Publikum zu vermitteln, da die Zuhörerschaft äußerst vielfältig ist. In meinen Vorlesungen sitzen Menschen jeden Alters – sei es ein Musiker oder ein Historiker, sei es ein Ausländer oder jemand, der zum ersten Mal mit dem Thema in Berührung kommt. Es erfordert die Fähigkeit, Informationen in einem klaren und zugänglichen Format zu präsentieren und gleichzeitig als fesselnder Erzähler aufzutreten.

Zwei Fähigkeiten sind hierbei gefragt: Zum einen muss man wissen, wie man die Informationen über seine Veranstaltung so kommuniziert, dass sie bei den potenziellen Zuhörern Interesse wecken. Inmitten des Informationsüberflusses des Alltags gilt es, die eigene Veranstaltung hervorheben, um wahrgenommen und ausgewählt zu werden. Darüber hinaus ist es nicht nur wichtig, das Publikum zu fesseln, sondern auch das Material so zu präsentieren, dass es klar und interessant ist und die Zuhörer dazu motiviert, auch an weiteren Vorträgen teilzunehmen. Und ich habe eine Vielzahl von Vorträgen zu unterschiedlichsten Themen.

Worauf sind Sie besonders stolz?

Wissen Sie, ich führe ein äußerst interessantes Leben und bin stolz auf viele Aspekte davon. Ich habe zahlreiche Länder bereist und Tausende Bekanntschaften in verschiedenen Teilen der Welt geschlossen. Dies hat mein Verständnis für die Welt, das Universum und verschiedene Kulturen erheblich erweitert. Es macht mich bewusster für den kulturellen Kontext, in dem wir etwas Gemeinsames finden können.

Ein herausragendes Beispiel für einen „Friedensbotschafter“ im kulturellen Bereich ist meiner Meinung nach Pjotr Tschaikowski. Er beherrschte mehrere Sprachen, er lernte sie, um Literatur in der Originalsprache zu lesen, er bereiste 19 Länder und besuchte 165 Orte weltweit – eine beeindruckende Leistung, insbesondere zu einer Zeit ohne Flugzeuge. Tschaikowski war ein sehr vielseitiger und wissbegieriger Mensch, der viel wusste und viel studierte. Er verstand nicht nur Literatur, Kultur und Geschichte, sondern auch die Mentalität der verschiedenen Völker.

Das finde ich wirklich interessant. Meine größte Errungenschaft besteht darin, dass ich die Möglichkeit habe, Menschen, ihre Geschichten und Kulturen in vielen Ländern zu berühren. Dies spiegelt sich auch in meinem beruflichen Werdegang wider, da ich Vorträge zum Brandschutz in verschiedenen Teilen der Welt gehalten habe. Der Austausch von Erfahrungen im Brandschutz ist entscheidend, um Leben zu retten – je mehr wir teilen, desto weniger Menschen werden Opfer von Bränden. Als Brandschutz-Historiker und leidenschaftlicher Sammler schätze ich den Wert des Wissensaustauschs in kultureller und historischer Hinsicht. Je mehr wir Gutes übereinander wissen, desto eher können wir konstruktiv zusammenarbeiten und nach Gemeinsamkeiten suchen anstatt nach Problemen. So können wir gemeinsam dazu beitragen, dass die Welt friedlicher ist.

Pflegt Ihre Familie deutsche Traditionen? Gibt es bei Ihnen zu Hause etwas, das als typisch Deutsch angesehen werden könnte?

Leider kann ich das nicht bestätigen. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gibt es in unserer Familie eine starke Vermischung, und nur noch wenige deutsche Wurzeln sind vorhanden. Ich fürchte, dass ich keine interessante Antwort auf diese Frage geben kann.

Aus irgendeinem Grund erinnere ich mich jedoch daran, dass mir beim Lesen eines Buches über Baron Falz-Fein ein Satz von ihm besonders im Gedächtnis geblieben ist: „Die Deutschen wurden in Russland russischer als die reinrassigen Russen“.

Wovon haben Sie als Kind geträumt?

Nun, als Kind... Unsere Kindheit war recht eingeschränkt, da ich in der Sowjetunion aufgewachsen bin. Das Verständnis für das Leben in anderen Ländern und die Beziehungen zwischen ihnen war damals sehr vage. Natürlich wollte ich wissen, wie das Leben in anderen Ländern und auf anderen Kontinenten aussieht. Im Erwachsenenalter habe ich 70 Länder bereist, viele davon mehr als ein Dutzend Mal, und konnte mir so diesen Traum teilweise erfüllen, wofür ich dankbar bin. Doch das Wichtigste ist nicht nur, Informationen zu erhalten, sondern auch, wie man sie nutzt und zu welchem Zweck.

Ich bin sehr begeistert von sozialem Engagement, das Menschen zusammenbringt. Von Natur aus bin ich ein geselliger Mensch und bewundere Menschen, die öffentliche Organisationen gründen, leben und den Menschen Nutzen bringen.

Ein Beispiel dafür ist die „Tschaikowsky-Gesellschaft“ in Deutschland. Sie besteht nicht nur aus Fachleuten, Musikern und Musikwissenschaftlern, sondern auch aus Musikliebhabern und -freunden. Hauptsächlich sind es Deutsche, aber es gibt auch Mitglieder aus anderen Ländern. Bei einem Treffen in Deutschland ist mir etwas Interessantes aufgefallen: Ich besuchte die „Tschaikowsky-Gesellschaft“ und hörte Puschkin in sechs Sprachen. Die Mitglieder lasen Alexander Puschkins Gedichte auf Französisch, Hebräisch, Englisch, Deutsch... Können Sie sich vorstellen, wie Kultur verbindet! Ich empfinde dies als großes Glück und freue mich besonders darüber, dass mein Leben es mir ermöglicht hat, Teil dieses Prozesses zu sein. Die Verwirklichung von Träumen verläuft oft auf eine faszinierende Weise. Ein lebhaftes Bild aus dem sowjetischen Fernsehen kommt mir in den Sinn: ein hell erleuchtetes Hotel in Las Vegas. Als ich 1998 zum ersten Mal nach Las Vegas kam, war ich genau in diesem Hotel untergebracht! Ich hatte nicht gezielt danach gesucht und wusste auch nicht, dass es genau dieses Hotel war. Doch als ich das Hotel verließ, sah ich genau das Bild mit den schimmernden Lichtern des Schildes, das mir aus meinen Kindheitserinnerungen bekannt war. Sehen Sie, es funktioniert wirklich.

Was ist derzeit Ihr Traum?

Mein Traum ist es, dass Menschen aus allen Kulturen der Welt etwas Gemeinsames finden, um sich auszutauschen, anstatt nach Unterschieden zu suchen. Das ist mein ehrlicher Wunsch.

Wenn Sie sich selbst in Ihrer Kindheit anrufen könnten, welchen Rat würden Sie sich als Kind geben?

Ich würde mir raten, weniger faul zu sein. Ich würde nicht gelangweilt sein, sondern mehr Sport treiben, lesen und Sprachen lernen. Sich als Kind weiterzuentwickeln, denn als Erwachsener ist das viel schwieriger.


Der gesamtrussische Wettbewerb „Russlands herausragende Deutsche“ hat zum Ziel, Russlanddeutsche zu identifizieren und zu fördern, die in ihren beruflichen Tätigkeiten anerkannte Erfolge erzielt haben. Dieser Wettbewerb findet bereits zum 14. Mal statt und wird vom Internationalen Verband der deutschen Kultur organisiert. Unterstützen Sie Ihre Favoriten durch Teilnahme an der offenen Online-Abstimmung auf der offiziellen Webseite des Wettbewerbs!

Übersetzt aus dem Russischen von Evelyn Ruge

Rubriken: Wettbewerbe, Ausschreibungen