Koschyk besucht Deutschen Nationalrayon Asowo

Der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk MdB, hat im Rahmen der 21. Sitzung der Deutsch-Russischen Regierungskommission für die Angelegenheiten der Russlanddeutschen den Deutschen Nationalrayon Asowo und das älteste deutsche Dorf In Sibirien, Alexandrowka, besucht.

Der Deutsche Nationalrajon Asowo ist ein Rajon der westsibirischen Oblast Omsk in der Russischen Föderation. 1992 wurde die Stadt Asowo zum Zentrum des Deutschen Nationalrayons Asowo.

Ab 1893 gründeten russlanddeutsche Umsiedler aus dem europäischen Teil des Russischen Kaiserreichs in dieser Gegend mehrere Dörfer, in denen die deutsche Sprache und Kultur weitergegeben wurde und dadurch erhalten blieb. Am 13. Oktober 1991 wurde in den Dörfern, die heute den Nationalrajon bilden, ein Referendum zu dessen Gründung abgehalten (Deutsche stellten in dieser Zeit in 16 der Dörfer die Bevölkerungsmehrheit). Bei einer Beteiligung von 71 % stimmten 82,7 % für die Gründung, die daraufhin am 18. Dezember 1991 vom Rat der Volksdeputierten der Oblast Omsk beschlossen wurde. Der Rayon entstand am 17. Februar 1992 auf Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der Russischen Föderation. Dazu gehörten 29 Siedlungsorte aus einem Teil der Territorien der Rayons Marjanowka, Odesskoje, Omsk, Tawritscheskoje und Scherbakul, in 16 von ihnen lebte überwiegend eine deutschstämmige Bevölkerung.

Um den Deutschen in Russland in den 90iger Jahren eine Perspektive zu geben, unterstützte die Bundesregierung den Nationalrajon Asowo auf vielfältige Weise. Lehrer halfen beim Deutschunterricht in den Schulen; Jungjournalisten schrieben für die „Rajonzeitung“ Artikel, Straßen wurden asphaltiert, Betriebe gebaut oder modernisiert. Mit der Verschlechterung der wirtschaftlichen Gesamtlage in den 1990er Jahren wuchs dennoch die Ausreisebereitschaft der Deutschstämmigen rapide an. Viele der Deutschen haben den Nationalrajon inzwischen in Richtung Deutschland verlassen.

Alexandrowka, das Bundesbeauftragter Koschyk besuchte, ist das älteste deutsche Dorf in Sibirien, gegründet 1893 von lutherischen Kolonisten aus den Gouvernements Saratow und Samara. Bereits am 20. Oktober 1894 wurde eine Verordnung der Gebietsverwaltung Akmola für Bildungswesen über die Einrichtung der Dorfverwaltung in Alexandrowka verabschiedet. Vor 1909 gehörte die Kirchengemeinde zur Pfarrei Omsk (mit Sitz in Omsk). Am 4. Juli 1908 wurde auf der Vollversammlung der Bewohner der Wolost Alexandrowka die Einrichtung einer eigenständigen Pfarrei mit Sitz in Alexandrowka (Sitz des Pastors) beschlossen. Eine Genehmigung des Innenministeriums für die Eröffnung der eigenständigen Pfarrei des Hl. Johannes wurde am 21. Mai 1909 erteilt. Im Januar 1929 entstand die Kolchose „Gedenken an Lenin“. Im Oktober 1929 schlossen sich die Kolchose und andere Genossenschaften zur Kommune „Thälmann“ zusammen. 1924 wurde eine Alphabetisierungsstelle eröffnet, es gab einen Klub, eine Lesestube und eine Schule.

Mit Beginn des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion wurden aus dem Wolga-Gebiet deportierte Deutschstämmige auch in Alexandrowka aufgenommen.

1951 wurde Alexandrowka zum Sitz der Großkolchose „Thälmann“. Das 1942 hierher verlegte Kinderheim funktionierte bis 1957. In den Folgejahren entstanden eine Bibliothek (1945), ein Kindergarten (1950) und das Dorf wurde ans Rundfunknetz angeschlossen (1952). Ebenfalls wurde eine Mittelschule eröffnet (1965) und im Dorf entstand eine zentrale Wasserversorgung (1975). Auch wurde eine medizinische Einrichtung eröffnet (1989). Mit Hilfe der Bundesrepublik Deutschland wurden eine Bäckerei (1992) und eine Fleischverarbeitungsproduktion eröffnet. 1993 wurde ein Sportstadion der Bestimmung übergeben.

Im Dorf besteht ein Kulturhaus und ein Museum zur Geschichte des Dorfes. Einer der Initiatoren der Gründung des Museums war der Lehrer, Heimatforscher und Künstler Alexander K. Wormsbecher (1914–2007).

Von wahrem innovativen russlanddeutschen Unternehmer-Geist zeugt die eindrucksvolle Ferienwohn-Anlage der Familie Linker unweit von Omsk, die Bundesbeauftragter Koschyk gemeinsam mit den Teilnehmern der 21. Deutsch-Russischen Regierungskommission besucht hat.

In Omsk hatte Bundesbeauftragter Koschyk auch die Möglichkeit das Kunstmuseum und das Historische Museum zu besuchen. Auch hier lassen sich „deutsche Spuren“ finden. So sind beispielsweise im Kunstmuseum Omsk Ausstellungsstücke zu Friedrich dem Großen und Katharina der Großen zu finden und im Historischen Museum Omsk wird an den Besuch von Alexander von Humboldt im Jahr 1829 im Rahmen seiner berühmten Russland-Reise erinnert.

Quelle: www.koschyk.de

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