Wir haben mit Mitgliedern der Jury des Edwin-Fritzler-Festival-Wettbewerbs der Künste gesprochen


Vom 21. bis 24. März war die Stadt Engels im Gebiet Saratow Gastgeber des V. Offenen Interregionalen Edwin-Fritzler-Festival-Wettbewerbs der Künste. Für diejenigen, die etwas Neues ausprobieren oder ihre Stärken weiterentwickeln möchten: Wir haben mit drei Mitgliedern der Jury über ihre Eindrücke gesprochen und sie um Ratschläge für junge sowie erfahrene Künstler gebeten.

Der Offene Interregionale Edwin-Fritzler-Festival-Wettbewerb der Künste ist traditionell eine Plattform, auf der sich kreative Künstler und Gruppen zeigen, Erfahrungen austauschen, Bekanntschaften und Freundschaften schließen, Gleichgesinnte treffen und das ethnokulturelle Erbe der Russlanddeutschen pflegen können.

In einem Gespräch mit dem RusDeutsch-Portal teilten drei Mitglieder der Jury der persönlichen Etappe des Wettbewerbs ihre Gedanken über die Bedeutung des Projekts, ihre Eindrücke von dem, was sie sahen und hörten, und ihre Wünsche mit.

Arnold Rajnik, Vorsitzender der Wettbewerbsjury, Dichter, Choreograf, Gründer und künstlerischer Leiter des Autorentanztheaters „Lallen“, Leiter der „Künstlervereinigung der Russlanddeutschen (TORN)“:

Ich möchte mit einem Gedicht beginnen, das mit dieser Frage in der Stimmung zusammenfällt:

Oh, käme doch Sein Wort zu meinen Ohren?

Ich fasse Mut, den Himmel anzufragen:

Warum bin ich in diese Welt geboren?

Wozu bestimmt sind alle meine Tage?

Wozu hast Du mir Geist und Kraft gegeben?

Wozu die starke Hand, heiß, wie Feuerglut?

„Gib mir den Auftrag für mein ganzes Leben“

Doch zerschellen Fragen in der Beterflut.

Sind meine Nächte schlaflos, voller Fragen,

Die Blicke schweifen hoch zum Himmelszelt.

„Oh, mein Herr! Mein Lahrer, bitte, sage,

Wozu mein Fuß auf diese Erd’ gestellt?

(Nachgedichtet von Elisabeth Zacharias)

All diese Fragen: „Warum bin ich in diese Welt geboren?“ und „Wozu habe ich mein Fuß auf diese Erde gestellt?“ – sind grundlegend für jeden Menschen. Manche finden die Antwort sofort, andere brauchen ihr ganzes Leben lang. Mir scheint, dass Festivals und Wettbewerbe eine brillante und wunderbare Gelegenheit sind, sich selbst zu verstehen, sich selbst durch den Vergleich mit anderen kennenzulernen und die Fragen „Wer bin ich?“ und „Wozu habe ich mein Fuß auf diese Erde gestellt?“ zu beantworten.

Für junge Menschen ist es sehr schwierig, sie bummeln mit geschlossenen Augen umher und es ist für sie sehr wichtig, einen Lehrer zu finden. Denn nicht jeder hat das Glück, den richtigen Lehrer zu finden. Und hier auf dem Festival verstehen sie, indem sie sich mit anderen vergleichen: Entweder beschäftige ich mich mit diesen kreativen Sachen, oder ich gehe weiter und suche nach etwas anderem, womit ich fortfahre.

Meinen Ratschlag habe ich bereits ausgesprochen: Finden Sie Ihren Lehrer, denn das ist sehr wichtig. Und zweitens: Wenn man den Weg der Kreativität eingeschlagen hat, muss man sich ständig fortbewegen.

Sobald ein Mensch aufhält, verdichtet sich die Dunkelheit und erfasst unsere Seelen. Das heißt, auf dem Weg des Lebens, auf dem Weg der Kreativität sind Stopps inakzeptabel. Sie müssen sich selbst lieben, Mut in sich wecken und dem beabsichtigten Weg folgen.

Eindrücke... Wir arbeiten nicht genug mit Kindern, wir haben nicht genügend Fachkräfte. Die Kinder sind unglaublich talentiert, aber uns Lehrern fehlt es schmerzlich. Von Seiten der Kinder ist der Eindruck recht fröhlich, aber traurig ist, dass es kaum Lehrer gibt.

Dajana Hoffman, Opern- und Symphoniedirigentin, Preisträgerin gesamtrussischer und internationaler Wettbewerbe, Gründerin und künstlerische Leiterin des Orchesters „Nowaja Moskwa“ („Neues Moskau“):

Ich denke, dieser Wettbewerb ist auf jeden Fall sehr wichtig, und er hat zwei Aspekte: Der erste ist die Erhaltung des Erbes.

Erinnerung an Edwin Fritzler, einen Mann, der lebte, arbeitete und die Schicksale der Menschen beeinflusste. Hier kommt es mir als Musiker, ein klassischer Musiker, sehr nahe. Grundsätzlich sind alle klassischen Musiker bestrebt, ein Erbe zu bewahren. Durch die Aufführung des Repertoires, das vor langer Zeit geschrieben wurde, halten wir es am Leben.

Ich denke, das ist ein sehr wichtiges Ziel des Wettbewerbs.

Der zweite Aspekt ist, dass der Wettbewerb zu einem quasi Bezugspunkt für junge Schöpfer, für Teilnehmer wird. Ich habe meinen kreativen Weg einst mit der Teilnahme an Wettbewerben begonnen. Damals war nicht nur von der Tätigkeit als Dirigentin, sondern auch davon, sich beruflich mit Musik und Kreativität im Allgemeinen zu beschäftigen, überhaupt nicht die Rede.

Siege und die Teilnahme an solchen Wettbewerben haben mich sehr geprägt. Es ging nicht darum, zu gewinnen oder einen Platz einzunehmen – es ging darum, dass ich mein Potenzial dadurch erkannte, wie ich ausgezeichnet wurde.

Das gab mir das Selbstvertrauen, auf die Musikhochschule zu gehen und ein kreativer Mensch zu werden. Ich kann sagen, dass diese Wettbewerbe eine entscheidende Rolle bei der Festlegung bestimmter Koordinaten in meinem Kopf gespielt haben. Sie zeigten mir, wo ich war, als ich Feedback von etablierten Musikern erhielt. Ich denke, das ist sehr wichtig.

Ich bin sehr angenehm beeindruckt. Unter anderem von der persönlichen Bekanntschaft mit den Organisationsleitern, insbesondere mit Elena Geidt, und vom Besuch der Städte Marx und Engels. Elena Geidt gab uns einen sehr interessanten Rundgang durch die Stadt Marx. Wir waren im historischen Museum, wo über die deutschen Kolonisten berichtet wird, die in das Wolgagebiet kamen. Das machte einen sehr starken Eindruck. Davor hatte ich alle meine Bekanntschaften mit Russlanddeutschen über das Deutsch-Russische Haus in Moskau gemacht, und das ist bereits meine Familie. Jetzt ist meine Familie größer geworden.

Ich wünsche allen Teilnehmern erstens, dass sie weiterhin an Wettbewerben teilnehmen und auf der Bühne auftreten. Du bist schon großartig und das ist schon ein großer Sieg. Ich wünsche Ihnen, dass Sie weitermachen, unabhängig davon, wie sich Ihr Leben weiter entwickelt. Damit es in Ihrem Leben immer einen Platz für Kunst gibt, damit die Kreativität ununterbrochen dadurch zieht, egal ob Sie Musiker, Dichter, Tänzer werden oder etwas anderes tun. Machen Sie weiterhin mit, nutzen Sie jede Gelegenheit.

Elsa Neb, Geigerin, Organisatorin von Konzerten und Veranstaltungen, Preisträgerin gesamtrussischer und internationaler Wettbewerbe:

Ich glaube, dass der Fritzler-Festival-Wettbewerb eine äußerst wichtige Veranstaltung für junge Talente ist, da er in erster Linie zu ihrer Selbstidentifikation beiträgt.

Die Jungs haben die Möglichkeit zu sehen, wie groß unsere Gemeinschaft ist und wie wir uns gegenseitig unterstützen können – Erfahrungen austauschen, uns zusammen entwickeln, kommunizieren und Freunde finden.

Und zweitens trägt der Wettbewerb natürlich dazu bei, das professionelle Niveau zu halten, da Äußerungen der Jury und wertvolle Kommentare immer zum Wachstum beitragen. Das ist eine spannende Prüfung, und danach wird sich jeder vervollkommnen.

Die Eindrücke vom Wettbewerb sind die erfreulichsten: viele junge Gesichter, strahlende Augen, talentierte Kinder, die natürlich unsere Zukunft ausmachen. Ich wünsche allen Teilnehmern neue kreative Erfolge, nie aufhören, sich weiterentwickeln, neue Ziele setzen und selbstbewusst auf diese zusteuern!


Die Veranstaltungen wurden mit Unterstützung des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur im Rahmen des Unterstützungsprogramms für Russlanddeutsche in der Russischen Föderation realisiert.

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