Angesichts des Omsk Fashion Weekend: Modefotografin Nelli Satler über Kreativität und Stil

Am 6. und 7. Juli findet in Omsk der internationale Wettbewerb für Mode, Design und materielle Kultur „Omsk Fashion Weekend“ statt. Wir haben mit einer der Teilnehmerinnen gesprochen, der Modefotografin Nelli Satler.

„Omsk Fashion Weekend“ ist die wichtigste Modeveranstaltung des Sommers in Sibirien, die Vertreterinnen und Vertreter der Kreativindustrie Russlands zusammenbringt: Designer, Models, Stylisten, Visagisten, Fotografen, Medienvertreter, Experten im Bereich Design und Mode. Dieses Jahr findet das Festival zum 4. Mal statt, das Motto lautet: „Der Mythos der Stadt“.

Im Laufe von zwei Tagen wird Omsk eine Modenschau mit den besten Werken junger Designer, eine Ausstellung berühmter Marken aus Sibirien sowie ein offenes Bildungsprogramm für alle veranstalten, die mehr über Mode, Design und Kreativindustrie erfahren möchten.

Eine der Teilnehmerinnen des Modeevents ist die Russlanddeutsche Nelli Satler, eine junge Modefotografin aus Omsk. Sie hat kürzlich ihr Studium an der Hochschule für Kostümdesign in Omsk abgeschlossen und wird ihr Designwerk auf der Modenschau der besten studentischen Arbeiten präsentieren. Dies ist ein Look, das von Geschichten und Mythen über starke Frauen inspiriert ist.

Angesichts des Omsk Fashion Weekend sprachen wir mit Nelli über Kleidung mit Bedeutung, visuelle Ästhetik und das Gefühl der Freude, mit Spaß arbeiten zu können.

Nelli, erzähl uns bitte, was Du im Bereich Mode- und Design machst?

Dieses Jahr habe ich mein Studium an der Omsker Hochschule für Kostümdesign abgeschlossen. Und während meines Studiums habe ich vier Werke geschaffen.

Das erste Produkt war ein Oberbekleidungsstück. Ich bin aus den umweltfreundlichen Werten des Upcyclings ausgegangen: Ich habe in einem Gebrauchtwarenladen recycelten Denim gekauft, ihn in Stücke geschnitten, gewaschen, um einen Stoff mit Fransen zu bekommen, und daraus einen Pelzmantel gemacht.

Unter Upcycling versteht man die Wertsteigerung eines Artikels, beispielsweise wird aus einer alten Jeans ein neuer Pelzmantel.

Ich habe mit diesem Produkt am Wettbewerb „Sibirskaja Ethnika“ („Sibirische Ethnik“, internationales Festival für Design und Kunst in Omsk – Anm. d. Red.) teilgenommen und den ersten Platz in der Kategorie „Öko-Trend“ belegt.

Inspiriert von der Stärke und dem Mut der Frauen habe ich eines meiner nächsten Produkte geschaffen.

Verschiedene Völker der Welt haben Mythen, Legenden und Geschichten über starke Frauen und Kriegerinnen. Ich ließ mich von ihnen inspirieren und schuf ein maskulines Look für eine Frau. Es enthält eine Jacke, die an eine Ritterrüstung erinnert, sie ist multifunktional, mit abnehmbaren Teilen. Durch die Schichtung des Looks entsteht ein Gefühl des Schutzes. Und dies ist ein Symbol dafür, dass eine starke Frau in jedem Moment ihres Lebens etwas „loswerden“ kann, das Unnötige verwerfen und ihren Weg problemlos fortsetzen.

Reden wir über Öko. Erzähl uns bitte genauer, was das für ein Trend ist – Upcycling?

Ja, das Thema Ökologie ist heute sehr aktuell und Designer lassen sich von Trends wie Upcycling und Recycling inspirieren.

Recycling ist eine Transformation, die dem Produkt keinen Mehrwert verleiht. Man hat Jeans aus einem Gebrauchtwarenladen genommen und daraus auch Jeans gemacht, sie haben keinen Mehrwert geschaffen. Und Upcycling ist, wenn man Dinge umwandelt und ihren Wert steigert. Mittlerweile eröffnen viele Marken solche Bekleidungslinien.

Bekommst Du viele Reaktionen oder Komplimente, wenn Du eigene Designerkleidung trägst?

Ich denke, ich habe eine gute Balance zwischen Designlösungen und klarer Form gewahrt. Diese Jacke sieht zum Beispiel nicht besonders nach Designer-Look aus und ich werde öfter gefragt, wo ich sie gekauft habe.

Und Du holst eine Visitenkarte heraus – „Das habe ich mir selbst ausgedacht!“

Ja!

Für mich ist es ein Kompliment, wenn man fragt, wo ich meine Sachen gekauft habe. Das bedeutet, dass das Ding nicht selbstgemacht aussieht, sondern wie ein vollwertiges Produkt. Und danach ist es besonders schön zu sagen, dass ich es selbst geschaffen habe.

Möchtest du dich nun noch stärker auf die Modefotografie konzentrieren und dich beruflich in diese Richtung weiterentwickeln? Was sind Deine Karrierepläne?

Ja, mein Portfolio besteht hauptsächlich aus Modefotografie. Seit meinem zweiten Studienjahr arbeite ich als Fotografin an Projekten, das heißt, ich werde für eine konkrete Aufgabe eingeladen.

Im Allgemeinen ist dies die Art von Arbeit, die ich anstrebe. Ich möchte unterschiedliche Aufgaben übernehmen und nicht an eine Marke gebunden sein, da es sich in der Regel um ähnliche Aufgaben handelt, die umgesetzt werden müssen. Und ich bin mehr daran interessiert, mein kreatives Potenzial auf unterschiedliche Weise zu entfalten.

Was ist das Besondere an der Modefotografie nach Deiner Ansicht?

Hier kommt es darauf an, die Kleidung zu ertasten, sie aus den richtigen Winkeln richtig zu zeigen. Besonderer Wert wird auf die Komposition gelegt. Hier kommt es auf die Atmosphäre und das Produkt an und nicht darauf, wie die Person selbst aussieht.

Beispielsweise ist es im Genre der Love-story (Liebesgeschichte, Genre der romantischen Fotografie – Anm. d. Red.) wichtig, die Beziehung zwischen zwei Menschen zu vermitteln. Und in der Modefotografie ist es wichtig, den Eindruck des Kostüms und der Atmosphäre zu vermitteln.

Und es geht immer um moderne Trends. So wie es in der Mode selbst eine der wichtigsten Voraussetzungen ist, die Aktualität zu wahren, so sollte auch die Fotografie aktuelle visuelle Trends widerspiegeln. Das ist es, was mich an der Modefotografie interessiert. Ich würde sagen, dass dies der Kunst am nächsten kommt.

Für Sie ist es nicht wichtig, wie die Person aussieht, sondern dass Sie durch Komposition, Blickwinkel und das Modell selbst ein ausdrucksstarkes Bild schaffen, das die zugewiesenen Aufgaben verrät. Sie legen Wert auf die künstlerischen Ausdrucksmittel.

Woher kam Dein Wunsch nach einem kreativen Beruf? Vielleicht liegt Kreativität in Deiner Familie?

Ich würde nicht sagen, dass ich eine kreative Familie habe. Meine Mutter ist Programmiererin, bastelt aber ständig: Sie hat Mandalas gemacht, gestrickt und jetzt webt sie mit Perlen. Das ist ihr Hobby.

Ich glaube, ich bin hauptsächlich deshalb in den kreativen Beruf eingestiegen, weil ich als Kind gerne gezeichnet und eine Kunstschule besucht habe. Meiner Mutter fiel auf, dass ich, ein sonst hyperaktives Kind, das ständig neue Eindrücke und Emotionen wollte, sehr gelassen aus dem Zeichenunterricht kam.

Und im Allgemeinen strebe ich im Leben immer nach Ästhetik. Es ist mir immer wichtig, dass alles um mich herum schön ist – schöne Menschen, schöne Umgebung, Umwelt. Das inspiriert mich.

Wie würdest Du aufgrund Deiner Erfahrung in der Modebranche antworten, wozu wir Kleidung brauchen?

Ich werde kurz antworten: Kleidung ist eine Möglichkeit, sich selbst auszudrücken.

Erzähl uns von Deiner Teilnahme am kommenden Omsk Fashion Weekend Festival. Welche Erwartungen an die Teilnahme hast Du? Warum ist es für Dich interessant?

Ich liebe solche Veranstaltungen wirklich.

Das Festival trägt dazu bei, junge Designer für die breite Öffentlichkeit bekannt zu machen und ihre Kreativität einem großen Publikum zu zeigen.

Es ist auch interessant, das Thema der deutschen Wurzeln in Deiner Familie anzusprechen. Kennst Du Deine deutschen Vorfahren?

Ich habe väterlicherseits deutsche Wurzeln. Aber wir wissen wenig über unsere Vorfahren. Ich weiß, dass sie während der Herrschaft von Katharina II. nach Sibirien zogen. Im Moment verfügen wir über einen Stammbaum mit den Namen der Verwandten. Über deren Geschichte ist jedoch wenig bekannt.

Ich möchte das Gespräch nach meiner Tradition beenden – mit einem Wunsch. Basierend auf allem, worüber wir heute gesprochen haben, was könntest Du den Lesern wünschen, die den Text lesen und Dich kennenlernen?

Ich wünsche, dass jeder sein Potenzial ausschöpft, sich neue persönliche Facetten eröffnet und sein Glück findet. Es ist wichtig, eigenes Potenzial herauszufinden und sich schrittweise seiner Verwirklichung zu nähern, um Zufriedenheit im Leben und in der Selbstverwirklichung zu empfinden.

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