Schauspieler Maxim Lazarew: Auf der Bühne zur eigenen Identität finden


Maxim Lazarew ist nicht nur Schauspieler des Theaterstudios „Bühnenwerk“ am Deutsch-Russischen Haus in Moskau, sondern auch Vorsitzender des Jugendclubs der Russlanddeutschen „Warum бы и nicht“ in Moskau und stellvertretender Vorsitzender des Jugendrats „Jugendrat“ der Deutschen der Zentral- und Nordwestregionen Russlands.

Sein Weg zum Theater begann eher zufällig, als er sich um seinen jüngeren Bruder kümmerte, doch seitdem ist die Bühne zu einem festen Bestandteil seines Lebens geworden. In einem Interview spricht er über seine bedeutendsten Rollen, die Herausforderungen auf dem Weg zu Premieren, einzigartige Schauspielmethoden und wie das Theater dazu beiträgt, die Identität der Russlanddeutschen zu bewahren.

Wie bist Du dazu gekommen, Schauspieler zu werden? Was hat Dich dazu inspiriert, diesen Weg einzuschlagen?

Meine Eltern entschieden sich, meinen jüngeren Bruder zum Modetheater „Solotaja Nadeschda“ (dt.: Goldene Hoffnung) zu schicken, das sich damals im Wintertheater in Sotschi befand. Sie baten mich, auf ihn aufzupassen. Auf diese Weise fand auch ich mich tatsächlich beim Theater wieder.

Wie hast Du den Weg zum Theaterstudio „Bühnenwerk“ gefunden?

Ich wurde gezwungen! (lacht)

Nein, Scherz beiseite. Tatsächlich bin ich auf Einladung eines der Mitglieder und meiner guten Freundin Jekaterina Katterfeld ins Studio gekommen. Zu diesem Zeitpunkt war ich seit fast zehn Jahren nicht mehr auf der Bühne gestanden.

Kannst Du uns von Deinem schönsten Erlebnis im „Bühnenwerk“ berichten?

Ohne Zweifel war es eine besondere Erfahrung, an einer zweisprachigen Aufführung zu arbeiten und ein Stück in kürzester Zeit zu inszenieren.

Die Inszenierung „Der gezwungene Komiker“ wurde in nur 13 Proben auf die Bühne gebracht. Es mag kaum zu glauben sein, aber es ist so!

Welche Herausforderungen hast Du auf dem Weg zur Premiere erlebt und wie hast Du sie gemeistert?

Die Tätigkeit des Theaters und die Proben sind eng mit den Hauptberufen der Teilnehmenden verbunden, was gelegentlich zu Besetzungsänderungen des Stücks aus verschiedenen Gründen führte. Nicht immer konnten alle bei den Proben anwesend sein, was das Tempo etwas verlangsamte, jedoch keinen Abbruch an Qualität bedeutete.

Arwid Knippenberg, der Regisseur und Leiter des Studios, führte eine Umfrage unter Aktivisten und kreativen Russlanddeutschen durch, um herauszufinden, ob die Deutschen in Russland tatsächlich ein Theater benötigen. Viele unterstützen diese Idee, wie wir wissen. Doch was denkst Du? Brauchen sie ein Theater? Und wenn ja, welcher Art sollte es sein?

Ich persönlich halte dies für äußerst interessant und wichtig!

Durch Theater und Kreativität haben wir die Möglichkeit zu zeigen und zu erzählen, wer die Russlanddeutschen sind und dass wir existieren. Für uns Russlanddeutsche ist dies eine weitere Möglichkeit, unsere Identität zu bewahren.

Welche Themen und Probleme sollten im Theater der Russlanddeutschen behandelt werden?

Das Theater hat stets bedeutende gesellschaftliche Probleme angesprochen und zur Diskussion gestellt. Es bietet eine externe Perspektive auf wichtige Themen.

Das Theater der Russlanddeutschen sollte bestrebt sein, zu vermitteln und zu zeigen, wer wir sind, was unsere Geschichte ist und welchen Weg wir seit über vierhundert Jahren gehen. Es ist für uns eine weitere Möglichkeit, zusammenzukommen, in unserer eigenen Sprache zu kommunizieren und kreativ tätig zu sein.

Welchen Ratschlag würdest Du angehenden Schauspielern geben, die gerade mit dem Theater beginnen?

Ich bin der festen Überzeugung, dass es nicht in meiner Kompetenz liegt, Ratschläge zu erteilen, da ich kein Experte bin. Dennoch möchte ich gerne meine persönlichen Erfahrungen darüber teilen, wie ich zum Theater gekommen bin und welche Ängste ich dabei überwunden habe.

Eine der größten Ängste ist das Lampenfieber – ein weit verbreitetes Phänomen, das viele angehende Schauspieler betrifft. Selbst professionelle Schauspieler kennen dieses Gefühl, bevor sie die Bühne betreten. Doch mit der Erkenntnis, dass das Publikum nicht als Kritiker dort sitzt, sondern als Liebhaber des Theaters, kann die Angst überwunden werden. Das Publikum ist da, um dich zu unterstützen und zu begeistern, nicht um deine Leistung zu bewerten.

In diesem Sinne erinnere ich mich an das Sprichwort: Auf der Bühne bist du König, Narr und Liebhaber zugleich – aber niemals ein Gaukler oder Speichellecker. Vertraue dir selbst und alles wird gut!

Inwiefern beeinflusst die Arbeit im Theater Dein tägliches Leben und Deine Persönlichkeit?

Sie wirkt sich ganzheitlich aus.

Oft bemerkt man gar nicht, wie stark sie einen beeinflusst.

Als ich vor der Entscheidung stand, mich beruflich weiterzuentwickeln oder eine Familie zu gründen, habe ich das Theater aufgegeben und dachte, es sei nur ein Hobby ohne große Bedeutung in meinem Leben. Doch nach einer zehnjährigen Pause, als ich wieder hinter den Kulissen stand und die Aufregung, das Adrenalin und die Vorfreude auf der Bühne spürte, den Applaus des Publikums hörte und das Lächeln in den Gesichert sah, wurde mir klar: Das Theater ist mehr als nur ein Hobby oder Zeitvertreib. Es ist ein wesentlicher Teil meines Lebens, der mich als Person prägt und den ich nicht missen möchte.

In dem Interview mit den Schauspielern und dem Regisseur des Stücks „Die Bräutigame von Lottchen“ können Sie mehr über die Lebens- und Schaffenswege der anderen Mitglieder von „Bühnenwerk“ erfahren.

Darüber hinaus teilt Arwid Knippenberg, der Regisseur und Leiter von „Bühnenwerk“, seine Gedanken über das Theater der Russlanddeutschen in diesem Artikel.

Übersetzt aus dem Russischen von Evelyn Ruge

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