„Russlands herausragende Deutsche“: Ein Blick auf die Nominierten im Bereich der Bildung


In der bewährten Tradition des gesamtrussischen Wettbewerbs „Russlands herausragende Deutsche“ freuen wir uns, die Nominierten und Preisträger auf den Seiten des Portals RusDeutsch vorzustellen. Wir sprachen mit den Nominierten des Wettbewerbs „Russlands herausragende Deutsche – 2024“ des Viktor-Klein-Preises im Bereich Bildung: Swetlana Grischkewitsch-Schmidt, Dozentin am Staatlichen Kolleg für Kunst und Industrie in Kungur, sowie Igor Dinner, Dozent an der nach F. Dostojewski benannten Staatlichen Universität Omsk.

Swetlana Grischkewitsch-Schmidt unterrichtet seit 1990 Kunstdisziplinen am Staatlichen Kolleg für Kunst und Industrie in Kungur.

Im Laufe der Jahre hat Swetlana drei spezialisierte Programme im Bereich „Dekorative und angewandte Kunst sowie Volkskunst“ konzipiert. Sie hat über 180 qualifizierte Fachkräfte ausgebildet und graduiert, von denen viele Mitglieder der Künstlervereinigung wurden und als Dozenten für bildende Kunst in verschiedenen Regionen Russlands tätig sind.

Ihre Studierenden nehmen regelmäßig an gesamtrussischen Ausstellungen und Wettbewerben teil, und ihre Werke finden zunehmend Anerkennung in privaten Sammlungen sowie Kunstgalerien. Darüber hinaus engagiert sich Swetlana aktiv in der sozialen Arbeit, indem sie Workshops für Kinder mit Behinderungen leitet, an Wohltätigkeitsveranstaltungen teilnimmt und Mitglied der staatlichen Abschlussprüfungskommission ist.

Die pädagogische Laufbahn von Swetlana Grischkewitsch-Schmidt ist geprägt von zahlreichen Diplomen und Danksagungen für ihre Teilnahme an Wettbewerben und Ausstellungen. Sie engagiert sich aktiv in der Ausstellungstätigkeit, nimmt an Pleinairs teil und wurde bereits mehrfach mit Preisen bei gesamtrussischen Wettbewerben ausgezeichnet. Gemeinsam mit ihrer Familie setzt sie sich leidenschaftlich für die Bewahrung der Traditionen der deutschen Kultur ein und gibt ihr einzigartiges Wissen an die jüngere Generation weiter.

Im Jahr 2021 wurde Swetlanas Arbeit in der Nominierung „Flechten und Weben“ des gesamtrussischen Wettbewerbs für das kreative Schaffen der Russlanddeutschen „Handwerk des Herzens“ gewürdigt. Ihre Werke wurden zudem im Rahmen der Ausstellung dekorativer und angewandter Kunst der Russlanddeutschen im Deutsch-Russischen Haus in Moskau im Jahr 2022 präsentiert. Darüber hinaus fand Swetlanas künstlerische Tätigkeit auch Erwähnung im traditionellen Kalender der Russlanddeutschen für 2024.

Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste für einen Vertreter Ihres Berufs?

Die Freude am Unterrichten und der Erfolg in der anspruchsvollen Arbeit eines Lehrers.

Ich bin überzeugt, dass es das Wichtigste ist, mit sich selbst im Einklang zu sein. Ein harmonischer und glücklicher Mensch hat das Recht, mit der jüngeren Generation zu kommunizieren und ihr nicht nur Wissen, sondern auch menschliche Werte und Emotionen zu vermitteln.

Wenn ich im Einklang mit mir selbst bin, wird dies auch auf meine Studenten sowie auf die Kinder um mich herum ausstrahlen.

Worauf sind Sie besonders stolz?

Ich bin Dozentin für einen seltenen und einzigartigen Beruf: Künstlerin im Bereich der dekorativen und angewandten Kunst.

Mit Stolz blicke ich auf über 35 Jahre zurück, in denen ich die Traditionen der Kunstweberei bewahrt habe. Diese Traditionen sind tief in meiner Seele verwurzelt, und ich gebe sie an die neue Generation weiter.

Das Wissen zu bewahren und weiterzugeben, erfüllt mich mit Stolz und Selbstachtung, denn ich bin überzeugt, dass ich durch die Pflege dieses außergewöhnlichen Berufes eine bedeutende, fast historisch wertvolle Aufgabe erfülle.

Haben Sie in Ihrer Familie bestimmte deutsche Traditionen, die gepflegt werden? Oder gibt es vielleicht etwas typisch Deutsches, das Ihr Zuhause prägt?

Wenn ich von deutschen Traditionen spreche, dann kann ich aus eigener Erfahrung berichten, denn meine Großmutter Polina hat mir das Handarbeiten und Kunstweben beigebracht. Dieses Handwerk habe ich mein ganzes Leben lang verfolgt; es ist zu einem festen Bestandteil meines Daseins geworden. In meinem Beruf verkörpere ich die Familientraditionen. Ich bin ständig aktiv, nehme an verschiedenen Ausstellungen teil und widme all meine Werke dem Andenken an meine Großmutter, die mir nicht nur diese Fähigkeit vermittelt hat, sondern auch den Weg meines Lebens geebnet hat.

Es ist wie ein Knäuel, das man wirft und das einem den richtigen Pfad zeigt. So ergeht es mir: Meine Großmutter hat mir ihr Wissen weitergegeben, und nun gebe ich es weiter.

Ich habe nur einen Sohn und obwohl er nicht denselben Weg eingeschlagen hat, teile ich meinen Beruf und meine Identität mit meiner Enkelin.

Die Sprüche, Tücher mit Stickereien und Schriftzügen – all das sind Traditionen, die mir meine Großmutter beigebracht hat. Sie lehrte mich die deutschen Buchstaben sagte immer, wenn wir einen bunten Strauß mit großen Blumen malen, wird unser Leben ebenso bunt und schön sein. Diese Merkmale der Tradition halte ich lebendig und schätze sie sehr. Die Gegenstände, die mir von meiner Großmutter geblieben sind, bewahre ich als Erbe meiner deutschen Wurzeln auf.

Wovon haben Sie als Kind geträumt? Und wovon träumen Sie jetzt?

Wovon ich als Kind geträumt habe? Diese Frage ist vielschichtig und facettenreich, doch als Kind habe ich nur vom Reisen geträumt. Die Sehnsucht, neue, faszinierende Orte zu entdecken begleitete mich stets. Ich konnte mir diesen Traum erfüllen, und seither versuche ich, so oft wie möglich zu reisen, um neue Eindrücke für meine Kreativität zu sammeln. Ein Tapetenwechsel schenkt mir eine Quelle kreativer Energie, und all diese Erlebnisse lasse ich in den Wintermonaten Revue passieren. Obwohl die Sommertage oft kurz sind, sind sie reich an Begegnungen mit neuen Menschen und interessanten Naturbeobachtungen – allesamt essenzielle Elemente meines kreativen Schaffens.

Ich teile meine Erfahrungen immer mit den Studenten und frage sie nach ihren Träumen und Wünschen. Interessanterweise haben viele von ihnen ebenfalls den Wunsch zu reisen. Daher bin ich überzeugt, dass jeder die Möglichkeit hat, seinen Traum vom Reisen zu verwirklichen.

Wenn Sie sich selbst in Ihrer Kindheit anrufen könnten, welchen Rat würden Sie sich als Kind geben?

Ich bin überzeugt, dass die Antwort auf diese Frage ganz einfach ist. Zunächst würde ich empfehlen, achtsamer mit der Zeit umzugehen und sie nicht zu vergeuden. Rückblickend erkenne ich, dass ich viel mehr hätte erreichen und erleben können. Zudem rate ich dazu, selbstbewusster und mutiger zu sein – Eigenschaften, die mir in vielen Phasen meines Lebens gefehlt haben. Alle meine Antworten sind ehrlich und spiegeln mich so wider, wie ich bin.

Grundsätzlich bin ich mit meinem aktuellen Geisteszustand und den Entwicklungen in meinem Leben im Alter von 60 Jahren zufrieden. Ich freue mich, erneut am Projekt „Russlands herausragende Deutsche“ teilzunehmen, an dem ich nun schon zum zweiten Mal mitwirke. Mit Begeisterung gehe ich jede Etappe Schritt für Schritt an. Ein herzliches Dankeschön an die Organisatoren.

Igor Dinner wurde in einer russlanddeutschen Familie in Omsk geboren. Im Jahr 2006 begann er sein Studium an der Fakultät für Physik der nach F. Dostojewski benannten Staatlichen Universität Omsk. Während seiner Studienzeit engagierte er sich als Assistent des Rektors für Jugendpolitik und organisierte Weiterbildungsveranstaltungen für Studierende. Nach seinem Abschluss an der Fakultät für Physik setzte Igor 2012 seine akademische Laufbahn mit einem Masterstudium an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften fort. Dort initiierte das Berufsberatungsprojekt „Akademie der Berufsorientierung“, das Schüler in der Region Omsk unterstützte.

Igor schloss den Masterstudiengang mit einem Angebot ab, als Dozent an der Fakultät für Regionalökonomie und Personalwesen der Staatlichen Universität Omsk zu lehren. Im Jahr 2018 verteidigte er seine Doktorarbeit zum Thema Berufsberatung für junge Menschen, in der er die Antworten von über 11.500 Schülern analysierte. Diese Arbeit legte den Grundstein für ein neues Ausbildungssystem für Fachkräfte im Bereich Berufsberatung.

Im Jahr 2022 wurde Igor der akademische Titel eines außerordentlichen Professors verliehen. Er setzt seine wissenschaftliche Tätigkeit fort und arbeitet derzeit an seiner Doktorarbeit über die Arbeitswerte der Russlanddeutschen. Für ihn ist das Unterrichten eine Kunst, was ihn 2020 zum Gewinner des Wettbewerbs der Russischen Gesellschaft „Snanie“ (dt.: Wissen) und zum „Besten Dozenten Russlands“ machte.

Er leitet das Projekt „Wochenende der Berufe“ für Oberstufenschüler und ihre Eltern sowie den Bildungskurs „Schule der Projekttätigkeit“. Diese Initiativen unterstützen junge Menschen dabei, ihre Forschungs- und unternehmerischen Fähigkeiten zu entwickeln. Darüber hinaus führt Igor Schulungen für Schulleiter und deren Führungsteams durch.

Seit 2018 arbeitet er mit dem Deutsch-Russischen Haus in Omsk zusammen und ist als Referent bei interregionalen Projekten aktiv. Igor ist Mitglied mehrerer Fachgremien und öffentlicher Organisationen, wobei sein Engagement darauf abzielt, die Entwicklung von Jugendlichen und Erwachsenen durch moderne Bildungsprogramme voranzutreiben. Sein Ziel ist es, qualitativ hochwertige Bildung sowie persönliche Entwicklung für alle Altersgruppen zu fördern und somit zu ihrem beruflichen und persönlichen Wachstum beizutragen. Lesen Sie das Interview mit Igor Dinner auf unserem Portal.

Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste für einen Vertreter Ihres Berufs?

Ich bin der Überzeugung, dass es von größter Bedeutung ist, den Sinn in der Tätigkeit zu erkenne, die man ausübt – in meinem Fall in der Bildungsarbeit. Wenn der Sinn dieser Arbeit nicht klar ist, fehlt oft die Freude am Prozess.

Gleichzeitig liegt mir viel daran, meine persönlichen und beruflichen Erfahrungen an die Schüler weiterzugeben und die Voraussetzungen zu schaffen, dass jeder Einzelne die beste Version seiner selbst werden kann. Das ist für mich die tiefere Bedeutung meiner Arbeit.

Worauf sind Sie besonders stolz?

Wenn ich über meine berufliche Tätigkeit spreche, gibt es zwei Errungenschaften, auf die ich stolz bin: der Gewinn des gesamtrussischen Wettbewerbs „Liga der Dozenten“ und die Verleihung des Ehrentitels „Bester Dozent Russlands“. Dieser Wettbewerb, organisiert von der russischen Gesellschaft „Snanie“ (dt.: Wissen), verzeichnete eine beeindruckende Teilnehmerzahl von 2.500 Personen. Der Wettbewerb verlief in mehreren Etappen, und die Endrunde fand in Moskau statt. Durch diesen Erfolg wurde mir noch klarer, dass ich meine Berufung darin gefunden habe, sowohl Kinder als auch Erwachsene zu unterrichten.

Ein weiterer Grund für meinen Stolz sind die Bildungsprojekte, die ich für junge Menschen initiiert habe. Seit 2012 führe ich externe Bildungsprojekte in den Bereichen Berufsberatung und Fremdsprachen durch, die auf kommunaler, regionaler und föderaler Ebene evaluiert wurden. Darüber hinaus leite ich ein bedeutendes Projekt im Stadtformat – die „Schule der Projekttätigkeit“. Hier arbeiten wir mit Oberstufenschülern in Form von Schulungen und Gruppenarbeit an verschiedenen sozialen und unternehmerischen Projekten, die wir anschließend für Zuschüsse einreichen. Für viele Teilnehmer hat sich die Teilnahme an diesem Projekt als sozialer Auftrieb erwiesen und ihnen ermöglicht, ihre Träume zu verwirklichen.

Haben Sie in Ihrer Familie bestimmte deutsche Traditionen, die gepflegt werden? Oder gibt es vielleicht etwas typisch Deutsches, das Ihr Zuhause prägt?

In unserer Familie hat die Vorbereitung auf Weihnachten eine lange Tradition. Ein Höhepunkt dieser Vorbereitung ist das Backen von Plätzchen, das von Erzählungen meines Vaters begleitet wird. Er teilt faszinierende Erinnerungen aus seiner Kindheit in dem deutschen Dorf, in dem er aufgewachsen ist. Diese Geschichten sind vielfältig und hinterlassen bei den Kindern (Enkeln) bleibende Eindrücke und Emotionen.

Für die Kinder steht Weihnachten nicht primär im Zeichen von Geschenken oder dem Baum. Vielmehr geht es ihnen um die Geschichten und Gefühle, die beim Backen der Plätzchen nach dem Rezept meiner Urgroßmutter entstehen.

Diese Tradition verbindet uns mit unseren Vorfahren und lässt die Kinder ihre Herkunft sowie ihre deutschen Wurzeln verstehen und schätzen.

Wovon haben Sie als Kind geträumt? Und wovon träumen Sie jetzt?

Schon als Kind träumte ich davon, Menschen zu unterrichten, und diese Vorstellung hat mir sehr gefallen. Besonders aktiv habe ich meine Klassenkameraden und alle Freunde, mit denen ich aufwuchs, „belehrt“. So führte mich das Schicksal in die Welt der Lehre.

Mein Tätigkeitsfeld umfasst nicht nur das Unterrichten an der Universität, sondern auch Business-Schulungen und verschiedene Bildungsprojekte. Ein Kindheitstraum ist somit Wirklichkeit geworden.

Wenn Sie sich selbst in Ihrer Kindheit anrufen könnten, welchen Rat würden Sie sich als Kind geben?

Mehr lesen. Noch mehr (lacht). Und noch mehr Ansprüche an sich selbst stellen.


Der gesamtrussische Wettbewerb „Russlands herausragende Deutsche“ hat zum Ziel, Russlanddeutsche zu identifizieren und zu fördern, die in ihren beruflichen Tätigkeiten anerkannte Erfolge erzielt haben. Dieser Wettbewerb findet bereits zum 14. Mal statt und wird vom Internationalen Verband der deutschen Kultur organisiert. Unterstützen Sie Ihre Favoriten durch Teilnahme an der offenen Online-Abstimmung auf der offiziellen Webseite des Wettbewerbs!

Übersetzt aus dem Russischen von Evelyn Ruge

Rubriken: Wettbewerbe, Ausschreibungen