Wir hatten das Vergnügen, mit den Nominierten des Viktor-Klein-Preises im Bereich Bildung zu sprechen, die im Wettbewerb „Russlands herausragende Deutsche“ ausgezeichnet wurden. Dazu gehören Irina Gensler, Professorin an der nach Waganowa benannten Akademie für Russisches Ballett, Lehrerin für Charaktertanz und Verdiente Künstlerin der RSFSR; Larissa Siemens, Deutschlehrerin mit über 20 Jahren Berufserfahrung und Gewinnerin des Wettbewerbs „Lehrerin des Jahres der Region Altai 2020“; sowie Ida Suchowa, Kandidatin der philologischen Wissenschaften und Dozentin am Lehrstuhl für Fremdsprachen an der Staatlichen Pädagogischen Universität Baschkortostan, die auf mehr als 50 Jahre Erfahrung zurückblicken kann.
Irina Gensler wurde am 22. Juli 1930 in Leningrad in einer russlanddeutschen Familie geboren. Ihr Vater Georgi entstammte einer deutschen Familie aus Jamburg. Im Jahr 1940 begann sie ihre Ausbildung an der Leningrader Choreografieschule ein, die heute als nach Waganowa benannte Akademie für Russisches Ballett bekannt ist. Diese Ausbildung wurde jedoch durch den Krieg unterbrochen. Während der Evakuierung wurde Irina Genslers Vater verhaftet und starb in Haft.
Nach ihrer Rückkehr setzte Irina ihre Ausbildung fort und schloss 1948 erfolgreich an der Ballettschule ab. Im Anschluss daran trat sie dem Mariinski-Theater bei, wo sie sich allmählich von Rollen im Corps de Ballet zu Solorollen hocharbeitete. Über einen Zeitraum von 33 Jahren entwickelte sich Irina zur führenden Charaktertänzerin und übernahm zahlreiche Hauptrollen, darunter die der jungen Zigeunerin in „Die steinerne Blume“ sowie des Gaditanischen Mädchens in „Spartakus“.
Im Jahr 1972 begann Irina Gensler an der nach Waganowa benannten Akademie für Russisches Ballett Charaktertanz zu unterrichten, während sie gleichzeitig ihre Bühnenkarriere fortsetzte. Ihre Lehrtätigkeit führte sie auch ins Ausland nach Ägypten, Italien und Japan. Im Jahr 1981 wurde ihr der Orden „Ehrenzeichen“ verliehen.
Irina arbeitete mit bedeutenden Persönlichkeiten des Balletts zusammen, darunter Juri Grigorowitsch, Choreograph, Ballettmeister und Solist des nach Kirow benannte Leningrader Opern- und Balletttheater, sowie Wasili Wajnonen, Verdienter Künstler der RSFSR und Ballettmeister. Nikolaj Ziskaridse, Volkskünstler der Russischen Föderation, bezeichnet Irina als „herausragende Tänzerin“ und sieht sich selbst als ihren Schüler. Nach dem Ende ihrer Karriere als Tänzerin setzte Irina Gensler bis 2023 ihre Lehrtätigkeit an der Akademie fort. Ihr Beitrag zur Kunst wurde mit den Preisen „Seele des Tanzes“ und „Anerkennung“ gewürdigt.
Heute lebt Irina Gensler mit ihrer Familie in Wsewoloschsk im Gebiet Leningrad. Ihr Leben und ihre Karriere haben das russische Ballett nachhaltig geprägt, und ihr Unterricht hat zahlreiche Generationen von Tänzern ausgebildet.
Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste für einen Vertreter Ihres Berufs?
Für einen Balletttänzer sind eine gute Gesundheit und ein starker Wille von entscheidender Bedeutung. Neben natürlichen Talenten ist es essenziell, die Fähigkeit zu besitzen, Herausforderungen mit Ausdauer zu meistern.
Ebenso spielt die Leidenschaft für den Beruf eine zentrale Rolle.
Worauf sind Sie besonders stolz?
Ich bin stolz auf die Errungenschaften, die ich in meiner beruflichen Laufbahn erzielt habe, insbesondere auf meinen Erfolg im Theater. Besonders hervorheben möchte ich meine Tätigkeit an dem nach Kirow benannten Theater in Leningrad.
Gibt es in Ihrer Familie irgendwelche deutschen Traditionen? Oder vielleicht etwas typisch Deutsches zu Hause?
In meinem Wesen spiegeln sich die deutsche Pflichttreue und Ordentlichkeit wider. Ordnung und Disziplin sind Werte, die ich von meinen Vorfahren übernommen habe.
In meiner Kindheit waren wir von zahlreichen deutschen Traditionen geprägt, darunter Feste, bei denen traditionelle Gerichte wie Frikadellen und verschiedene Salate serviert wurden.
Wovon haben Sie in Ihrer Kindheit geträumt und wovon träumen Sie heute?
In meiner Kindheit hegte ich den Traum, Tänzerin zu werden und Teil eines großen Balletts zu sein. Heute hingegen sehne ich mich nach einem ruhigen Leben, in dem ich wertvolle Zeit mit meiner Familie und meinen Liebsten verbringen kann.
Wenn Sie sich selbst in Ihrer Kindheit anrufen könnten, welchen Rat würden Sie sich als Kind geben?
Ich würde mir selbst den Rat geben, meine Eltern stets mit Liebe und Respekt zu behandeln und auch meine berufliche Leidenschaft zu pflegen.
Larissa Siemens ist seit ihrer Kindheit tief in die Welt des Lehrerberufs eingetaucht. Aufgewachsen in einer Lehrerfamilie, hatte sie das Privileg, die Arbeit ihrer Mutter hautnah zu erleben, die sie oft mit zur Schule nahm und aktiv in den pädagogischen Prozess einbezog. Diese Eindrücke legten den Grundstein für ihren Wunsch, ihr Leben der Bildung zu widmen.
Nach ihrem Abschluss an einem Kolleg für Lehramt in Slawgorod, gelegen in der Region Altai, setzte Larissa ihr Studium an der Pädagogischen Universität Barnaul fort. Seit nunmehr 24 Jahren ist sie im Bildungsbereich tätig, davon 21 Jahre als Lehrerin in Schulklassen, wo sie täglich neue und spannende Unterrichtsstunden für ihre Schüler gestaltet. Ihr Unterricht zeichnet sich durch Kreativität und Liebe zum Detail aus, wodurch jede Stunde zu einem einzigartigen Erlebnis wird.
In der Schule, in der sie unterrichtet, spielt die deutsche Sprache eine besondere Rolle. Daher legt Larissa großen Wert auf die ethnokulturelle Bildung ihrer Schüler. Sie organisiert Ausflüge zu Schul- und Freilichtmuseen, bei denen die Kinder das Leben und die Kultur der Russlanddeutschen kennenlernen können. Darüber hinaus nehmen ihre Schüler aktiv an ethnokulturellen Wettbewerben, Projekten und Olympiaden teil, was ihnen hilft, ihre Wurzeln besser zu verstehen und zu spüren.
Um ihre pädagogischen Fähigkeiten kontinuierlich zu erweitern, engagiert sich Larissa aktiv in sprachlichen und ethnokulturellen Seminaren sowie Fortbildungen, die vom Internationalen Verband der deutschen Kultur und dem Institut für ethnokulturelle Bildung „BiZ“ organisiert werden. Diese Veranstaltungen bieten ihr die Möglichkeit, sich inspirieren zu lassen und innovative Techniken in ihren Unterrichtsprozess zu integrieren, um diesen abwechslungsreich und effektiv zu gestalten.
Im Einklang mit modernen Trends führt Larissa zudem Elemente der digitalen Pädagogik in ihren Unterricht ein. Der Einsatz von Video-, Audio- und anderen Multimediaformaten ermöglicht es ihr, das Lehrmaterial interessanter und zugänglicher zu gestalten – besonders wichtig beim Erlernen der deutschen Sprache und Kultur.
Larissa empfindet große Zufriedenheit in ihrer Arbeit, wenn sie positive Veränderungen bei ihren Schülern beobachten kann. Ihr Hauptziel ist es, Wissen zu vermitteln und in ihren Schülern eine Liebe zur deutschen Sprache und Kultur zu wecken, ebenso wie den Respekt vor anderen Nationen und das Verständnis für die Bedeutung des historischen Erbes. Sie setzt sich leidenschaftlich dafür ein, Werte wie Freundlichkeit, Respekt gegenüber der älteren Generation und Verantwortung für das eigene Handeln zu fördern.
Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste für einen Vertreter Ihres Berufs?
Für jeden Menschen, unabhängig von seinem Beruf, ist es von großer Bedeutung, die eigene Arbeit mit Professionalität und Anstand auszuführen. Für einen Lehrer bedeutet Professionalität, dass er in der Lage ist, Schüler zu inspirieren und zu motivieren, ihnen das Wissen zu vermitteln, das er selbst erworben hat, und eine vertrauensvolle Beziehung zu den Kindern aufzubauen.
Eine der zentralen Eigenschaften eines Lehrers ist Geduld, denn Lehren und Erziehung sind Prozesse, die Zeit benötigen.
Ein geduldiger Lehrer erkennt, dass sich Erfolg nicht immer sofort einstellt und dass alles Zeit sowie engagierte Arbeit erfordert. Nur auf diese Weise können Kinder ihre besten Eigenschaften entfalten und zu wertvollen Mitgliedern der Gesellschaft heranwachsen.
Worauf sind Sie besonders stolz?
Mein größter Stolz war und ist stets meine Familie – insbesondere meine Kinder, in die ich nicht nur meine Seele, sondern auch all meine beruflichen Qualitäten investiert habe. Unabhängig von den Meinungen anderer sind für mich Familie und familiäre Werte das Fundament des Lebens. Sie bieten mir eine verlässliche Stütze in allen Lebenslagen. Es ist kaum zu leugnen, dass jeder Mensch stolz auf seine Errungenschaften ist, und ich bilde da keine Ausnahme. Besonders stolz bin ich auf meinen Titel „Lehrerin des Jahres der Region Altai 2020“, auf meine Siege in verschiedenen beruflichen Wettbewerben sowie auf meine kontinuierlichen Fortschritte in der Philologie und Linguistik. Diese Erfolge motivieren mich, immer weiterzumachen und neue Höhen zu erreichen.
Gibt es in Ihrer Familie irgendwelche deutschen Traditionen? Oder vielleicht etwas typisch Deutsches zu Hause?
Ja, selbstverständlich. Wir pflegen sowohl deutsche als auch russische Traditionen mit großer Wertschätzung. Besonders in der Familie feiern wir deutsche Weihnachten und Ostern.
Zudem koche ich leidenschaftlich gerne traditionelle Gerichte aus der russlanddeutschen Küche: Ich backe Waffeln, bereite Strudel zu und mache Krebli.
Darüber hinaus lege ich großen Wert auf Sauberkeit und Ordnung in meinem Zuhause, Eigenschaften, die der deutschen Pedanterie und Präzision entsprechen.
Wovon haben Sie als Kind geträumt? Und wovon träumen Sie jetzt?
Schon in meiner Kindheit hegte ich den Traum, Lehrerin zu werden. Das Spiel „Schule“ bereitete mir große Freude, und letztendlich hat sich dieser Traum erfüllt. Besonders meine Leidenschaft für Geografie blühte während meiner Schulzeit auf, angeregt durch meinen Lehrer. In diesem Zusammenhang entwickelte ich den Wunsch, die Welt zu bereisen. Bemerkenswerterweise träume ich auch heute noch davon.
Wenn Sie sich selbst in Ihrer Kindheit anrufen könnten, welchen Rat würden Sie sich als Kind geben?
Wenn ich die Möglichkeit hätte, mein jüngeres Ich anzurufen, würde ich mir folgenden Rat mit auf den Weg geben: Fürchte dich nicht vor Herausforderungen und scheue dich nicht, ihnen entgegenzutreten. Das Leben ist ein ständiger Prozess aus Versuch und Irrtum. Es besteht aus Augenblicken, die weder richtig noch falsch sind, sondern einfach so existieren, wie sie sind – unvollkommen, so wie das Leben eines jeden von uns.
Ida Suchowa (geb. Eisner) wurde am 1. Februar 1938 geboren. Nach ihrer Ernennung zur Kandidatin der philologischen Wissenschaften war sie von 1968 bis 2013 als Dozentin am Lehrstuhl für Fremdsprachen der Staatlichen Pädagogischen Universität Baschkortostan tätig. Insgesamt widmete sie 52 Jahre ihrem pädagogischen Wirken, davon 45 Jahre an der Staatlichen Pädagogischen Universität Baschkortostan (der heutigen nach M. Akmulla benannten Staatlichen Pädagogischen Universität Baschkortostan). In dieser Zeit prägte sie über tausend angehende Lehrerinnen und Lehrer, die nicht nur in Baschkortostan, sondern auch in ganz Russland sowie in Ländern wie Deutschland, England, Italien, Ungarn, der Türkei, den USA und Frankreich tätig sind.
Während ihrer Karriere veröffentlichte Ida mehr als 60 wissenschaftliche, pädagogische und methodische Arbeiten. Dazu zählen unter anderem Bücher und Programme für Lehrer und Schüler, die in Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Fachleuten entstanden sind. Zu ihren Werken gehören die Lehrhandbücher für das Lehrwerk „Miteinander“, die Publikation „Deutsch heute und morgen“ für Schulen mit fortgeschrittenem Deutschunterricht sowie Fremdsprachenprogramme für Schulen in Baschkortostan. Im Jahr 1994 initiierte sie die Gründung der Assoziation der Deutschlehrer der Republik Baschkortostan.
Ida engagierte sich aktiv auf internationalen Symposien, Kongressen und Kolloquien in verschiedenen Ländern, darunter Deutschland, Österreich, die Niederlande, die Schweiz und Polen. Für ihre langjährige Arbeit wurde sie mit dem Abzeichen „Ehrenvolle Lehrkraft der höheren Berufsbildung der Russischen Föderation“ ausgezeichnet und erhielt Dankesschreiben verschiedener Organisationen für ihren Beitrag zur Entwicklung des Deutschunterrichts. Im Jahr 2013 wurde ihr die Medaille „250 Jahre Dienst für das russischen Vaterland“ verliehen, und im Jahr 2014 ehrte sie der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland für ihren Beitrag zu den deutsch-russischen Beziehungen.
Auch nach ihrer Pensionierung bleibt Ida Scuhowa aktiv. Sie hält Vorträge über Methoden im Fremdsprachenunterricht und führt Seminare sowie Workshops für Lehrkräfte durch. Darüber hinaus spielt die soziale Arbeit eine bedeutende Rolle in ihrem Leben. Ida war an der Gründung der Gesellschaft der Deutschen der Republik Baschkortostan „Wiedergeburt“ beteiligt und ist seit über 15 Jahren Mitglied des Gemeinsamen Rates des Bundes der Deutschen der Republik Baschkortostan sowie der National-Kulturellen Autonomie der Deutschen dieser Region.
Ida ist ein inspirierendes Vorbild für zukünftige Generationen von Lehrkräften und leistet weiterhin einen wertvollen Beitrag zu Bildung und Kultur. Im Jahr 2023 feierte sie ihren 85. Geburtstag und bleibt eine aktive Teilnehmerin am beruflichen und öffentlichen Leben.
Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste für einen Vertreter Ihres Berufs?
Oh, das Wichtigste in meinem Beruf...
Es fällt mir schwer, nur einen Aspekt als den wichtigsten zu benennen, denn jeder einzelne ist von Bedeutung.
Nach 58 Jahren in diesem Beruf kann ich sagen, dass es verlockend ist zu sagen, die Liebe zum eigenen Beruf, die fachliche Kompetenz und die Fähigkeit, Wissen weiterzugeben, seien die zentralen Elemente.
Worauf sind Sie besonders stolz?
Ich bin besonders stolz darauf, dass ich 58 Jahre in diesem Beruf tätig war.
In den 51 Jahren meiner Laufbahn gibt es keine Schule in der Republik, die nicht meine Absolventen hat.
Ich kann jede Schule, jedes Dorf, jeden Stadtkreis besuchen und weiß sofort, wer dort Deutsch unterrichtet. Zunächst habe ich eine lange Zeit Deutsch unterrichtet, bevor ich zur Methodik wechselte und auch die Fächer deutsche, englische und französische Methodik vermittelte. Praktisch alle Fremdsprachenlehrer, die in diesen 51 Jahren ausgebildet wurden, haben von meinem Unterricht profitiert.
Gestern erhielt ich einen Anruf von einer ehemaligen Studentin, die im Jahr 1989 seinen Abschluss gemacht hat – das ist nun genau 35 Jahre her. Sie wollte dieses Datum feiern und lud mich ein. Es ist eher üblich, zu 5- oder 10-jährigen Jubiläen einzuladen, aber hier handelt es sich um ein 35-jähriges Jubiläum, was mich überrascht hat. Die Dankbarkeit der Menschen ist überwältigend. Ich bleibe meinem Beruf treu; das Unterrichten liegt mir im Blut. Ich bin überzeugt davon, dass ich die richtige Wahl getroffen habe und bin mir selbst dafür dankbar.
Gibt es in Ihrer Familie irgendwelche deutschen Traditionen? Oder vielleicht etwas typisch Deutsches zu Hause?
Ja, in meinem Zuhause finden sich viele typisch deutsche Elemente.
Ich bin in einer traditionell deutschen Familie aufgewachsen und wurde von meiner Großmutter in einem deutsch geprägten Umfeld großgezogen.
Während des Krieges wurden meine Mutter und meine Tante aus Saratow evakuiert, und mein Vater wurde zur Armee eingezogen, sodass ich bei meinen Großeltern blieb. Mein Großvater sprach zwar gut Russisch, doch in der Familie wurde ausschließlich Deutschgesprochen, und wir hielten alle deutschen Traditionen hoch. Von klein auf habe ich die deutsche Kultur in mich aufgenommen, was mir in meiner späteren Tätigkeit als Deutschlehrerin sehr zugutekam.
Beim Unterrichten legte ich stets Wert darauf, meinen Studierenden nicht nur die Sprache, sondern auch die Kultur des deutschen Volkes näherzubringen. Ich hielt es für essenziell, die Sprache im Kontext ihrer kulturellen Traditionen zu vermitteln. So versuchten wir, deutsche Bräuche nicht nur an der Universität zu leben, sondern auch im Alltag.
Ich teilte mit meinen Studierenden Rezepte für traditionelle deutsche Gerichte, die sie zubereiteten und zum Unterricht mitbrachten. Wir feierten Feste, färbten Eier zu Ostern und die Studierenden berichteten auf Deutsch darüber. Die deutsche Kultur war sowohl in meinem Zuhause als auch in meiner Arbeit stets präsent.
Zu Hause streben wir ein harmonisches Gleichgewicht zwischen deutschen und russischen Traditionen an, da mein Mann Russe ist. Wir feiern sowohl deutsche als auch russische Feiertage: An Weihnachten bereiten wir deutsche Spezialitäten zu und gedenken gleichzeitig unserer Helden an den russischen Feiertagen. In unserem Zuhause findet ein lebendiger Dialog der Kulturen statt.
Es ist schwer zu sagen, welche Aspekte unsers Lebens rein deutsch geblieben sind, denn seit 1941 hat sich vieles verändert. Dennoch bewahre ich einige alte Fotos auf, die mich an meine deutschen Wurzeln erinnern. Einige kleine Dinge und Traditionen haben über die Jahre überdauert und leben weiterhin in unserer Familie fort.
Wovon haben Sie als Kind geträumt?
In meiner Kindheit waren meine Träume eng mit den Bedingungen und der Umgebung verbunden, in der ich lebte. Wir lebten in Ostsibirien, und in unserer Nachbarschaft lebte eine Familie, mit der ich befreundet war. Der Vater dieser Familie arbeitete bei der Bergwacht – ein Beruf, der mit viel Risiko und Verantwortung einherging und mich tief beeindruckte. Ich träumte davon, Retterin zu werden, da ich das Heldentum und die Bedeutung dieses Berufes unter diesen Bedingungen erkannte.
Ich war ein sehr aktives und bewegliches Kind, das auf jeden Baum klettern konnte. Man traute mir sogar zu, Pinienkerne von den höchsten Bäumen zu sammeln. Mein Wunsch, Retterin zu werden, speiste sich nicht nur aus meiner Bewunderung für diesen Beruf, sondern auch aus meiner natürlichen Aktivität und meinen Mut.
Wovon träumen Sie heute?
Jetzt, im reiferen Alter, sind meine Träume bescheidener und geerdeter. Vor allem sehne ich mich nach Gesundheit, denn sie bildet die Grundlage für alles andere. In der Vergangenheit habe ich bereits ein Buch der Erinnerungen verfasst, in dem ich versucht habe, bedeutende Momente und Ereignisse meines Lebens sowie Begegnungen mit wunderbaren Menschen festzuhalten. Dennoch ist mir bewusst, dass ich für viele Erlebnisse, die ebenfalls einen Platz in diesem Buch verdient hätten, nicht die Zeit gefunden habe, sie niederzuschreiben.
Mein gegenwärtiger Traum besteht darin, die Gelegenheit zu finden, meine Erinnerungen zu vervollständigen und zu überarbeiten, um sie noch umfassender und interessanter zu gestalten. Zudem möchte ich meine Arbeit zur Wiederherstellung der Geschichte und der Erinnerung an unsere Familie und unser Volk fortsetzen. Vielleicht gelingt es mir mit Unterstützung von Kollegen und Gleichgesinnten, ein weiteres Buch zu veröffentlichen, das all die Ereignisse und Menschen widerspiegelt, denen ich in meinem Leben begegnet bin.
Es ist mein Wunsch, ein Buch der Erinnerungen herauszugeben, das nicht nur meine eigenen Geschichten umfasst, sondern auch die Erinnerungen anderer Menschen. Es ist von großer Bedeutung, die Erinnerung an unsere Vergangenheit zu bewahren und sie an zukünftige Generationen weiterzugeben. Gemeinsam mit meinen Kollegen könnten wir neues Material sammeln und die Veröffentlichung noch vollständiger und ansprechender gestalten.
Wenn Sie sich selbst in Ihrer Kindheit anrufen könnten, welchen Rat würden Sie sich als Kind geben?
Wenn ich die Möglichkeit hätte, mit meinem jüngeren Ich zu sprechen, würde ich mir folgende Ratschläge mit auf den Weg geben:
• Pflege und schätze Freundschaften: Achte darauf, stets vertrauenswürdige Freunde an deiner Seite zu haben. Diese Menschen sind es, mit denen du durchs Leben gehen kannst – sie unterstützen dich in schwierigen Zeiten und teilen deine Freude in glücklichen Momenten. Solche Freunde hatte ich, und sie haben eine entscheidende Rolle in meinem Leben gespielt.
• Sei freundlich und offen: Lerne neue Menschen kennen, lerne von ihnen und teile dein Wissen. Das Leben hält viele Herausforderungen bereit, doch mit guten Menschen um dich herum wird alles leichter.
• Hab keine Angst zu träumen und dir hohe Ziele zu setzen: Auch wenn die Bedingungen, unter denen du lebst, schwierig sind, solltest du weiterhin träumen und nach dem Besten streben. Der Traum, Retterin zu werden, hat sich zwar nicht erfüllt, aber er hat mir Mut und Entschlossenheit verliehen.
• Gesundheit ist das Wichtigste: Denk daran, dass Gesundheit die Grundlage für alles ist. Kümmere dich um dich selbst und um deine Liebsten, damit du die Kraft hast, deine Ziele zu erreichen.
Der gesamtrussische Wettbewerb „Russlands herausragende Deutsche“ hat zum Ziel, Russlanddeutsche zu identifizieren und zu fördern, die in ihren beruflichen Tätigkeiten anerkannte Erfolge erzielt haben. Dieser Wettbewerb findet bereits zum 14. Mal statt und wird vom Internationalen Verband der deutschen Kultur organisiert. Unterstützen Sie Ihre Favoriten durch Teilnahme an der offenen Online-Abstimmung auf der offiziellen Webseite des Wettbewerbs!
Übersetzt aus dem Russischen von Evelyn Ruge