In diesem Jahr wurde in der Kategorie „Kunst“ (Anna-German-Preis) des Gesamtrussischen Wettbewerbs „Russlands herausragende Deutsche“ die berühmte sowjetische und russische Theater- und Filmschauspielerin, Volkskünstlerin der UdSSR, Staatspreisträgerin Alissa Freindlich nominiert.
Alissa Freindlich wurde am 8. Dezember 1934 in einer Theaterfamilie in Leningrad geboren. Die Eltern der zukünftigen Legende des sowjetischen und russischen Theaters und Kinos Bruno Freindlich und Ksenija Fedorowa trafen sich bei den Leningrader Schauspielkursen. Ihre Vorfahren väterlicherseits zogen auf Einladung von Peter I. aus Deutschland nach Russland um und wurden als Glasbläser berühmt. In der Familie der Schauspielerin befindet sich noch heute eine von ihnen hergestellte antike Glaskugel. Ein weiteres Familienerbstück ist der Antrag auf russische Staatsbürgerschaft des Großvaters der Schauspielerin Artur Christian Freindlich. Das Dokument stammt aus dem Jahr 1894 und wurde in der Ausstellung gewidmet der Dynastie Freindlich im Museum für Theater und Musik 2014–2015 gezeigt.
Der Vater der Schauspielerin Bruno Freindlich spielte in mehr als 40 Filmen sowie auch im Theater. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er mit der ganzen Theatertruppe nach Taschkent evakuiert. Andere deutschen Verwandten – der Onkel von Alissa Freindlich und seine Frau, Absolventen des Konservatoriums, sind wie tausende andere Sowjetdeutsche in die Mühlsteine der Unterdrückung geraten und wurden später erschossen. Alissa und ihre Mutter entkamen der Deportation, sie blieben in der Stadt an der Newa und überlebten den ganzen Schrecken der Leningrader Blockade. Viel später wird Alissa Freindlich eine der Hauptrollen in der Miniserie „Martas Linie“ (2014) spielen, deren Ereignisse sich in den Jahren der Blockade abspielen.
Künstlerische Begabung von Alissa Freindlich zeigte sich noch in der Kindheit: im Alter von drei Jahren besuchte sie schon die Diplomtheaterstücke ihres Onkels und dann in der Schule einen Theaterclub unter der Leitung der berühmten Schauspielerin Maria Priswan-Sokolowa. Mit einer starken Stimme (hohe Mezzosopranistin) dachte Alissa sogar über die Opernbühne nach, trat aber in die Fußstapfen ihres Vaters und ging ins Leningrader Ostrowskij-Theaterinstitut.
„Theater ist für mich wie Fortsetzung der Kindheit. Denn für mich ist das Bühnenspiel in erster Linie das kindliche Vertrauen in die gegebenen Umstände. Denn niemand glaubt so an das Spiel und an die Umstände, wie Kinder. Schließlich gibt es auf der Bühne keine Verkörperung ohne Vorstellungskraft“, sagt später Alissa Freindlich.
Nach dem Erfolg der Hauptrolle in ihrer Diplomaufführung wurde Alissa Freindlich in die Truppe des Leningrader Komissarschewskaja-Dramatheaters eingeladen (1957). Während der vierjährigen Tätigkeit im Theater spielte sie mehr als 10 Rollen. In dieser Zeit debütierte sie auch in zwei Filmen.
1961 zieht die Schauspielerin an das Leningrader Akademische Theater, dessen Repertoire für die nächsten 22 Spielzeiten ohne die von Alissa Freindlich gespielten Rollen kaum vorstellbar ist. Dies ist die Blütezeit ihrer Theaterkarriere, und nach der Filmrolle in „Büroraffäre“ von Eldar Rjasanow (1977) erhielt die Schauspielerin nicht nur gute Einschätzungen von Filmkritikern, sondern verliebte in sich auch das sowjetische Publikum in allen Ecken des Landes. Die Schauspielerin verkörperte das unvergessliche Bild der Heldin Ljudmila Prokofiewna Kalugina („Mymra“).
Insgesamt hat die Schauspielerin rund 90 Rollen im Kino – viele davon sind im Goldfonds des sowjetischen und russischen Kinos vertreten. Bedeutsam wurden auch die Rollen im Film von Andrei Tarkowski „Stalker“ (1979), im Film „D'Artagnan und die drei Musketiere“ (1979), im Drama „Eine bittere Romanze“ (1984) und andere. In letzter Zeit widmet sich die Schauspielerin mehr dem Theater.
Von 1983 bis heute spielt Alissa Freindlich im Großen Towstonogow-Dramatheater, wo sie bereits rund 20 Rollen gespielt hat. Auf der Bühne des Theaters wurde der alte Traum der Schauspielerin – die Rolle von Lady Macbeth – wahr.
Alissa Freindlich wurde der Orden der Ehre „Für einen großen Beitrag zur Entwicklung der einheimischen Kultur und Kunst, langjährige schöpferische Tätigkeit“ (2014) verliehen. Sie erhielt auch die Orden „Für Verdienste um das Vaterland“ (2004, 2009), den Orden der Freundschaft (1995). Sie ist Ehrenbürgerin der Stadt St. Petersburg, 2018 wurde sie mit dem Preis der Regierung von St. Petersburg im Bereich Kultur und Kunst ausgezeichnet.
Die Schauspielerin erhielt 2016 ein ungewöhnliches Geschenk. Im Rahmen der Aktion für das Jahr des Kinos haben die Tomsker Deutsche zu Ehren berühmter Schauspieler die Zedern gelandet. Wladimir Beitinger, der Teilnehmer der Zeremonie, ein weltberühmter Chirurg und Preisträger des Wettbewerbs „Russlands herausragende Deutsche“ in der Kategorie „Wissenschaft“ (Boris-Rauschenbach-Preis), flog persönlich nach St. Petersburg, um der Schauspielerin das persönliche Zertifikat zu überreichen.
Aufgrund des unschätzbaren Beitrags von der Schauspielerin zur Entwicklung der Kunst wurde Alissa Freindlich laut Entscheidung des Organisationskomitees 2019 mit dem Preis des Gesamtrussischen Wettbewerbs „Russlands herausragende Deutsche“ in der Kategorie „Kunst“ (Anna-German-Preis) ausgezeichnet.
Die Gewinner der Nominierungen in den Kategorien „Sport“, „Wissenschaft“, „Pädagogik“ und „Ziviles Engagement“ werden traditionell im Rahmen einer offenen Online-Abstimmung vom 12. August bis 8. September auf der Website des Wettbewerbs ermittelt werden.